Vortrag: Berufliche Chancen für jugendliche MigrantInnen in M-V

Morgen veranstaltet das Psychosoziale Zentrum für Migranten in Vorpommern (PSZ) den Fachtag Chancen beruflicher Integration jugendlicher MigrantInnen in Mecklenburg-Vorpommern und lädt alle Interessierten herzlich zur Teilnahme daran ein.

psz greifswald Eine Attraktivitätssteigerung Mecklenburg-Vorpommerns für Migranten und Migrantinnen stelle nach Aussagen Katriona Dannenbergs (PSZ) eine demographische Notwendigkeit dar, um den durch Abwanderung und sinkende Geburtenrate bedingten Bevölkerungsverlust im nordöstlichsten Bundesland zu kompensieren, „doch auch MigrantInnen bleiben nur hier, wenn sich ihnen eine berufliche Perspektive bietet„.
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Gerade junge Migranten aus bildungsfernen Schichten haben Schwierigkeiten, auf dem ohnehin schon engen Arbeitsmarkt Mecklenburg-Vorpommerns Fuß zu fassen. Die eingeladene Referentin Frau Dr. Margit Maronde-Heyl von der RAA M-V wird

psz-hgwaufzeigen, wie durch verbesserte Sprachförderung schon in der Schulzeit entscheidende Weichen gestellt werden können.
Frau Ulrike Seemann-Katz vom Flüchtlingsrat M-V wird darstellen vor welchen Problemen jugendliche Flüchtlinge bei ihrer Suche nach Arbeit stehen„.

Nach den beiden Vorträgen wird eine Podiumsdiskussion mit einem leitenden Vertreter der Arge Greifswald, einem Arbeitgeber der Region und Mitarbeitern der Migrationsarbeit stattfinden.

Fakten: 17.03. | 15-19 Uhr | Lutherhof | kein Eintritt

Die Grenze des guten Geschmacks

In wenigen Minuten startet der Auftakt des relativ einhellig diskutierten „packenden Event- Zweiteilers Die Grenze„.

die grenze rostockDie Zutaten für das schnöde Spektakel sind relativ einfach zusammengemischt: Wirtschaftskrise, explodierende Benzinpreise, ein superreicher Rechtsextremist, Ein Prise Terrorismus mit Anschlägen und allem Pipapo, Verfassungsschutz, eine Lovestory, ein schmucker Benjamin Fürmann und eine Partei, die im Laufe des Films die sozialistische Republik Mecklenburg-Vorpommern ausruft und die neue nationale Volksarmee gründet.

Die neue Linkspartei weist frappierende Ähnlichkeiten mit der bekannten Linkspartei auf und man singt beide Filmteile lang das Wiegenlied der Extremismusbekämpfung. Damit ist eigentlich schon alles gesagt und wer nicht auf deutsche Spielfilme in blassen Farben mit triefigem Happyend steht, kann sich den Film eigentlich schenken.

„FREUEN TUE ICH MICH, WENN HANSA DEUTSCHER MEISTER WIRD“

Für alle, die regelmäßig in Rostock sind oder dort sogar wohnen, ist das mäßig unterhaltsame Machwerk natürlich ein Muss, denn Die Grenze spielt in der norddeutschen Hansestadt. Das Wirtschaftsministerium MV bezuschusste die Produktion mit insgesamt 160.000 Euro und wird derzeit heftig dafür kritisiert: „Die Mittel für wirtschaftliche Filmförderung seien dazu gedacht, die wirtschaftliche Entwicklung im Land zu unterstützen. Bereits im Januar dieses Jahres war über die wirtschaftliche Filmförderung bei einer Anhörung im Bildungsausschuss des Landtags gestritten worden. Vertreter der heimischen Filmbranche hatten kritisiert, dass Millionen-Produktionen wie der „Ghostwriter“ von Roman Polanski vom Land gefördert werden, lokale Akteure dagegen kaum profitieren.“

Fakten: 15./16.03. | 20:15 | Sat1

INTELLIGENTE SATIRE ÜBER DIE WIEDERERRICHTUNG DER MAUER

martin sonnebornWer seine Zeit nicht mit der Grenze verschwenden will, sich aber trotzdem über neuerliche Ambitionen, die Mauer wiederzuerrichten, amüsieren kann, sollte sich den Film Die Partei vom ehemaligen TITANIC-Chefredakteur Martin Sonneborn zu Gemüte führen. Der kongeniale Satiriker wusste schon 2008 mit seinem dokumentarischen Film Heimatkunde zu überzeugen. Damals unternahm er eine dreiwöchige Wanderung und umkreiste Berlin. Dabei entstand eine wunderbare mentalitäre Bestandsaufnahme.
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Im Film Die Partei versuchen Sonneborn und sein Team, eine populistische Partei aus dem Boden zu stampfen, die sich anschickt, die Mauer wieder aufzubauen um die neuen Bundesländer auszusperren. Die größte Freizeitbaddichte der Welt hätte ihren Preis und die alten Bundesländer darbten dahin. Geschlossene Schwimmbäder und kaputte Straßen zeugen davon. Wärmstens zu empfehlen!

Gastbeitrag: Der kernlose Mythos Ernst Moritz Arndt

Ein Gastbeitrag von Alexander Köcher

Am 17. März wird der Senat der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald über die Ablegung ihres Namenspatrons abstimmen. Viel ist in den vergangenen Monaten darüber debattiert worden und es ist damit ein Diskurs entstanden, der in diesem Zusammenhang höchst überfällig war. Ernst Moritz Arndt war ein antisemitischer Hetzer, Franzosenhasser und völkischer Nationalist, sagen die einen. Ernst Moritz Arndt war ein standhafter Vorkämpfer gegen Unterdrückung und für Demokratie und Freiheit, sagen die anderen.

Der Austausch der Argumente für diese divergierenden Positionen ist nicht immer sachlich verlaufen – so wie das bei politischen Debatten oft der Fall ist, weil das Politische auch von Befindlichkeiten lebt und eben häufig agonistisch statt konsensual funktioniert. Deshalb ist die vielfach angebrachte Kritik an der Debattenkultur, wie sie sich hier vollzogen hat, unberechtigt.

Verdichtungssymbol kultureller Identität

Für die hiesige Bevölkerung ist der Name eine Herzensangelegenheit; der gebürtige Rüganer Arndt ist in der Region ein Verdichtungssymbol kultureller Identität. Nicht nur die Universität, sondern auch Straßen und Schulen tragen seinen Namen. In Leserbriefen der Greifswalder Lokalausgabe der Ostseezeitung sind deshalb zugezogene Studierende und Professoren, die sich gegen den zweifelhaften Patron ausgesprochen haben, mit Hass und Häme überzogen worden.

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Hedonistische Invasion auf der Herr Walter

M.u.S.i.K., eine Greifswalder Sektion der Hedonistischen Internationalen, lädt heute Abend zum Tanz auf die Herr Walter ein. Der noch relativ jungfräuliche Veranstaltungsort wird die Experten in Sachen humorvoller Subversion zum ersten Mal beherbergen.

Das Eventschiff liegt im Hafen unweit des Alten Speichers und bereichert als neue kulturelle Anlaufstelle von dort aus das dieserorts nicht unbedingt als mannigfaltig zu charakterisierende Angebot angemessener Ausgehmöglichkeiten.

“The only good system is a Soundsystem!“

Die Hedonisten wollen mit den Einnahmen des Abends die notwendig gewordenen Reperaturen am kleinen Rabauken refinanzieren und gemeinsam das Ende der Winterkur feiern.

rabauke1„Das kleine Rabauke, unser williges mobiles Soundsystem, das uns überall begleitete, zeigte erste Ermüdungserscheinungen. Ein Bruch des Querträgers drohte den Rabauken bewegungsunfähig zu machen, durchgebrannte Endstufen hätten ihn fast verstummen lassen… Jedoch wendet sich alles zum Guten! Dank eines lieben Menschen, der des Schweißens fähig ist, wurde das Gerüst des Kinderwagens stabilisiert und ist somit bereit für neue Touren. Auch an der technischen Ausstattung hat sich einiges verändert und das Rabauke wird Euch einige Sommernächte wieder akustisch versüßen können.

Das Comeback des mobilen Soundsystems soll das Eventschiff zum Loveboat machen und wird von den hiesigen DJs npln, HaNNaH, we primavera, Schnaps &Glitzer und Sander Bekeschus musikalisch unterstützt. Letzterer soll sogar mit einem Live-Set aufwarten.

Für die beste Party des Restmärzes wird — wenig überraschend — feinste elektronische Tanzmusik versprochen.

Fakten: 12.03. | 22 Uhr | Herr Walter | 3 EUR

Comics über die DDR in der Stadtbibliothek

Seit gestern gastiert die Comicausstellung Da war mal was… in der Greifswalder Stadtbibliothek Hans Fallada. Die Comic-Serie erschien im Berliner Tagesspiegel, und ging ab dem Sommer 2009 als Ausstellung auf Reisen.

Zeichner Felix „Flix“ Görmann verarbeitet in den bisher 40 erschienenen Episoden „Erinnerungen an hier und drüben, an DDR und Bundesrepublik, an Demokratie und Diktatur“ und offeriert einen etwas anderen Zugang zu deutsch-deutscher Geschichte.

DDR-Comic

Die zwanzig ausgestellten Comics wurden durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur aufgelegt und werden im A1-Format präsentiert.

Auch die Deutsche Welle hat einen Beitrag über den Comic-Zeichner veröffentlicht:

Historischer Plan der Stadt Greifswald

Vor kurzem fiel mir ein alter Greifswalder Stadtplan in die Hände, eigentlich ein Muss für Fans! Antiquar Dr.Ulrich Rose wusste auf Nachfrage auch einiges über den Verlag Julius Abel zu berichten, der die Karte einst herausgab.

Abel begann seine verlegerische Tätigkeit in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts. Die letzten Verlagserzeugnisse bei mir waren Vorlesungsverzeichnisse bis 1951, danach habe ich nichts mehr von ihm. Das Adreßverzeichnis des deutschen Buchhandels 1896 nennt als Julius Abels Gründungsjahr 1850, Fernsprecher Nr. 5, aber keine Adresse. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts arbeiteten Adler (später Panzig) und Abel parallel.

Straßennamen als zeitgenössischer Ausdruck einer Gesellschaft

Lohnenswert ist ein Blick auf die Straßennamen. An ihnen wird deutlich, dass sie als Ausdruck eines bestimmten gesellschaftlichen Klimas gelesen werden können und wie symbolische Politik funktioniert.

stadtplan greifswald

Zur Zeit dieses Druckes  waren das alte Preußen und die Kaiserzeit präsent, davon zeugen zum Beispiel die Wilhelmstraße (heute Böhmke-), die Papenstraße (heute Luther-), die Bismarckstraße (heute Bach-) und die Roonstraße (heute Breitscheid-). Nach Karl I. wurden der heutige Karl-Marx-Platz und die Fallada-Straße unserer Tage benannt.

Einige Jahre später wurde die Wolgaster zur Wilhelm-Pieck-Allee, die Lange Reihe zur Külzstraße, die Anklamer zur Otto-Grotewohl-Allee und die Ringstraße nach Pestalozzi betitelt. Die Bahnhofstraße hieß von 1951 bis 1961 Josef-Stalin–Straße, wie das ausführliche, aber dennoch unvollständige Verzeichnis Greifswalder Straßennamen verrät.

Der Stadtplan steht hier in hoher Auflösung zum kostenfreien Download bereit.