Zum längsten Tag des Jahres wird am 21. Juni weltweit in über 500 Städten die Fête de la Musique gefeiert. Wie in den vergangenen Jahren, wird auch in Greifswald einiges los sein — ab 14 Uhr finden auf 12 verschiedenen Bühnen Konzerte verschiedener Künstlerinnen und Bands statt.
Die größte Bühne wird am Museumshafen errichtet, wo das Programm um 17 Uhr beginnen wird. Dort gibt sich zum Beispiel das noch relativ frische, aber höchst ambitionierte HipHop-Projekt Auf jeden Derbe die Ehre, später gibt es Alternative Rock und Ska. Weitere Bühnen stehen unter anderem in den Credner-Anlagen am Tierpark, am Mühlentor, am Markt, in der Knopfstraße, am St. Spiritus, vor der Mensa, in der Brinkstraße, im Koeppen, in der Kapaunenstraße und bei Polly Faber. Bei gutem Wetter gibt es an diesem arbeitnehmerfreundlichen Freitagnachmittag allerhand zu entdecken.
Die Fête de la Musique wird federführend von GrIStuF organisiert, die große Zahl der Bühnen und das abwechslungsreiche Programm entsteht jedoch erst durch das Zusammenwirken mit anderen Vereinen. Als Appetithappen seht ihr hier ein Video, in dem die Atmosphäre der Fête 2011 festgehalten wurde.
Vor einer Woche wies das Oberverwaltungsgericht Greifswald eine Beschwerde des Innenministeriums zurück und entschied, dass das IKUWO sowie das Peter-Weiss-Haus und der Awiro e.V. aus Rostock auch weiterhin nicht im Verfassungsschutzbericht 2011 genannt werden dürfen. Damit bestätigte das OVG Greifswald das Urteil des Schweriner Verwaltungsgerichts aus erster Instanz, das im Januar 2013 zu dem Schluss kam, dass der Verfassungsschutzbericht 2011 nicht mehr in seiner ursprünglichen Form verbreitet werden dürfe.
KRIMINALISIERUNG LINKSALTERNATIVER VEREINE STATT AUFKLÄRUNG DER NSU-VERBRECHEN IN MV
Der Bericht für das Jahr 2011 erschien in seiner ursprünglichen Form erst im Oktober des vergangenen Jahres. Wer über einen Zusammenhang zwischen dieser Verspätung und den inzwischen bekanntgewordenen Erkenntnissen zum rechten Terrornetzwerk Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), das unter anderem für die Ermordung von Mehmet Turgut in Rostock sowie zwei Banküberfälle in Stralsund verantwortlich war, spekulierte, wurde jedoch enttäuscht — das NSU-Kapitel fiel denkbar dürftig aus.
Sehr viel umfangreicher berichtete der Verfassungsschutz indes über die Band Feine Sahne Fischfilet, deren Eilverfügung gegen ihre Erfassung im VS-Bericht ebenfalls vor einer Woche vom OVG Greifswald verhandelt und abgewiesen wurde. Als nachteilig soll sich in diesem Fall ein humoristischer Dankesgruß der Band an die Behörde ausgewirkt haben (mehr dazu im unten verlinkten ND-Artikel).
Kritik am Innenministerium gab es jedoch nicht nur für den Bericht selbst, sondern auch für die Entscheidung, die Beschwerde gegen das Urteil des Schweriner Verwaltungsgerichts nicht den Hausjuristen zu überlassen, sondern damit die Anwaltskanzlei Latham & Watkins zu beauftragen. Diese vertrat 2008 in den USA die ebenfalls von den deutschen Verfassungsschutzbehörden beobachtete Sekte Scientology. Die Landesregierung teilte in Beantwortung einer Kleinen Anfrage der Grünen mit, dass das Innenministerium über die fragwürdige Mandantenschaft der beauftragen Kanzlei Bescheid wusste. Allein für die Erstellung des Beschwerdeschriftsatzes sollen Latham & Watkins dem Innenministerium 11.391,90 Euro in Rechnung gestellt haben. Ein Antrag der Grünen, das Verfahren gegen die drei Vereine und die Zusammenarbeit mit dieser Kanzlei einzustellen, wurde abgelehnt.
„WIR HOFFEN, AUCH ANDERE EMANZIPATORISCHE VEREINE ERMUTIGEN ZU KÖNNEN, SICH GEGEN REPRESSION ZU WEHREN“
Das IKUWO tauchte im Verfassungsschutzbericht 2011 übrigens an zwei Stellen auf. So hat dort im März 2011 im Rahmen des „Tags des politischen Gefangenen“ eine Vortragsveranstaltung mit Aktivisten aus Belarus stattgefunden, die über die anarchistische Bewegung in ihrem Land erzählten. Sie klärten dabei über die aktuelle politische Situation auf und berichteten über die massiven staatlichen Repressionen des Lukaschenko-Regimes, mit denen politische Aktivisten konfrontiert werden.
Weiterhin soll die Gruppe Antifaschistische Aktion Greifswald (AAG) neben anderen Orten auch Räumlichkeiten des IKUWOs genutzt haben. Der AAG wird zum Vorwurf gemacht, „maßgeblich an der Bildung des Bündnisses ‘Greifswald nazifrei’ beteiligt” gewesen zu sein, das sich im Vorfeld einer NPD-Demonstration am 1. Mai 2011 in Greifswald gründete.
Der Berliner Rechtsanwalt Peer Stolle, der in diesem Verfahren alle drei Vereine vertrat, konstatierte: „Der VS hat versucht unverzichtbare Träger der Zivilgesellschaft und anerkannte Institutionen alternativer Jugendarbeit in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Dafür war er bereit die Grenzen dessen was rechtlich zulässig ist zu überschreiten. Es ist wichtig dass das OVG dem einen Riegel vorgeschoben hat“. Der Sieg vor Gericht wurde natürlich auch im IKUWO positiv aufgenommen. Dort liest man das Urteil des OVG als Mutmacher für andere, die gleichsam von der Stigmatisierung durch Verfassungsschützer betroffen sind.
Pressesprecherin Nadja Tegtmeyer hofft, „dass wir mit dem erfolgreichen Verfahren auch weitere emanzipatorische Vereine und Gruppen ermutigen können, sich gegen Repressionen durch den Verfassungsschutz zu wehren und ebenfalls dagegen zu klagen.“
(Montage: Enrico Pense)
Für das Jahr 2012 liegt bislang noch kein Bericht vor, seine Veröffentlichung ist für den Sommer angekündigt. Dann darf man auf eine Retourkutsche des Innenministeriums gespannt sein.
Pressespiegel:
VS-Bericht: Linke Vereine gewinnen auch in der zweiten Instanz (Kombinat Fortschritt, 11.06.2013)
OVG bestätigt Schweriner Urteil zum Verfassungsschutzbericht (Ostsee-Zeitung, 11.06.2013)
Die einen klagen immerfort über den bemitleidenswerten Zustand vieler Fahrradwege, die anderen hören kaum auf, darüber zu jammern, wie schwierig sich in Greifswald die Suche nach einem legalen Parkplatz gestalten kann.
Mut zur Lücke bewies der Halter eines Fahrzeugs, der sein Gefährt fußgängerseitig an der Ampel abstellte; schon seit den frühen Morgenstunden soll es dort gestanden haben. Kackfrechheit siegt eben, denn zumindest bis zum frühen Nachmittag gab es dafür kein Knöllchen!
Morgen Abend lädt der Theaterförderverein Hebebühne zu einem öffentlichen Gespräch mit dem Intendanten Dirk Löschner (Theater Vorpommern) ein.
Im Foyer des Großen Hauses soll ab 18 Uhr auf die zurückliegende erste Spielzeit des Intendanten, die unter dem Motto Kein Risiko stand, zurückgeblickt werden. Fragen gibt es viele, zum Beispiel, „wie er die erste Spielzeit unter seiner Intendanz einschätzt, welche Pläne er für die nächste hat, ob er sich in Greifswald einleben konnte, wie er die Schweriner Pläne zur Neuordnung der Theater- und Orchesterlandschaft einschätzt“.
Die Hebebühne möchte von Dirk Löschner, der das Spielplanheft mit einem markigen „No risk no fun“ einleitete, wissen, wieviel Spaß das Risiko nun gebracht habe. Das Gespräch wird Dr. Ulrich Rose vom Förderverein führen.
Wer am vergangenen Donnerstagabend im ausverkauften Rubenowsaal des Theater Vorpommern in Greifswald der letzten Premiere dieser Spielzeit – der Bühnenfassung des Jugendromans TSCHICK von Wolfgang Herrndorf – beiwohnte, hatte das große Vergnügen, einen Höhepunkt des ersten Jahres unter der Leitung des neuen Intendanten Dirk Löschner erleben zu können.
EIN STÜCK ÜBER JUGEND — EIN STÜCK ÜBER FREUNDSCHAFT
Maik Klingenberg (Felix Meusel), 15 Jahre alt und somit mitten in den Wirren der Pubertät, ist ein ziemlicher Außenseiter in der Klasse: gemieden, ohne Spitznamen und nicht zuletzt ausgeschlossen von der Geburtstagsfeier seiner angebeteten Klassenkameradin. Sein neuer Mitschüler Tschick (Dennis Junge), ein Jugendlicher mit russischem Migrationshintergrund und einschlägiger Vergangenheit, entwickelt sich für Maik erst zu einem Verbündeten, dann — in den Sommerferien — schließlich zu einem sehr guten Freund, mit dem er in einem geklauten blauen Lada eine Art Roadtrip erlebt, der seinesgleichen sucht. „Endgeil! – Wolfgang Herrndorfs TSCHICK beendet Spielzeit am Theater Vorpommern“ weiterlesen →
Die Gender Bender Action Days gehen morgen in die dritte Runde und auch in diesem Jahr finden in Greifswald im Zuge dieses queer-feministischen Wochenendes zahlreiche Veranstaltungen statt, zum Beispiel zwei Vorträge über das Verhältnis von Feminismus und Islam und über Frauenbewegung und die Dekonstruktion von Geschlecht.
Praktisch wird es dann in den Workshops, in denen es zum Beispiel um Selbstbehauptung, Upcycling, Autopannenhilfe oder das Reparieren von Fahrrädern geht. Der wohlverdiente Feierabend wird dann ausgelassen gefeiert: am Freitag bei einem Chansonabend mit anschließender DJane-Lounge, am Tag darauf mit einer Party unter dem Slogan Love Techno Hate Lookism!
Über weitere Highlights wie den Gender Bender Art Contest oder die B-Party und eventuelle Zugangseinschränkungen gibt das offizielle Programm Auskunft: