Die Greifswalder Sportskanonen des Jahres 2011: Markomannia Aachen Greifswald

Der besondere Ehrentitel Greifswalder Sportskanone des Jahres soll natürlich auch 2011 verliehen werden. Nachdem sich im Vorjahr der Fußball-Freestyler Ralf Dörn seine Lorbeeren verdiente, wird dieses Jahr erstmals die sportive Leistung einer akademischen Fecht-Mannschaft mit der unprämierten Auszeichnung gewürdigt.

Auf Technikfehler folgen Schmisse, auf den bösen Blick die Furcht

Die Sportler der Markomannia Aachen Greifswald erhalten den Titel Greifswalder Sportskanone des Jahres 2011 nicht deshalb, weil sie als pflichtschlagende Burschenschaft unermüdlich im verbindungseigenen Trainingsraum an ihrer Fechttechnik und ihrem Durchhaltevermögen feilen, sondern vor allem, weil sie im Laufe der Jahre den als psychologische Superwaffe bekannten „Bösen Blick“ in ihre Kampfkunst integrierten. Dessen Beherrschung lehrt jedem Gegner der bierbäuchigen Degenhelden das Fürchten und macht die drei Pflichtmensuren zu einem Spaziergang.

Burschenschaft Markomannia Greifswald Fechten

(Foto: Scan Anzeigen-Kurier, © Gabriel Kords)

Was den Athleten bei diesen Initiationsritualen durch den Kopf gehen mag, beschrieb ein unbekannter Autor im Rückgriff auf J. Christoph Ambergers Warum wir fechten folgendermaßen:

„Dann haben die Paukanten plötzlich knapp einen Meter geschliffenen Stahl in der Hand und sehen dem Gegenüber in die Augen. Die Paukanten erkennen, daß der Mann gegenüber unter demselben Druck steht wie man selbst. Die Paukanten werden alles Nötige tun, um nicht mit dem bedrohlichen Stahl in der Hand des Gegenpaukanten in Kontakt zu kommen und sei\’s auch, um dem Gegenüber zuerst die kalte, scharfe Klinge quer durch das Gesicht zu ziehen. Die einzige Emotion die dem Fechter im Moment der Konfrontation bewußt wird ist Furcht.

Die Furcht vor der Klinge des kaum als Individuum wahrgenommenen Gegenpaukanten. Furcht vor der möglichen Verletzung. Furcht vor dem Liegenbleiben oder dem Mucken. Aber ganz besonders Furcht vor einem Gesichtsverlust – im wörtlichen und übertragenen Sinn. […] Und jedem Fehler, der gemacht wird, folgt mit fast mathematischer Notwendigkeit eine unumgehbare Konsequenz: Auf Technikfehler folgen Schmisse. Auf Fehler in Haltung und Moral folgt die moralische Abfuhr.“ (Burschenschaft Normannia-Nibelungen zu Bielefeld)

Sportive Parallelwelt zwischen Fuchsmajor und Bierzipfel  

Burschentreffen Greifswald NeunzigerDa verhallen die Unkenrufe, ob das Tranchieren anderer Menschen Visagen überhaupt ein Sport sei, ungehört, denn schließlich versucht heutzutage auch niemand mehr, Billard, Schach oder Counterstrike das sportliche Moment abzusprechen.

Was den einen ihre Unterwasserrugby-Liga ist, ist den Athleten der Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald ihre korporierte Parallelwelt zwischen Fuchsmajor und Bierzipfel. Und um zu vermeiden, dass bleibende Schäden und schmissige Vernarbungen noch Jahrzehnte später an die Tölpelhaftigkeiten der eigenen Jugend erinnern, muss eben diszipliniert trainiert und in Notfällen auch mit allen Tricks gearbeitet werden.

Wem dieses blutige Herumgefuchtel aus naheliegenden Gründen einfach nicht mehr zeitgemäß erscheint oder wer sich aus politischen Gründen nicht für die testosteronen Glockenschläger begeistern will, sollte die diesjährigen Titelträger schlicht ignorieren und sich nochmal dem Gewinner des Vorjahres, Ralf Dörn, zuwenden. Dessen Musikgeschmack ist zwar noch immer unter aller Kanone, aber sein neustes Video erregt einmal mehr Staunen und zeugt von einem ganz anderen Sportsgeist.

Weil es uns alle angeht: Unterstützt die Greifswalder Antifa-Demo!

Am Sonnabend wird in Greifswald nach mehr als zweieinhalb Jahren die erste Antifa-Demo stattfinden. Die Stiefelchen sind ja noch vom Nikolaus geputzt, die schwarze Windjacke hängt griffbereit im Schrank und es bleibt auch noch ein wenig Zeit, um in der Hinterhof-Medersa das Al-Erta solange zu wiederholen, bis es auch wirklich fehlerfrei in der aufgeregten Masse proklamiert werden kann — Selbst- und Fremdvergewisserung galore!

NICHT TATENLOS ZUSEHEN!

Ganz so vereinfacht darstellen lässt sich diese Angelegenheit natürlich nicht, denn es gibt konkrete Gründe, diese Demonstration zu organisieren und diese Gründe sind weniger einem lustvollen Erlebnishunger als vielmehr einer zum Himmel schreienden Notwendigkeit erwachsen.

defiant

Die erst vor etwa einem halben Jahr gegründete Antifa-Gruppe Defiant, Urheberin dieser Demonstration, erkennt in Greifswald ein Wiedererstarken des aktionsorientierten Rechtsextremismus. Hauptverantwortlich hierfür sei die vor knapp zwei Jahren gegründete rechtsextreme Gruppierung Nationale Sozialisten Greifswald (NSG), die unter Federführung des Neonazikaders Marcus G. ihre Aktionsformen radikalisierte:

Traurige Höhepunkte dieser neuen Qualität der Gewalt bildeten die Brandanschläge auf zwei alternative Wohnprojekte und der bewaffnete Überfall auf einen Jugendlichen, der anschließend auf der Intensivstation behandelt werden musste. Greifswald hat ein verdammtes Naziproblem.

Die Gruppe hat keine Lust mehr, diesem Treiben „tatenlos zuzusehen“ und möchte an die erfolgreichen Aktionen gegen Naziaktivitäten in Greifswald, wie dem blockierten NPD-Aufmarsch am 1. Mai oder den erfolgreichen Störungen mehrerer Infostände der rechtsextremen Partei, anknüpfen.

ZORNIG STATT ZAUDERND: BILDSPRACHE NÄHRT ZWEIFEL

antifa hgw

Diese Entschlossenheit, das „Nicht-mehr-hinsehen-wollen“, spiegelt sich unter anderem in der zweifelhaften Bildsprache wider, derer sich die Organisatoren bedienen, um auf ihre Veranstaltung aufmerksam zu machen. Die hierfür angefertigten Materialien bewegen sich auf einem hierorts selten beobachteten, extrem hohen Niveau. Doch sie generieren auch Ausschlüsse, denn die Lichterketten-Fraktion wird man kaum mit dem kämpferischen Plakat ansprechen können.

Ähnlich verhält es sich mit dem Mobilisierungsvideo, das für hiesige Verhältnisse ungeheuer martialisch daherkommt. Fetzen von TV-Aufnahmen aus polnischen oder italienischen Fußballstadien schwirren zurück ins Gedächnis, wenn die gefilmten Akteure mit ihren weißen Ski-Masken durch die Dunkelheit stapfen und schlussendlich ihr auf einer Leinwand angebrachtes Gang-Graffito im gleißenden Licht der Bengalos präsentieren. Das ist selbstbewusst und gibt Stärke, aber ob das dem eigentlichen Zweck dienlich ist, wird sich spätestens am Sonnabend zeigen.

GEMEINSAM STATT EINSAM: BREITE UNTERSTÜTZUNG ZIVILGESELLSCHAFTLICHER AKTEURE

hgw nazifrei

Doch Defiant scheint sich dieser Problematik bewusst zu sein und überlässt deswegen nichts dem Zufall. Insgesamt 21 deutsche Städte wurden im Rahmen einer überregionalen Mobilisierungstour besucht. Dort wurden Vorträge über das hierzulande vorliegene Neonazi-Problem gehalten und dafür geworben, nach Greifswald zu reisen, um sich mit der hier verbliebenen (Zivil-)Gesellschaft zu solidarisieren.

Und auch vor Ort wurden Bündnisse geschmiedet, um viele Greifswalderinnen — ähnlich den Protestaktionen am 1. Mai — aus den Wohnzimmern und auf die Straße zu bewegen. So rufen neben Defiant auch die beiden Greifswalder Sektionen der Hedonistischen Internationalen, M.u.S.i.K. und H.i.G.H. dazu auf, sich an der Demonstration zu beteiligen und den Neonazis den „Bass des Antifaschismus laut um die Ohren“ zu blasen.

hedos hgw aufruf

Die Lustprinziplerinnen ermuntern deswegen zusammen mit den Bündnissen Nazis wegbassen und Greifswald nazifrei zur Teilnahme am A.ll C.olours A.re B.eautiful–Block. Hier trägt man lieber bunt statt schwarz. Szenekenner spekulieren außerdem über den Ersteinsatz eines neuen mobilen Soundsystems, das den kleinen Rabauken zur „Quietsche auf Rädern“ degradieren soll.

VOM SAULUS ZUM PAULUS? ZUSTIMMUNG DER KONSERVATIVEN  

Unerwartet dürfte für Defiant auch die Unterstützung der Greifswalder Studierendenschaft sein, die sich seit vorgestern abzeichnete. Im StuPa, wo sonst gerade bei diesem Thema eher gezaudert statt gehandelt wird, debattierte man am 6. Dezember die Veranstaltung und verabschiedete einen Antrag zur Unterstützung. Sogar Markomanne Christoph Böhm und der streitbare Alexander Schmidt stimmte nach einer Ergänzung lobenswerter Weise für diesen Antrag.

Nur einen Tag später trafen sich ca. 3% der Greifswalder Studierendenschaft zur Vollversammlung in der Mensa. Auch dort wurde der Aufruf zur Demonstration verhandelt und von der Mehrheit dieser leider nicht beschlussfähigen Versammlung angenommen, der somit als Empfehlung verstanden werden kann.

ZIEHT EUCH WARM AN! 

Es ist an der Zeit, einmal mehr die Empörung über den wiedererstarkenden Rechtsextremismus auf die Greifswalder Straßen zu tragen; dafür braucht es nicht erst die Ereignisse und Nachrichten um die Zwickauer Terrorzelle und die Einsicht, dass Rechtsterrorismus ein genauso aktuelles wie akutes Problem für unsere Gesellschaft ist. Und das ist es nicht irgendwo weit weg, sondern unmittelbar vor unserer Haustür, zum Beispiel wenn Brandanschläge auf alternative Wohn- und Kulturprojekte verübt oder Andersdenkende überfallen und verletzt werden.

Wer die NPD-Trupps beobachtet hat, wie sie zum Beispiel in Greifswald ihre Plakate an die Masten brachten, konnte sich ein schauderhaftes Bild davon machen, dass es organisierte und bewaffnete Neonazis nicht nur im Fernsehen gibt, sondern hier, unmittelbar unter uns. Erst vor drei Tagen attackierten Anhänger der NPD Demonstrierende im Kreistag, die ihren Unmut darüber äußerten, dass 66 Jahre nach dem Dritten Reich in Greifswald erstmals wieder Neonazis in einem parlamentarischen Raum Platz nehmen.

Bei aller berechtigten Kritik an Bildsprache und Ausdrucksform der Mobilisierung für diese Demonstration, ist es trotzdem eine zivilgesellschaftliche Pflicht, gegen Nazis auf die Straße zu gehen, um in Greifswald ein unüberhörbares Zeichen gegen Nazis und neofaschistische Ideologien zu setzen. Und nicht zuletzt auch, um zu beweisen, dass Antifaschismus hierorts eine Idee ist, die von einer breiten und vielfältigen Masse getragen wird. Zieht euch warm an!

Fakten: 10.12. | 13 Uhr | Südbahnhof

Heile Welt in Gefahr? RCDS enttarnt antidemokratische Tendenzen bei der Hedonistischen Internationalen

Schweissperlen werden sich unaufhaltsam ihren Weg über Thorben Vierkants Gesicht gebahnt haben, als der Vorsitzende des Greifswalder RCDS am vergangenen Freitag mit wutrotem Kopf an seiner Pressemitteilung feilte, immerhin schon die vierte in diesem Jahr.

„MEHR RESPEKT VOR DER DEMOKRATIE“ 

thorben vierkant hedonistVierkant hatte allen Grund, sich zu ärgern, denn am letzten Dienstag musste er auf dem webMoritz lesen, dass Gegnerinnen des umstrittenen Namenspatrons Arndt eine inoffizielle Umbenennungsfeier veranstalteten. Ein Aktionskommando der vom Verfassungsschutz unbeobachteten Untergrundorganisation H.i.G.H. (Hedonismus inna Greifswalder Hochschule) führte in der Nacht von Montag auf Dienstag eine symbolische Namensdepatronisierung der Universität durch und köpfte zum 555. Geburtstag der Hochschule eine Flasche Sekt (der Fleischervorstadt-Blog berichtete).

Das war zuviel für den einstigen Aktivpfosten der Pro-Arndt-AG, der sich 2009 ganz dem ausgebrochenen Namensstreit verschrieb. Das war das Salz in seiner Wunde, das rüttelte und zerrte an den unverheilten Narben der Vergangenheit und thorbend vor Wut forderte der RCDS-Vorsitzende die ihm unbekannten Hedonistinnen auf, „in der Zukunft bei ihren Aktionen mehr Respekt vor der Demokratie zu haben“.

(Originalfoto: webMoritz)

MIT DER GLOCKE IN DER HAND FÜR EIN FREIES VATERLAND! 

Um sich Vierkant als einst weiches Kind vorzustellen, bedarf es nicht viel Phantasie. Heute ist er bei der Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald gelandet und ficht seine Probleme mit dem Glockenschläger aus, einer bei Mensuren verwendeten Hiebwaffe, mit der bei einer der drei Pflichtpartien auch seine feinen Gesichtszüge zu einem schmissigen Gesamtkunstwerk umgestaltet werden könnten.

rcds poster Dabei sei nur am Rande angeschnitten, dass diese Verbindung nach wie vor Mitglied im Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) ist, dessen letztes mediales Aufsehen im Sommer 2011 durch zwei (nicht angenommene bzw. eingereichte) Anträge der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn ausgelöst wurde. Einer dieser Anträge sah vor, dass nur noch Deutschstämmige Mitglied werden können sollten, der andere sollte den Ausschluss eines Studenten mit chinesischen Wurzeln vorantreiben.




Die vierkantige Pressemitteilung verhallte übrigens ungedruckt und völlig wirkungslos. Lediglich RCDS-Kumpan Johannes Radtke gönnte der virtuellen Papiertigerkatze noch einen Retweet beim Microblogging-Dienst Twitter, aber das war es dann auch schon mit dem Projekt Zukunft. Es sind noch ungefähr neun Wochen bis zum Jahresende. In Anbetracht der diesjährigen Publikationsfrequenz darf man sich also noch auf voraussichtlich einen weiteren RCDS-Text freuen. Bis dahin bleiben friedliche Versammlungen hoffentlich noch immer eine demokratische Leibesübung und der universitäre Namenspatron Ernst-Moritz-Arndt weiterhin diskutabel.

„Die Tiere sind unruhig“ – Von Greenhorns und Flamingos: Erstsemesterschwemme im Herbstregen

Eine Kolumne von Ferdinand Fantastilius

kolumne 17vierJedes Semester der gleiche Spaß: die Neuen kommen! Rund 2250 Alma-Mater-Newbies hat es zum Herbstbeginn in die Stadt und in ihr neues Leben als Studierende verschlagen. Wie aufgepäppelte Kitze staksen sie, etwas orientierungslos, durch die anfänglichen Wirren des Unialltags. Wo ist Hörsaal haumichtot, wann hat Prof. Dunnebier Sprechstunde, was ist ein HIS und ein WULV, was hat es mit diesem Moodle-Salat auf sich und wann kann ich endlich wieder auf Wochenendurlaub nach Hause?

Manchen Neuankömmling erschlägt die Überschaubarkeit der Stadt anfangs nämlich geradezu; ein Hangeln von Wochenende zu Wochenende ist die Folge. In den Regionalbahnen versammelt sich so allwochenendlich eine muntere Schar aus jungen Bildungspendlern, geselligen Landprolls und Bundis im Delirium.

PARTYS, POINTS UND PROPELLERMÜTZE

Der klassische Ersti stolpert mit entzückender Schleckeis-Niedlichkeit durch die ersten Wochen von Hörsaal zu Hörsaal in freier Wildbahn. Endlich flügge, endlich eine eigene Wohnung, ist das auuufregend alles, und ach, es gibt so viel zu erleben! „„Die Tiere sind unruhig“ – Von Greenhorns und Flamingos: Erstsemesterschwemme im Herbstregen“ weiterlesen

Vortrag: Saufen, Schlagen, Seilschaften

Die Gewerkschaftliche Hochschulgruppe DGB Campus Greifswald und der Geographenkeller veranstalten heute einen Vortragsabend und laden zur Beschäftigung mit und der Kritik an Studentenverbindungen ein.

Das Thema wurde in der Vergangenheit immer wieder kontrovers diskutiert. Vor mehreren Jahren waren zwei Mitglieder der als rechtskonservativ bis rechts eingeschätzten Burschenschaft Rugia immer wieder bei NPD-Veranstaltungen aktiv, vor einem guten Jahr griffen drei bewaffnete Rugianer das IKUWO an. Wenige Wochen zuvor wurde im Anschluss an eine antifaschistische Demonstration das Haus der Markomannia von zugereisten Teilnehmerinnen mit Steinen attackiert.

Greifswalder Burschenschafter

Erst gestern Abend stand ein von Alexander Schmidt gestellter Antrag im StuPa zur Diskussion, der dem AStA einerseits die Aufklärung über Studentenverbindungen untersagen sollte und andererseits durchgesetzt hätte, dass die noch verbliebenen Exemplare des bereits existierenden Aufklärungsflyers vernichtet würden (die beiden Seiten dieses Flyers sind hier und hier abrufbar). Dieser Antrag wurde nicht angenommen.

Kritischer Überblick aus antifaschistischer Sicht

Der Referent des heutigen Abends ist Jörg Kronauer, Mitautor des Buchs Studentenverbindungen in Deutschland: Ein kritischer Überblick aus antifaschistischer Sicht. Er wird unter dem Vortragstitel Saufen, Schlagen Seilschaften – zur Kritik des Verbindungs(un)wesens über die Wurzeln und den Werdegang studentischer Verbindungen referieren und ihre gesellschaftliche Bedeutung diskutieren.

„Das in den Verbindungen gepflegte Gesellschaftsbild gilt als konservativ und von einem eigenen Eliteanspruch geprägt, die Geschlechterrollen sind klar verteilt, Rituale beherrschen einen großen Teil des Zusammenlebens. Die Beziehungen, die in einer Studentenverbindung geknüpft werden, sind auf lebenslange Dauer angelegt. Häufig schaffen es Mitglieder von Verbindungen, begünstigt durch gute Kontakte ihrer „Alten Herren”, bis nach „ganz oben”, sei es in der Justiz, der Politik, der Wirtschaft oder in den Medien.

Auch wenn sich einige Verbindungen gegen den Vorwurf wehren, rechts zu sein, fanden doch viele Rechtskonservative und Nazis ihre politischen Anfänge in studentischen Korporationen. Immer wieder werden auch Angehörige von Burschenschaften im Nazimilieu aktiv. Gleichzeitig entsprechen die studentischen Verbindungen heute wieder einem gesellschaftlichen Trend zum Konservatismus und zu nationalistischer und militaristischer Ideologie. Schließlich sind die Verbindungen mitunter auch einfach durch die gemeinsamen Wohnmöglichkeiten, die sie bieten, für Erstsemester an einem neuen Studienort attraktiv.“

Der gleiche Vortrag fand bereits gestern in Rostock statt.

Fakten: 12.01. | 19.30 | Geographenkeller | Einritt frei

Es wurde entschieden: Arndt bleibt uns erhalten!

Ach, hätte Katharina Winkler ihren Leserbrief schon ein Jahr früher an die Ostsee-Zeitung geschickt und ihre Erkenntnis mit uns geteilt — die langwierigste Greifswalder Debatte der letzten Dekade wäre uns erspart geblieben:

„Bereits in den 90er Jahren fand im Rahmen einer Konferenz der Arndt-Gesellschaft eine wissenschaftliche Untersuchung statt, in der ein Bielefelder Wissenschaftler nachwies, dass Arndt kein Antisemit war.“

Gestern hat sich nun der Senat mit einer Zweidrittelmehrheit für die Nichtablegung des kontrovers diskutierten Namenspatrons entschieden. Vor dem Hauptgebäude fand die Neuigkeit ein geteiltes Echo.

Dort waren — unterstützt von den Greifswalder Hedonisten, die mit dem kleinen Rabauken für gute Laune sorgten — die Arndt-Gegner versammelt. Die Musik aus dem Kinderwagen störte allerdings schnell die vor Andacht strotzende Mahnwache auf der gegenüberliegenden Seite.

Namensbefürworter mahnen gemeinsam mit Rechtsextremisten

Abhilfe schuf Sebastian Ratjen, der sich und seinen BMW als mobiles Soundsystem bei den Hedonisten empfahl und alsbald beide Lager mit Verdi beschallte. „Es wurde entschieden: Arndt bleibt uns erhalten!“ weiterlesen