Der Lack ist ab, der Glanz vergangen und für die leerstehende Immobilie in der Brinkstraße hat die letzte Stunde geschlagen.
Das ist irgendwie gemein und Ironie der Geschichte, denn früher schlug hier normalerweise die letzte Stunde sehr spät, und zwar aus den Boxen. Damals, als die Miniaturplatte noch dem als WBS 70 beziehungsweise Elektro-Pröger bekannten Kulturraum Obdach bot, wurde hier regelmäßig die Nacht zum Tag gemacht. Gestört höchstens durch eine Stippvisite von Mira-Besuchern, deren Plaisierkaserne inzwischen allerdings auch verdrängt wurde. Alles geht den Bach runter!
Um die letzten Erinnerungsfetzen zu versammeln, seien an dieser Stelle alle gebeten, eine Inventur der eigenen Bildarchive durchzuführen und dabei Fund- und Schmuckstücke der guten wilden WBS-Zeit einzusenden, die dann zusammengeführt veröffentlicht werden können.
Und um in der allgemeinen Trauerstimmung nochmal kräftig am Tränendrüsenstöpsel zu rütteln, sind in der folgenden Galerie einige Innen- und Außenansichten des nun abgerissenen Hauses versammelt. WBS 70, rest in peace!
In dieser Woche werden an der Universität Greifswald die Sitze im Senat, in den Fakultätsräten und im StuPa neu verteilt. Auf Twitter laufen die Drähte heiß und der Wahlkampf ist endlich entbrannt. Diesem Fieber gebe ich mich dankbar hin, beschränke mich allerdings dabei auf Empfehlungen, wer in meinen Augen besser nicht gewählt werden sollte.
Insgesamt 35 Studierende bewerben sich für die kommende Legislaturperiode um einen Platz im Parlament, nur 27 Sitze sind zu besetzen. Dieses Missverhältnis zwischen Kandidaturen und Mandaten bedeutet eine demokratische Schwächung des StuPa, denn schon die Aufstellung als Kandidatin macht einen Wahlerfolg sehr wahrscheinlich — webMoritz-Chefredakteur Marco Wagner errechnete eine satte Wahlerfolgschance von 75%. Acht Bewerberinnen werden also vorerst, so niemand sein Mandat vorzeitig an den Nagel hängt, nicht ins Studierendenparlament einziehen.
Die vom Wahlleiter Stefan Damm herausgegebene Broschüre bietet den Bewerbern Raum, sich selbst und die jeweiligen Wahlversprechen in Kurzform vorzustellen. Verbessern, Erhalten, Verstärken und Fördern sind hier die Zauberworte, mit denen um die Gunst der über 12.000 Studierenden geworben wird. Trotz der relativ überschaubaren Zahl der Kandidierenden geht die Übersicht leider schnell verloren, weswegen hier mit einer Nichtwahlempfehlung Hilfestellung angeboten werden soll.
Nimmermüder ex-Republikaner Alex Guillaume S.
Alexander S., vor etwa einem Jahr noch der Grund, mit diesen Nichtwahlempfehlungen zu beginnen, glänzte in der vergangenen Legislaturperiode mit reger Beteiligung und regelmäßiger Anwesenheit. Heute wie damals verschweigt er seine Vergangenheit als Schriftführer und Landesjugendbeauftragter der sächsischen Republikaner. Stattdessen werden in seiner kurzen Kandidatenvorstellung wieder andere biographische Etappen, wie sein Engagement als Schülersprecher, überbeleuchtet. Inzwischen hat er bei der Liberalen Hochschulgruppe ein neues politisches Zuhause gefunden und verspricht, „gegen Links- und Rechtsextremismus (NPD, Rote Hilfe)“ einzutreten. Diese kritik- und kommentarlose Gleichsetzung von rechter Partei und linker Rechtshilfeorganisation ist man inzwischen von ihm gewohnt, spätestens seitdem er maßgeblich einen Antrag zum Verbot von Textilien der rechten Modemarke Thor Steinar verhinderte.
S. wollte mit seinen letzten beiden Anträgen einerseits dem AStA untersagen, über Burschenschaften und Studentenverbindungen aufzuklären, die verbliebenen Infoflyer zu vernichten und keine ideologische Bewertung mehr zuzulassen (Antrag) und andererseits das AStA-Referat für Gleichstellung auflösen (Antrag). Beide Anträge wurden auf der letzten StuPa-Sitzung verschoben. Seine Forderung, bei der nächsten Erstibegrüßung kein alkoholfreies Bier mehr auszuschenken, kann entweder als versuchte Komik bewertet werden oder als Tribut an die Studentenverbindungen und Burschenschaften, bei denen S. vielleicht trotz seines Rückzugs aus dem Milieu punkten will.
Neben dem Ex-Cimbrianer S. tritt mit dem Markomannen Christoph Böhm ein weiterer Kandidat aus dem Verbindungsunwesen an. Unterschlug er vor seiner ersten Kandidatur vor zwei Jahren noch seinen diesbezüglichen Hintergrund, geht Böhm seit dem letzten Votum offen und transparent damit um — wählbarer macht ihn das aber auch nicht.
„Wäre mein Humor noch schwärzer, er würde Baumwolle pflücken“
Die kandidierenden Mitglieder der Jungen Union und des RCDS fallen mit ihren Forderungen unter den anderen Studierenden kaum weiter auf. Wahlversprechen wie die „Förderung kultureller Veranstaltungen“ oder die „Verbesserung der Studienbedingungen für Bachelor und Master“ (Oliver Gladrow) wohnt eben wenig distinktives Potenzial inne. Betrachtet man allerdings ihre öffentlich einsehbaren Profile in verschiedenen sozialen Netzwerken, die mitunter auch wahlkämpferisch genutzt werden, so verwandelt sich die schwarze Liste in ein konservatives Gruselkabinett.
Da fordern die einen „Kein Facebook für Kommunisten – DIE LINKE Seite löschen!“, während sich ein nicht zu unterschätzender Teil zum Thilo-Sarrazin-Fanclub bekennt. Richtig zur Sache geht ein Kandidat des RCDS, der nicht nur „gegen linke und rechte Faschisten“ ist und als griffigen Slogan „Fuck Off Antifa und NPD!“ gut findet, sondern auch ein Verbot der schon vor drei Jahren wegfusionierten PDS fordert, wenn denn die NPD schon illegalisiert werden solle. Von einem Politikwissenschaftler im 5. Semester, dem „Gendermainstreaming auf die NervInnen geht“, sollte man mehr erwarten dürfen. Sein Fach übrigens arbeitet nicht mit dem Begriff ‚Linksfaschismus‘.
Die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet ein anderer JUler, der sich selbst durch eine Gruppenzugehörigkeit wie folgt beschreibt: „Wäre mein Humor schwärzer, er würde Baumwolle pflücken“.
Das Schlimmste verhindern
Wer kann ernsthaft wollen, dass solche jungen Männer über die Finanzanträge von Vereinen wie GrIStuF oder Stuthe entscheiden? Wer möchte, dass sich die Vertretung der Greifswalder Studierendenschaft aus ewiggestrigen Sarrazin-Fanatikern rekrutiert?
Es stellen sich 35 Kandidatinnen der Wählergunst, acht von ihnen werden den Einzug ins Parlament verpassen. Liebe wahlberechtigte Leserinnen und Leser, die Teilnahme an dieser Wahl kostet viel weniger Kraft, als Monat für Monat ein Mandat als Stupistin zu verwirklichen! Es ist eine Frage der Mitbestimmung, sich an diesem Votum zu beteiligen, und es ist gleichzeitig auch eine Herzensangelegenheit, das Schlimmste zu verhindern, geht also bitte wählen!
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Die StuPa-Wahlen finden Montag bis Freitag statt, während die Voten für Fakultätsrat und Senat nur Dienstag bis Donnerstag abgegeben werden können (die jeweiligen Orte und Zeiten sind auf der AStA-Seite zu finden). Eine ausführliche Zusammenstellung der Kandidatinnen liefert wie gewohnt der WahlMoritz.
In dieser Woche finden an der Universität wieder die Gremienwahlen statt und die Studierenden beeinflussen mit ihren Voten die Zusammensetzung des Studierendenparlaments (StuPa), der Fakultätsräte und des akademischen Senats.
Eine „Superwahlwoche“ wie im vergangenen Jahr, als obendrein auch noch die Urabstimmung über die Verabschiedung des umstrittenen Namenspatrons Ernst-Moritz-Arndt für Spannung sorgte, steht uns allerdings nicht bevor und entsprechend gering dürfte leider auch die Wahlbeteiligung ausfallen.
Rekordbeteiligung und schwache Quoten
Im letzten Jahr mobilisierte die Kontroverse immerhin 21,3% der Wahlberechtigten zum Urnengang – eine Rekordbeteiligung im Vergleich zu den Vorjahren, in denen das StuPa jeweils durch den Willen von nur etwa einem Zehntel der Studierenden bestimmt wurde. Aber nicht allein der Greifswalder Namensstreit sorgte für besser fluktuierte Wahlkabinen, auch die kontinuierliche Berichterstattung der webMoritz-Redaktion, die seit etwa zwei Jahren unermüdlich aus den zuweilen wahnsinngewordenen StuPa-Sitzungen tickert, dürfte einen nicht zu unterschätzenden Anteil am gewachsenen hochschulpolitischen Interesse der Wählerinnenschaft haben.
Die Wahlbeteiligung ist allerdings nicht die einzige Quote, die seit Jahren Sorgen macht – auch das durch die Kandidaten abgebildete Geschlechterverhältnis ermuntert zu statistischen Vergleichen und Überlegungen. So gibt es beispielsweise vier verschiedene Listen für die Wahl in den akademischen Senat mit sehr bezeichnenden Frauenquoten. Kandidieren auf der eher linken Liste Solidarische Universität (30,8%) neben den 18 Männern auch 8 Studentinnen, so dürfen der liberale Bund freier Studenten (16,6%) und die konservative Liste Junge Union (18,12%) getrost als Männerbetriebe betitelt werden.
Die folgenden Statistiken sollen einige Aspekte dieser Wahl abbilden:
Neu auf der Agenda: Gender und Gleichstellung
Den Blick auf eine bemerkenswerte Entwicklung öffnet ein Vergleich der Ziele, die sich die Kandidaten der StuPa-Wahlen 2010 und 2011 auf ihre Fahnen schrieben. Wurden die Themen ‚Gleichstellung‘ und ‚Gender‘ bei der vergangenen Wahl bis auf zwei Ausnahmen völlig ignoriert, beziehen sich dieses Jahr gleich mehrere potenzielle StuPistinnen darauf, obwohl insgesamt 17 Kandidierende weniger antreten.„Uni-Wahlen: Die Auflösung der Altherrendiktatur?“ weiterlesen →
Als die Band Feine Sahne Fischfilet die Veröffentlichung ihres Albums Wut im Bauch, Trauer im Herzen in Demmin feierten, enthoben sie die Release-Veranstaltung dem üblichen Rahmenfahrplan und konzipierten einen antifaschistischen Aktionstag in der Peenestadt. Teil des Programms war die Vorführung des Film Da ist man lieber still – am rechten Rand der Republik — eine bestandsaufnehmende Reise durch Ostvorpommern.
Wir wundern uns, dass wir noch in Deutschland sind
Schauplatz der Reportage wurde unter anderem der schon von Wolf Biermann in einer Ballade besungene kleine Hafenort Lassan vor der Insel Usedom.
Am Peenestrom, am Peenestrom
Da liegt ein Wrack aus Holz und Stein
Seit fünf mal hundert gleichen Jahrn
die alte Stadt LassanDer Diesel tuckert sich sachte aus
Wir machen das Boot fest hinterm Wind
Und steigen an Land und wundern uns
daß wir noch in Deutschland sind
Heute wird sich allerdings niemand mehr darüber wundern, wenn er den Ort betritt, der mit einer offiziellen Arbeitslosenquote von über 25 Prozent alles andere als ökonomisch prosperierend vor sich hin dämmert.
Für ihren Film Da ist man lieber still – Am rechten Rand der Republik reiste Autorin Eilika Meinert durch die Dörfer und Kleinstädte Ostvorpommerns, traf auf Bürgermeister, Jugendliche, Landwirte und besorgte Eltern und machte sich auf, eine Antwort auf die Frage zu finden, warum die NPD in den nordöstlichsten Wahlkreisen der Bundesrepublik so erfolgreich sein konnte und wie sich der Bedeutungsverlust der etablierten Parteien erklärt.
(Filmstill)
Enttäuschungen über realexistierende Demokratie
Der Politikwissenschaftler Dr. Dierk Borstel, der ein knappes Jahr in die Provinz zog, um seinem Untersuchungsgegenstand möglichst nahe zu sein, und der nach dreijähriger Lehrtätigkeit an der Greifswalder Universität inzwischen im von Wilhelm Heitmeyer geführten interdisziplinären Zentrum für Konflikt- und Gewaltforschung (Universität Bielefeld) angekommen ist, beobachtete, wie die NPD bestimmte Begrifflichkeiten aufgriff und Leerstellen der etablierten Parten zu besetzen verstand. Er diagnostizierte Teilen der ansässigen Bevölkerung im Interview eine „Enttäuschung über realexistierende Demokratie„.
Der Film führt uns weiter nach Wolgast, wo ein Bürgermeister schon vor Jahren gegen den Rechtsruck seines Städtchens in Stellung gegangen ist. In der knapp 400 Einwohner zählenden Gemeinde Bargischow sprechen besorgte Eltern über eine rechte Jugendkultur, die mittlerweile den ganzen Ort erfasst hat. „Wenn das Leben still steht, wird Demokratie zur Parole“. „Reportage: „Da ist man lieber still““ weiterlesen →
In der Benutzungsordnung für die Greifswalder Universitätsbibliothek fehlt ein entsprechender Passus. Studierende mit Kindern müssen dennoch damit rechnen, an der Tür abgewiesen zu werden. Auch an der Rostocker Universität stoßen sie nicht immer auf Verständnis. Dort versuchte das Studierendenparlament, Kindern ein kostenloses Mensaessen streitig zu machen.
IN DER GREIFSWALDER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK SIND KINDER UNERWÜNSCHT
Im Internet präsentiert sich die Bibliothek der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald als eines der „modernsten bibliothekarischen Dienstleistungszentren“ und wirbt mit allerlei Servicemöglichkeiten und Barrierefreiheit. Die Betreuung von Kindern gehört nicht zum Dienst am Kunden, denn die sind in der universitären Einrichtung in der Felix-Hausdorff-Straße unerwünscht.
So wurde ein dreijähriges Kind von einer Mitarbeiterin zum Beginn des neuen Jahres harsch der Bibliotheksräume verwiesen. Für Kinder sei dort kein Zutritt, die Bibliothek nicht „kindersicher“. Ein Hinweis, dass kleine Kinder keine Hunde seien, war vergebens und die Diskussion beendet. Da man Kinder weder draußen anleinen noch wie eine Jacke an die Garderobe hängen kann, warteten Mutter und Kind schließlich im Foyer auf ihre Begleitung mit den entliehenen Büchern.
Müssen Kinder auf Verordnung zwingend draußen bleiben, kann der Bibliotheksbesuch für Alleinerziehende ohne eine flexible Kinderbetreuung schnell zur logistischen Herausforderung werden. Während die städtische Kinderbibliothek in der Knopfstraße die Jüngsten gezielt mit Angeboten lockt und Universitätsbibliotheken in anderen Städten mit Spielecken, Kinderbüchern und Wickelräumen werben, setzt man in der Greifswalder Unibibliothek auf den Ausschluss von Kindern.
(Foto: thinkaholic via Flickr)
Ein Blick in die Benutzungsordnung verrät zwar: Bücherwürmern jüngeren Alters ist die Anmeldung zur Bibliotheksnutzung mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten ausdrücklich erlaubt und der Besuch der Einrichtung nicht verboten. Dort müssen sie sich jedoch erst einmal der Türstehermentalität widersetzen. Nachfragen haben ergeben, dass „architektonische Sicherheitsmängel“ für ein „Kinderverbot“ ausschlaggebend seien. Doch auch um bissigen Bibliothekaren und bösen Blicken zu entgehen, müssen vor allem jüngere Kinder vor einem Besuch solcher „modernen Dienstleistungszentren“ gewarnt werden.
ROSTOCKER STUDIERENDENSCHAFT GÖNNTE KINDERN DAS ESSEN AUF DEM TELLER NICHT
In den Mensen der Rostocker Universität erhalten Kinder seit dem 1. Juni 2010 einen sogenannten Kinderteller. Das kostenlose Angebot für Kinder bis zum 10. Lebensjahr ist kaum bekannt und hält bürokratische Hürden bereit: Jedes Jahr will beim Studentenwerk ein neuer Kinderausweis beantragt und im Verbund mit dem Studierendenausweis bei jedem Mensabesuch vorgelegt werden. Selbstredend werden die Speisesäle nach wie vor nicht von Kindern überrannt. Trotzdem machte wenige Tage nach der Einführung ein Teil der Studierenden gegen das kostenlose Kinderessen mobil. „Kinder müssen draußen bleiben!“ weiterlesen →
Wie bereits im vergangenen Jahr angekündigt, war der Castor-Transport Mitte Dezember 2010 nicht der letzte seiner Art, der ins ZwischenEndlager Lubmin rollte.
Aktivisten der Initiative Lubmin niX da! brachten vor einigen Tagen in Erfahrung, dass der geplante Transport von Karlsruhe hierher zwischen dem 15. und dem 18. Februar vonstatten gehen wird. Die Atomgegnerinnen erwarten fünf Behälter, die aus dem Badischen sogenannte Atomsuppe bringen, ein bei der Aufarbeitung abgebrannter Brennelemente verbleibender, hochradioaktiver Säure-Plutonium-Uran-Cocktail.
Gegen diesen Transport und die Nutzung von Lubmin als vorläufiges Endlager wird wieder bundesweit mobilisiert. Die Vorbereitungen des Widerstands beginnen morgen mit dem ersten Anti-Atom-Plenum des neuen Jahres. Hier ist jede Unterstützung willlkommen und gern gesehen.
Organisiert Euch und spuckt der Lobby in die Atomsuppe!
Fakten: 06.01. | 18.30 Uhr | KLEX (Lange Str.14)
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