Spätrömisch-dekadenter Jahreswechsel im Circus Maximus

Das Kosmische Kometenkombinat präsentiert auch in diesem Jahr wieder die Jahreswechselfeierlichkeiten im IKUWO und lädt, nachdem zuerst im intergalaktischen Raum die außerplanetarische Opposition ausgerufen wurde und man im Vorjahr in tiefste Tiefen abtauchte, in knapp zwei Wochen zu einer Zeitreise, einer Art Silwesterwelle sozusagen.

Das erste Zehntel dieses Jahrhunderts mit seiner nervigen Agenda geht endlich vorüber, Anlass genug, endlich einmal zu zeigen, was (spät)römische Dekadenz bedeuten kann. Die Spartakiade auf den zweieinhalb Floors wird von acht verschiedenen Tanztribunen diktiert, als elektronischer Liveact konnte Steffen Kirchhoff (Ki-Records) gewonnen werden und für die Visualisierungen zeichnet LUX.us.GEN.era.tor aka Chris Something (visualberlin) verantwortlich. Antik ist modern!

Die Greifswalder Hedonisten versprechen einen vom kleinen Rabauken und dem Strahlemann unterstützten Jahresrückblick, es wird im Circus Maximus reichlich aufgetafelt und pünktlich zum Wechsel mit einer Kanne Sekt angestoßen. Der Vorverkauf beginnt dieser Tage passenderweise im Antiquariat Rose und zwischen dem 28. und 30. Dezember auch im IKUWO. Aufgrund des limitierten Kartenkontingents und den Erfahrungen der Vorjahre ist vorzeitiger Kartenkauf unbedingt anzuraten.

Sei dabei beim gladiatorische Genossenschaftsgelage, erlebe den Anstand der Aufständischen und schwelge in caesarischen Genüssen. Oder um es mit fremden Worten auf den Punkt zu bringen: „Hier tanzt der Papst im Kettenhemd!

Fakten: 31.12. | 22 Uhr | IKUWO | 12 / 10 EUR (VVK)

Die Greifswalder Sportskanone des Jahres 2010: Ralf Dörn

Es gibt nun wirklich interessanteres zu berichten als die sich zum Jahresende häufenden Ehrungen, die allzu oft die Spalten der Lokalzeitungen beherrschen. Sportler des Jahres in einer Stadt mit fünfstelliger Einwohnerzahl zu werden, ist nicht zwangsläufig mit Ruhm verbunden – Sportskanone des Jahres in Greifswald zu werden, hingegen schon.

Der dieses Jahr erstmalig vom Fleischervorstadt-Blog verliehene Titel geht an den kaum sechzehn Jahre alten Greifswalder Schüler Ralf Dörn, dessen Fähigkeiten und Techniken auch die letzten Ballsportartenhasser in Verzückung bringen dürften. Inzwischen finden sich schon erste Videos, die den jungen Fußball-Freestyler beim Showkick in London zeigen, aufgenommen vermutlich während einer Klassenfahrt.

HACKY SACK IN GROSS UND DIE KARTOGRAPHIERUNG DER STADT

Sein inniges Verhältnis zum akrobatischen Umgang mit dem runden Leder offenbart eine über zwei Jahre alte Vermisstenanzeige, in welcher der junge Sportler, dessen Können Auskunft über die Suchtpotentiale seiner Leidenschaft gibt, genauso beschrieben wird, wie man sich den kickenden Derwisch vorstellt: „Der 13- Jährige ist mit einem 26-er Fahrrad, Marke Pegasus unterwegs. Er führt eine blaue Reisetasche, der Firma Eisbär sowie einen weiß – schwarzen Fußball im rotem Netz bei sich.“

Bemerkenswert ist, dass Ralf Dörn im folgenden Video nicht nur einige spektakuläre Bewegungsabläufe zeigt, sondern wie nebenbei eine ganz eigene Kartographierung der Stadt vornimmt. Der Höhepunkt ist dabei die Szene auf der Klosterruine Eldena. Ralf, du bist die diesjährige Greifswalder Sportskanone des Jahres, bitte mach weiter mit dem Hacky Sacking in Überdimension!

Absahnen #9: Die Weihnachtsverlosung

Was ist zu tun, wenn man sich auf Traditionen berufen will, die es in dieser Form noch gar nicht als solche gibt? Ganz einfach, man tradiert, ritualisiert und dreht am großen Rad der Wiederholung.

Und so soll es, wie schon im vergangenen Jahr auf dem Fleischervorstadt-Blog, eine Verlosung geben, die all diejenigen, die noch immer ideen- und vor allem präsentlos dem konsumistischen Tauschhandel unter dem Weihnachtsbaum entgegenzittern, abholt, wo sie sind.

16 Drucke, 2 Kalender & 1 Zine

Gab es im letzten Jahr nur den Fleischervorstadt-Kalender zu gewinnen, sind jetzt gleich vier Preise unterschiedlicher Attraktivität im Jackpot und damit in greifbarer Nähe. Die Teilnahmeregeln sind simpel. Die einzige Bedingung, um bei der Verlosung dabei zu sein, ist das Hinterlassen eines wie auch immer gearteten Kommentars.

Wichtig ist allein, im Kommentarfeld eine funktionierende E-Mail-Adresse anzugeben, um im Fall eines Gewinns kontaktiert werden zu können. Diese Adresse ist natürlich nicht öffentlich sichtbar. Die Aktion endet am Dienstag um 14 Uhr, anschließend werden die Gewinnerinnen ausgelost und bekanntgegeben, danach werden die Preise umgehend zugestellt.

Weihnachtsverlosung

From Greifswald to Greifswald

Insgesamt gibt es vier Preise, die alle aus Greifswald stammen, darunter zwei Kalender. Einen davon hat das Quartiersbüro Fleischervorstadt gemeinsam mit Swinx Grafix herausgebracht, den anderen Enrico Pense in Eigenregie – eine kostengünstige Alternative also, wenn man sich keinen echten Pense leisten kann. Daneben gibt es die Ausgabe 14-17 des von Alexander Pehlemann herausgegebenen ZONIC, dem Magazin für „kulturelle Randstandsblicke und Involvierungsmomente„. Das 170 Seiten starke Zine mit Beiträgen unter anderem von Schorsch Kamerun, Hans Nieswandt und Frank Apunkt Schneider, kommt mit Poster und CD. Näheres zum Inhalt auf der ZONIC-Seite.

Außerdem gibt es ein Exemplar der Kunsttüten, die von der Alten Bäckerei anlässlich des eigenen Geburtstages in strengst limitierter Stückzahl und im Siebdruckverfahren vervielfältigt wurden. Darin sind 16 Drucke von Künstlerinnen, die im Kunstraum ausstellten. Sechzehn, damit wäre das Geschenkeproblem gelöst…

Morgen Nachmittag werden hier die Gewinner bekanntgegeben, viel Erfolg bei der Verlosung!

Panorama-Porträt über Kinderfeste, Bratwürste und die NPD in Greifswald

In einem Kommentar zum antifaschistischen Aktionstag in Demmin resümierte das der NPD nahestehende Internetportal MUPinfo am 10. November die Entwicklung der rechten Szene in Mecklenburg-Vorpommern als das Durchlaufen eines „beeindruckenden Transformationsprozesses„, in dessen Verlauf die Rechte sich „zunehmend von ihren subkulturellen Wurzeln emanzipiert“ habe und sich mittlerweile als „einzige ernstzunehmende politische Alternative für die Zukunft“ anböte.

Den beiden erstgenannten Aspekten dieser Einschätzung lässt sich für die Situation in Greifswald grundsätzlich folgen, wenngleich die Veränderungen vielmehr alarmieren als beeindrucken. Die Selbstwahrnehmung als „einzige ernstzunehmende zukunftsfähige Alternative“ ist natürlich hanebüchene Selbstüberschätzung, auf die bei der empfehlenswerten Rostocker Parallaxe korrigierend Bezug genommen wird. „Richtiger müsste es heißen sie hat die Bürgerschreck-Subkultur Naziskinhead gegen die von ihnen bewunderten und gleichsam missverstandenen Stil der Autonomen ausgetauscht hat. Wenn das Personal dabei gleichbleibt, bleibt aber auch der Bürgerschreckcharakter.“

„Meine Kinder gehen zur Schule und ich hass‘ den Staat!“

Stein des Anstoßes war ein vom ebenso empfehlenswerten Blog useless veröffentlichter Beitrag, der auf die Gedenkveranstaltung für den vor zehn Jahren ermordeten Obdachlosen Eckard Rütz aufmerksam machte. Aus den Archiven der ARD-Sendung Panorama wurde hierfür ein fast sechsminütiges Porträt über den Strategiewechsel der Greifswalder NPD gekramt. „Panorama-Porträt über Kinderfeste, Bratwürste und die NPD in Greifswald“ weiterlesen

Nach dem Castor: Fackeln, Forken & Berichte

Über 50 Stunden brauchte der Castor-Transport für die 1500 Kilometer lange Strecke vom französischen Cadarache bis nach Lubmin, am 16. Dezember erreichte er gegen 23 Uhr sein Ziel.

Unter den Gleisen liegt der Betonklotz

Aufgehalten wurde die höchst umstrittene Lieferung vor allem auf dem letzten Abschnitt zwischen Greifswald und Lubmin. Hier sorgte eine spektakuläre Aktion der Umweltorganisation Robin Wood für eine fast sechsstündige Verzögerung. Zwei Aktivistinnen ketteten sich dabei bereits um 13 Uhr an einen Betonklotz im Gleisbett – die zuletzt vom Gleis entfernte Demonstrantin  harrte dort insgesamt siebeneinhalb Stunden in der Kälte aus.

Robin Wood Lubmin
(Foto: Chris Grodotzki)

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Castor rollt durch Greifswald *Update*

Vor etwa zweieinhalb Stunden rollte der Castor auf dem Weg in das Zwischenlager Lubmin durch Greifswald, vorbei an den wütenden Blicken und Buhrufen mehrerer Dutzend Demonstrantinnen und bewacht von einem im Verhältnis zu den vorherigen Tagen relativ überschaubaren Polizeiaufgebot.

Beim Versuch, auf die Gleise zu gelangen, wurden mehrere Atomgegner von Polizisten angegriffen, die Konsequenz und die Bereitschaft zu hartem Durchgreifen demonstrierten, sich ansonsten aber ruhig verhielten. Der Castor-Transport wurde heute durch mehrere zum Teil sehr erfolgreiche Blockaden von Greenpeace und Robin Wood verzögert.

Die aktuellesten Information wie zum Beispiel das Aufwärm- und Volksküchenangebot in der Werft oder Verkehrshinweise für Protestler, stellt im Minutentakt der Castorticker bereit.