Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #10

„Farewell und mach’s gut / Dir ist die Wut im Bauch gegeben / Die es braucht / um hier nicht nur zu überleben / Und die Stimme aus dem Lautsprecher / Sie lässt mir keine Ruhe / Es gibt nur Weg zu gehen / Und gute, gute Schuhe / Und gute, gute Schuhe / Zwischen 2 und 4 / Ist die Stadt in meiner Hand / Und ich schrei, schrei, schrei / Ich schrei so laut ich kann / Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein / In zwölf verschiedenen Sprachen“

kurze wege lange nächte

Die kommenden Abende beglücken vor allem die Offbeat-Fraktion, die sich  mit dem Lübecker Skartell und der ukrainischen Band Perkalaba durchs Wochenende skanken darf. Außerdem wird  das Konzert der Hanselunken nachgeholt,  das Arboretum erleuchtet und beim Verein Polly Faber mit Puppen gespielt.

IKUWO: KARPARTENSKA UND HUMPA-POWER ZUM UKRAINICUM

Perkalaba UkraineDie aus dem Westen der Ukraine stammende Band Perkalaba — benannt nach einem Hutzul-Bergdorf – verwandelt die musikalischen Wurzeln ihrer Heimat in einen ungestümen Mix aus schweißtreibender Humpa-Power und sehnsuchtsvollem Karpaten-Ska.

Berühmt für schräge Bühnenshows und niemals versiegende Spielfreude, werden Perkalaba das derzeit in Greifswald stattfindende Ukrainicum 2011 begleiten und alle Tanzwütigen in die Nacht führen: karpatisch, kraftvoll, kongenial! „Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #10“ weiterlesen

Im Gespräch mit Steven Fothke (Grundeinkommen im Landtag MV)

Bei der bevorstehenden Landtagswahl wird in Greifswald der parteilose Einzelkandidat Steven Fothke (SF) antreten, der sich gemeinsam mit seiner Verlobten Ly Dang (LD) für die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) engagiert. Vorgestern führten wir ein Gespräch über Erwerbsarbeit und Grundeinkommen, den Einzelwahlkämpfer Fothke und dessen Finanzierung,  über seriöses Auftreten und das Gefühl, Teil einer Idee zu sein.

„ES GEHT DARUM, DIESE IDEE WEITERZUTRAGEN“

FLV: Was treibt dich an, bei der Wahl mitzumachen, obwohl dieses Unterfangen relativ aussichtslos ist?

SF: Es geht mir darum, diese Idee weiterzutragen und die Leute dazu zu animieren, sich über das bedingungslose Grundeinkommen zu belesen, beziehungsweise über das solidarische Bürgergeld, wie es bei der CDU jetzt heißt.

FLV: Was ist das bedingungslose Grundeinkommen?

SF: Das BGE ist ein Einkommen, dass allen zustehen würde — unabhängig davon, ob sie arbeiten, arbeiten möchten, nicht arbeiten oder nicht arbeiten möchten. Das ist ein Betrag, der die Existenz sichert und dir die Angst vor existenzieller Unsicherheit nehmen soll.

steven fothke landtagswahl greifswald

FLV: Was unterscheidet das BGE von der früheren Sozialhilfe oder von Hartz IV?

SF: Du musst keinen Bedarfsantrag stellen und damit weder dich noch deine Familie bloßstellen. Drei Millionen Anspruchsberechtigte beantragen in Deutschland kein Hartz IV, um sich und ihren Familien diese Bedürftigkeitsprüfungen zu ersparen. Das BGE dagegen ist bedingungslos.

FLV: Ist das solidarische Bürgergeld auch bedingungslos?

SF: Ja, bedingungslos kriegst du 600 Euro, davon sollen 200 Euro Gesundheitsprämie sein. Mietkosten werden zusätzlich gezahlt, so dass unterm Strich 400 Euro übrig bleiben, die jeder definitiv hat. Das sind nur 10 Prozent mehr als Hartz IV, aber die sind bedingungslos: Du musst dich nicht offenbaren und keine Bedürftigkeitsprüfungen ablegen, die ja eigentlich gegen unser Grundgesetz verstoßen.

„DER VERALTETE BEGRIFF ‚ERWERBSARBEIT‘ FUNKTIONIERT NICHT MEHR“

FLV: Manche Kritiker nennen das Grundeinkommen „Stilllegungsprämie“. Glaubst du, dass Leute, die ein Grundeinkommen beziehen, noch arbeiten gehen werden? „Im Gespräch mit Steven Fothke (Grundeinkommen im Landtag MV)“ weiterlesen

Nächtliche Farbattacke auf das Jugendzentrum KLEX

Gestern Nacht wurde das Jugendzentrum KLEX Opfer eines Farbanschlags. Es bleibt zu vermuten, dass die Angreifer dem rechten Spektrum zuzuordnen sind.

An das Gebäude wurden mit weißer Farbe gefüllte Einweggläser geworfen, was für eine geplante Aktion spricht und gewöhnliches Trunkenheitsrowdytum ausschließt. Die Farbgläser trafen neben dem Fenster des Infoladens Zeitraffer auch die außen hängende Fahne der Inititative Queerkompass — und damit die dezidiert politischen Gruppen des Hauses. Dramatische Sachschäden sind durch den Angriff nicht entstanden. Noch heute Vormittag wurde Anzeige bei der Polizei erstattet.

Absahnen #14: Hilfe für Hochwasserschäden beantragen

Der Hauptausschuss der Greifswalder Bürgerschaft hat bei der gestrigen Bürgerschaftssitzung positiv über einen Antrag der CDU-Fraktion beschieden, der vorsieht, den vom Hochwasser betroffenen Hauseigentümern mit einer „unbürokratischen Unterstützung“ für die entstandenen Schäden zu helfen.

Dieser Beschluss wird seit heute umgesetzt und es wurde ein maximal 30.000 Euro schweres „Soforthilfeprogramm“ aus dem Boden gestampft und mit Mitteln aus dem städtischen Haushalt ausgestattet, die eigentlich zur Förderung junger Familien sowie für energiesparende Neubauten eingeplant waren.

hochwasser schaden

Um ohne eine weitere Prüfung einen Pauschalbetrag von 300 Euro ausgezahlt zu bekommen, genügt ein formloser Antrag, dem ein Foto des Schadensereignisses, eine Reperaturrechnug oder die Stellungnahme einer Sachverständigen beigelegt ist.

Windhundprinzip: Wer zuletzt kommt, kriegt nichts mehr

Wer größere Schäden davontrug, die nicht von der Versicherung übernommen werden, kann in den Genuss einer Kostenerstattung von bis zu 50 Prozent kommen. Diese kann allerdings höchstens 2.500 Euro betragen und wird von einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung vorher geprüft, ehe ein Bewilligungsbescheid ausgestellt und die Zahlung veranlasst wird.

Die Anträge werden nach dem Windhundprinzip behandelt. Das bedeutet, dass die am schnellsten eingereichten Anträge zuerst bearbeitet werden. Sind die Gelder des Soforthilfeprogramms aufgebraucht, wird auch nichts mehr ausgezahlt. Die Anträge sind bis zum 31. August beim Stadtbauamt (Gustebiner Wende 13) einzureichen. Entschädigt werden ausschließlich Gebäudeeigentümer in Greifswalder Überflutungsgebieten.

Clever, aber nicht genial: OZ-Podiumsdiskussion vor der Landtagswahl *Update*

Die Ostsee-Zeitung lädt ihre Leserinnen und Leser zu einer Podiumsveranstaltung in das St. Spiritus ein, um gemeinsam mit den fünf Landtagskandidaten zu diskutieren. Moderiert werden soll der Abend von den beiden Redakteuren Dr. Eckhard Oberdörfer und Benjamin Fischer.

WEISS DIE REDAKTION ÜBERHAUPT VON ALLEN KANDIDATEN? 

screenshot oz

Grundsätzlich ist die Idee, als Lokalzeitung solch eine Podiumsveranstaltung zu organisieren, wirklich clever. Genialistisch wäre dieser Einfall allerdings umgesetzt worden, wenn die Veranstalter unter Beweis gestellt hätten, tatsächlich von allen zugelassenen Kandidaten zu wissen.

Für diese genialistische Umsetzung hat es leider nicht gereicht — ein Blick in dieses Dokument der Wahlleiterin zeigt, dass im Landtagswahlkreis 1 Greifswald nicht nur fünf, sondern ganze sieben Personen antreten werden.

Es bleibt zu vermuten, dass die Ostsee-Zeitung dem NPD-Kandidaten Marko Müller schlicht und ergreifend kein Podium bieten wollte und deswegen darauf verzichtete, ihn einzuladen. Vermutlich hätte der in Ueckermünde gemeldete Neonazi das soziokulturelle Zentrum ohnehin nicht gefunden.

Eine kurze Erklärung der Veranstalter dazu wäre allerdings konsequenter gewesen, als den Kandidaten einfach wegzuschweigen.

IGNORIERT UND NICHT EINGELADEN: EINZELKANDIDAT FOTHKE

Der andere bis dato nicht eingeladene Kandidat ist der parteilose Einzelbewerber Steven Fothke. Der angehende Lehrer hat sich das bedingungslose Grundeinkommen auf die Fahnen geschrieben. Seine Beiträge wären morgen sicher nicht nur für die Debatte spannend gewesen, sondern auch für das anwesende Publikum. Fothke wurde von der Ostsee-Zeitung, deren Ankündigung den Eindruck erweckt, dass in Greifswald nur fünf Direktkandidaten zur Wahl stünden, leider bislang ignoriert.

Auftreten werden neben dem Ministerpräsidenten Erwin Sellering (SPD), der noch immer nicht zurückgetretende Bürgerschaftspräsident und Landtagsabgeordnete Egbert Liskow (CDU), Mignon Schwenke (Die Linke), Ulrike Berger (Grüne) und David Wulff (FDP). Die Ostsee-Zeitung fordert Interessierte Bürgerinnen dazu auf, sich an der Debatte zu beteiligen und vorab Fragen an die Redaktion zu schicken, die morgen Abend an das Podium gerichtet werden sollen (via E-Mail bitte an lokalredaktion.greifswald[at]ostsee-zeitung.de) .

Fakten: 16.08. | 18 Uhr | St. Spiritus

*Update* 15.08.2011 | 20.45 Uhr

Das Kommen eines weiteren Spezialgasts wurde bislang noch nirgendwo erwähnt: neben den erwähnten fünf Kandidatinnen soll auch Douglas Fernando bei der morgigen Veranstaltung zu Gast sein. Der Investor kaufte sich in den letzten Jahren großzügig in die Stadt ein und baute eine einträgliche Beziehung zum damaligen Baudezernenten Arenskrieger auf. Zu den Objekten in seiner Verantwortung gehört unter anderem die ehemalige Straze (Stralunder Straße 10).

Diese Übersicht der von Douglas Fernando/dem Petruswerk in Greifswald getätigten Immobiliengeschäfte sei an dieser Stelle empfohlen.

Gastbeitrag: Vom Schweigen

Ein Gastbeitrag von Klagefall

Ich bin jetzt auch bei Googleplus. Ich probiere alles aus. Googleplus ist der neueste Schrei. Zuerst gab es Twitter. Zwischendurch hatte ich den Twitteraccount mal gelöscht, dann aber doch wieder angelegt. Bei Twitter geht alles ganz schnell. Wenn irgendwo irgendwas passiert, sieht du es sofort in deiner Timeline. In Echtzeit (so, als ob es unechte Zeit gäbe).

DAS FACEBOOKPRINZIP: ALLE SIND DORT ANGEMELDET, ABER KEINER SCHREIBT ETWAS

Danach kam Facebook (Identi.ca und die ganz kleinen Sachen lasse ich jetzt mal weg, sonst wird es zu unübersichtlich). Bei Facebook sind alle deine Freunde: deine Freunde, deine Nachbarn, Leute aus der Schule, aus dem Verein, die ganzen Politniks, was weiß ich. Alle sind dort angemeldet, aber keiner schreibt etwas. Das ist das Facebookprinzip. Die Empfänger sind einfach zu verschieden, als dass man allen denselben Text schicken wollte. Da kannst du auch im Bus aufstehen und eine Rede halten. „Gastbeitrag: Vom Schweigen“ weiterlesen