In der Nacht zu Sonntag wurde die vorübergehende Notunterkunft für Flüchtlinge in der Feldstraße von einem Betrunkenen mit Böllern angegriffen.
Wie die Polizei mitteilt, wurden in der vergangenen Nacht gegen 01.40 Uhr zwei Böller von einer zunächst unbekannten Person, die anschließend zu Fuß flüchten konnte, auf das eingezäunte Gelände der Turnhalle in der Feldstraße geworfen. Eine Stunde später soll diese Person erneut das Gelände betreten haben und dabei von einem Mitarbeiter der dort tätigen Wachschutzfirma wiedererkannt und gestellt worden sein.
Die gerufene Polizei durchsuchte den 42-jährigen Greifswalder und stellte zwei weitere Böller sicher. Der Atemalkoholwert des Angetrunkenen soll 2,25 Promille betragen haben. Zu seiner Intention machte der bislang nicht einschlägig polizeibekannte Mann, gegen den nun wegen einer Ordnungswidrigkeit ermittelt wird, keine Angaben. Die Halle wird seit Dienstag als vorübergehende Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt.
Das neu gegründete Bündnis „Greifswald für alle“ ruft heute Abend zum friedlichen Protest gegen die rechte FFDG-Versammlung auf dem Greifswalder Markt auf.
Seit nunmehr vier Wochen gehen in Greifswald „besorgte Bürger“, Rassisten und Neonazis zusammen auf die Straße, um gegen Flüchtlinge sowie die Flüchtlings- und Außenpolitik der Bundesregierung zu protestieren. Nach der ersten unangemeldeten Demonstration entstand die Gruppe FFDG (Frieden, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit), deren trügerischer Name ihre politische Verortung verdeckt und die nach anfänglicher Starthilfe durch einen Stralsunder Aktivisten aus dem Mvgia/MV.Patrioten-Umfeld inzwischen für Anmeldung und Durchführung der Versammlungen verantwortlich zeichnet.
Da die Organisatoren von FFDG zuletzt angekündigt haben, fortan jeden Montag in Greifswald demonstrieren zu wollen — wöchentlich changierend zwischen Marktplatz und einem anderen Stadtteil — gründete sich in der vergangenen Woche das Bündnis „Greifswald für alle“, um dieser Gruppierung nicht unwidersprochen das Feld zu überlassen. „Greifswald für alle“ steht für eine weltoffene, bunte und tolerante Hansestadt und will sich gegen Fremdenhass und Diskriminierungen einsetzen. „„Greifswald für alle“ ruft zum friedlichen Protest gegen FFDG auf“ weiterlesen →
Die Nachricht, dass linke Demonstranten bei der vorletzten FFDG-Demonstration unabsichtlich den Redebeitrag eines Asylbewerbers aus Ghana mit Parolen wie „Haut ab“ gestört haben, sorgte im Nachhinein für Häme, Kritik und Verwunderung. Aber was hat der Ghanaer damals eigentlich genau gesagt?
Ein Gastbeitrag von Michael Gratz
„Wir kommen wieder!! Und dann machen wir kein Halt mehr! !!“ schrieb ein Herr Ruck auf der Seite „Greifswald wehrt sich“ nach der „spontanen“ unangemeldeten Demo der Asylgegner am 21.9. Wäre er in Greifswald, brauchte er ja nicht wiederzukommen. Herr Ruck nennt sich auf seiner Facebookseite „Wuestenfuchs Rügen“. Ein Schelm, wer da an einen Nazigeneral denkt, der von den Engländern in der Wüste geschlagen wurde.
Ein Herr Bruni hakt nach: „Genauso, sind auch wieder das naechste mal in HGW dabei.?Wir werden nicht mehr weichen, denn wer Deutschland nicht liebt, der sollte Deutschland verlassen!“ Herr Bruni liebt außer Deutschland noch: Neubrandenburg wehrt sich, Schwerin wehrt sich, Wismar wehrt sich, Deutschland wehrt sich, Das Saarland wehrt sich, Rostocker Division, Dr. Frauke Petry, AfD MV, NPD-Kreisverband Nordvorpommern und viele weitere.
(Screenshot, Facebook)
Daß die beiden Herren mit Grammatik und Orthographie des Deutschen nicht auf bestem Fuß stehen, verwundert nicht, daran erkennt man ja die neuen deutschen Patrioten. Ob er wiedergekommen ist, weiß ich nicht. Am nächsten Montag kamen nur etwa 35 Leute auf den Greifswalder Marktplatz, zehnmal soviel Gegendemonstranten standen ihnen gegenüber. Die einschlägige Seite nsgreifswald hatte angekündigt: „Runde zwei des deutschen Widerstandes formiert sich zu einer erneuten Demonstration durch die Greifswalder Innenstadt.“ Zu einem Zug durch die Innenstadt kam es aber nicht, die Gegen-Wehr war zu groß. Dafür hatten sie sich etwas besonderes ausgedacht. Sie wollten laut Ankündigung nicht „für Deutschland“ oder „Gegen Asylanten“ kämpfen, sondern diesmal „Gegen Atomwaffen auf deutschen [sic] Boden“. Natürlich mit heimlichem Augenzwinkern; auf ihrer Mobilisierungsseite “Greifswald wehrt sich” erkundigt sich jemand besorgt: „Es geht natürlich Hoffentlich um das Thema was uns z.Z. Alle Ankotz und nicht um Atomwaffen“. Der Seitenbetreiber beruhigt ihn mit sechsfachem Augenzwinkern. „Wer Deutschland nicht liebt…“ weiterlesen →
Mit einer an den Bundesgerichtshof gerichteten Petition möchte die neue rechte Greifswalder Gruppe FFDG (Frieden, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit) eine Sammelklage gegen die Bundesregierung anstrengen. Der formulierte Petitionstext spricht für sich beziehungsweise gegen die Realitätsnähe der FFDG.
Die Gruppe FFDG wurde im September 2015 gegründet und organisiert seit wenigen Wochen Demonstrationen und Versammlungen in Greifswald, bei denen besorgte Bürger, Rassisten und Neonazis zusammenkommen, um ihren Unmut über die deutsche Regierung zu ventilieren. Die Stimmung ist aufgeheizt. Bei der letzten FFDG-Demonstration am Montagabend hetzte Mitorganisator Norbert Kühl über die Lautsprecheranlage gegen alternative Hausprojekte in der Stadt und behauptete, dass Jugendliche im Klex oder im IKUWO lernen würden, wie man Molotowcocktails baue und Steine vor der Polizei verstecke.
Hochverrat, Einschleusung von Ausländern, Verleitung zur missbräuchlichen Asylantragstellung, Beleidigung
Was sich bislang wie der inzwischen aus Funk und Fernsehen bekannte, ganz normale Pegida-Wahnsinn anfühlte, driftet zusehends in den Bereich der Weltfremdheit ab. Kühl, einst CDU-Unterstützer und später Kandidat der Freien Wähler, schlägt inzwischen immer öfter härtere Töne an. Auf seiner Facebook-Seite goutiert er illegale Aktionen der sogenannten Identitären Bewegung und verbreitet Beiträge mit deutlicher antisemitischer Schieflage, zum Beispiel über die Strategie der Rothschild-Mafia.
In der grafischen Reportage WEISSE WÖLFE zeigen Autor David Schraven und Zeichner Jan Feindt die Ideologie und Gefahr regionaler Neonazi-Gruppen am Beispiel der Ruhrpottstadt Dortmund. Die Ausstellung wird heute Abend mit einer gut besetzten Podiumsdiskussion eröffnet.
In der Stadt Dortmund existiert eine der vitalsten Neonazi-Szenen Deutschlands, die auch für regionale Gruppen wie den Nationalen Sozialisten Greifswald Vorbildcharakter hat und deren Agieren von den Neonazis vor Ort auf mehreren Ebenen nachgeahmt wird. Rechte Gewalttäter haben im Ruhrpott Familien aus ihren Häusern vertrieben und im Laufe der Jahre mehrere Menschen umgebracht. Heute versammeln sich Rechte mit Fackeln vor Flüchtlingsheimen und schicken Journalisten Todesanzeigen.
Mvgida konnte in Greifswald bislang nicht Fuß fassen, doch hat sich in den letzten zwei Wochen mit FFDG eine neue Gruppierung gegründet, um Versammlungen für besorgte Bürger, Rassisten und Neonazis zu organisieren. Heute wird in Schönwalde demonstriert.
„Für Frieden, Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit“ ist der Leitspruch der unlängst gegründeten, gleichnamigen Gruppierung FFDG, die für den heutigen Abend eine Versammlung in Schönwalde angemeldet hat und von nun an jeden Montag an wechselnden Standorten für Unruhe sorgen will.
FFDG-Versammlung vor einer Woche: „Gott schütze unser Land vor Hunger, Pest und Brand, vor Irren, die mit Bomben schmeißen und Parteien, die Die Grünen heißen!“ (Foto: Fleischervorstadt-Blog 10/2015)