Bei bestem Frühlingswetter trafen sich am heutigen Vormittag mehr als 120 Greifswalder auf dem Fischmarkt, um gemeinsam für den Erhalt des vom Abriss bedrohten Häuserensembles in der Brinkstraße 16-17 zu demonstrieren.
Seit einem knappen Jahr kämpft die Initiative Brinke16bis17 erhalten! um ein historisches Häuserensemble, das vom Abriss bedroht ist und einem Neubau mit Eigentumswohnungen weichen soll. Der Mitte des 19. Jahrhunderts gebaute Gebäudekomplex gehört zu den ältesten Bebauungen der Greifswalder Vorstadt. 2009 hat der Bioladen Sonnenmichel hier eine Heimat gefunden, doch dem Einzelhändler wird kein weiterer Aufschub mehr gewährt — er soll seine Ladenfläche bis zum 15. März räumen, damit der Abriss beginnen kann.
Die Initiative zur Rettung der „Brinke“ ist vor einem knappen Jahr angetreten, diesen Ort in eine „bunte Oase“ zu verwandeln, und betont dessen Bedeutung für die unmittelbare Nachbarschaft zwischen Fleischer- und Mühlenvorstadt. Wer sich unter diesen vagen Andeutungen wenig vorstellen kann, sollte umgehend das Café Hollerbusch aufsuchen, das sich seit dem vergangenen Herbst ebenfalls in dem Gebäudekomplex befindet und über den Bioladen zu erreichen ist.
Dort wird den Gästen am warmen Kachelofen frische vegetarische Biosuppe, Kaffee, Tee und Kuchen serviert. Die Atmosphäre ist überdurchschnittlich gemütlich, die Preise sind fair und nach dem Essen kann man nochmal im Bioladen zuschlagen. Als Alternative zu den übrigen Greifswalder Mittagsangeboten sollte man das Hollerbusch, das von Mittwoch bis Freitag jeweils zwischen 12 Uhr und 18 Uhr geöffnet ist, also auf jeden Fall mal ausprobieren — zumindest, solange dieser wunderbare Ort noch existiert.
Denn obwohl inzwischen mehr als 1000 Menschen mit ihrer Unterschrift einen Aufruf zum Erhalt der Brinkstraße 16/17 unterstützen, stehen die Zeichen — allen Grundstückstauschangeboten zum Trotz — momentan leider auf schnellen Auszug, baldigen Abriss und profitablen Zweckbau.
Wer also nochmal einen tiefen Zug Stadtteilkultur atmen möchte, sollte dort einkehren, bevor irgendwann ausgekehrt wird!
Seit heute früh ist die Einfahrt von der Bahnhofstraße in die Gützkower Straße gesperrt. Diese voraussichtlich bis Ende Mai andauernde Verkehrszwangsberuhigung hängt mit den Arbeiten an der Regenentwässerung der Gützkower Straße zusammen, die nach einer frostbedingten Baupause an das Entwässerungsnetz angeschlossen wird — zukünftig soll das Regenwasser von dort unter der Bahnhofstraße hindurch in den Stadtgraben geleitet werden.
(Foto: Fleischervorstadt-Blog)
Für die Zeit der Sperrung erfolgt die Ausfahrt aus der Gützkower Straße in Richtung Goethestraße, Fleischerstraße und Bahnhofstraße über eine Spur. Autofahrer, die von der Bahnhofstraße in die Gützkower Straße fahren wollen, müssen einen Umweg in Kauf nehmen und werden über die Goethestraße, Stephanistraße, Lange Reihe und Neunmorgenstraße umgeleitet. Für die Zeit der Sperrung werden die Bushaltestellen Gützkower Straße und Neunmorgenstraße in Richtung Bahnhof Süd nicht angefahren; Ersatzhaltestellen befinden sich in der Stephanistraße und in der Lange Reihe.
Der Anschluss an das Regenentwässerungsnetz ist die erste Baumaßnahme der geplanten Umgestaltung der Gützkower Straße, die zum Ende des nächsten Jahres fertiggestellt sein soll.
Heute Abend findet im Koeppenhaus eine öffentliche Diskussionsveranstaltung über die Zukunft des 158 Jahre alten Haus- und Hofensembles Brinkstraße 16-17 statt. Zu diesem Abend laden die Initiative Brinke16-17erhalten und die Greifswald Altstadtinitiative ein, um sich gemeinsam mit Vertreterinnen von Stadtverwaltung, Universität, Kirche, sozialen Initiativen und natürlich interessierten Bürgern darüber auszutauschen, welche Schritte notwendig sind, um den Erhalt des Hauses doch noch zu gewährleisten.
Das Ensemble beheimatet derzeit einen Bioladen, der nach mehrmaligem Aufschub jetzt offenbar am 15. März aus dem Haus ausziehen muss. Anschließend — so fürchten zumindest beide Initiativen — wird das historische Gebäude abgerissen und an seiner Stelle ein schniekes Mehrfamilienhaus mit Eigentumswohnungen gebaut. Noch immer wird nach einem geeigneten Tauschgrundstück gesucht, das dem Eigentümer als Alternative angeboten werden kann. Ein erstes Tauschangebot am vergangenen Donnerstag führte leider zu keinem Ergebnis.
Mehr über aktuelle Entwicklung und die Geschichte der Brinkstraße 16-17 gibt es auf dem Blog der Initiative zu entdecken.
Heutzutage würde man solch ein Treiben vielleicht Crowdworking nennen: etwa 140 Leute packten am Sonnabend in der Straze mit an und entrümpelten gemeinsam das frühere Gesellschaftshaus, das nach jahrelangem Tauziehen mit dem Petruswerk und der Stadtverwaltung im November 2013 doch noch erworben werden konnte.
Der Kultur- und Initiativenhausverein hatte zu einem Subbotnik bei klirrender Kälte und schönstem Sonnenschein eingeladen und sich von dieser Aktion nicht nur eine Menge helfender Hände versprochen, sondern auch, auf diese Weise möglichst viele Greifswalderinnen an dem Prozess der Hausrettung beteiligen zu können. Die Rechnung ging auf. Vereinsmitglied Manja Graaf ist mit dem gemeinsamen Arbeitseinsatz, der gestern von 9 Uhr bis 16 Uhr stattfinden sollte, sehr zufrieden: „Wir sind überwältigt, wie viele Menschen heute dabei waren. Alles, was wir uns vorgenommen hatten, war schon um 15.00 Uhr fertig.“
(Foto: Kultur- und Initiativenhaus Greifswald e.V.)
Bei der Entrümpelung wurden außerdem zwei interessante Funde gemacht: ein Brief von 1743 sowie eine vom letzten Gastwirt des Gesellschaftshauses unterzeichnete Abrechnung von 1912. Die beiden Fundstücke wurden von Felix Schönrock und Markus Dachner von der Altstadtinitiative sichergestellt und müssen nun getrocknet werden. Dacher kündigt eine historische Einordnung der Dokumente in den kommenden Wochen an und hofft darauf, dass sie Auskunft über die Alltagsgeschichte des Hauses geben können.
Auch der NDR hat in der Stralsunder Straße vorbeigeguckt und über die kollektive Aufräumaktion einen kurzen Fernsehbericht produziert, der in der Mediathek des Senders abrufbar ist. Wer am Sonnabend nicht dabei sein konnte, muss darüber nicht traurig sein, denn aus den Reihen der Straze-Gruppe ist zu vernehmen, dass in Zukunft noch weitere Subbotniks stattfinden werden.
Die Stadtverwaltung ist gestern von ihrem Plan abgerückt, die am Bahnhofsvorplatz abgestellten Fahrräder gen Bauhof abtransportieren zu lassen. Sie sollen jetzt stattdessen um wenige Meter in Richtung des neuen Busbahnhofs versetzt werden.
Ursprünglich sollten die Bauarbeiten am Bahnhofsvorplatz bereits vor einer Woche beginnen. Leider wurde versäumt, rechtzeitig — also vor den Feiertagen — Hinweisschilder aufzustellen, um mitzuteilen, dass dort wegen des Baubeginns ab dem 2. Januar keine Fahrräder mehr abgestellt werden dürfen. Dieses Versäumnis führte dazu, dass dort vor einer Woche noch etwa 90 Fahrräder standen. Die Stadtverwaltung drohte damit, die verbliebenen Fahrräder zum Bauhof abtransportieren zu lassen, und setzte ein Ultimatum, das eigentlich heute Morgen um 8 Uhr verstreichen sollte.
Doch gestern wurde zurückgerudert. Bei einer Bauberatung wurde entschieden, dass die verbliebenen 60 Velos samt Fahrradständer auf die unbebaute Fläche zwischen Bahnhofsvorplatz und neuem Busbahnhof umgesetzt werden sollen. Damit soll einerseits die Baufreiheit gewährleistet werden, andererseits erspart man so den Fahrradbesitzern den weiten Weg zum Bauhof in der Gützkower Landstraße und erklärt die zaghaft aufgekeimte Diskussion, ob der Abtransport der Fahrräder juristisch angreifbar sei oder nicht, für beendet. Manchmal sind die naheliegendsten Lösungen eben doch die besten!