Stellenausschreibung: studentische Hilfskräfte am Krupp Kolleg

jobs arbeitDas Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald sucht ab 1. Oktober drei studentische Hilfskräfte, die zunächst für drei Monate befristet eingestellt, dann aber optional um ein Jahr verlängert werden.

Neben sehr guten Englisch-Kenntnissen, Zuverlässigkeit und Engagement wird von den interessierten Studierenden zeitliche Flexibilität erwartet, denn ein Teil der Arbeit wird abends und auch an Sonnabenden geleistet. Mit den 38 Monatsstunden sollen die Veranstaltungen des Kollegs unterstützt werden. Dazu gehören dann Öffentlichkeitsarbeit, Kopier- und Korrekturarbeiten sowie die technische Betreuung von Vorträgen und Tagungen.

krupp kolleg hgw(Foto: Krupp-Kolleg)

Die drei ausgeschriebenen Stellen sind an Studierende verschiedener Fächer adressiert; die jeweiligen Anforderungen unterscheiden sich in Feinheiten voneinander. Gesucht werden Studierende mit einem naturwissenschaftlichen Fach und guten IT-Kenntnissen (Access, Excel, Typo 3), welche aus einem geistes- oder sozialwissenschaftlichen Fach mit Erfahrungen in Öffentlichkeitsarbeit und der Betreuung von Referentinnen und schließlich Studierende der Slawistik mit sehr guten Kenntnissen der russischen, polnischen oder ukrainischen Sprache.

Der Stundenlohn einer studentischen Hilfskraft an der Universität Greifswald beträgt derzeit 8,56 Euro.

Die Bewerbungen sind postalisch bis zum 24. August an das Krupp Kolleg einzusenden. Anschließend werden am 3. und 4. September Auswahlgespräche stattfinden. Konkretere Angaben zur Bewerbung sind in den einzelnen Stellenausschreibungen zu finden.

Film: „Blut muss fließen“

Der Dokumentarfilm Blut muss fließen (D, 2012, 87min) ist auf dreitägiger Tournee durch Mecklenburg-Vorpommern und wird heute Abend in Anwesenheit des Regisseurs Peter Ohlendorf im CineStar gezeigt.

Agitation mit musikgewordenem Hass

Ohlendorf begleitete den Undercover-Journalisten Thomas Kuban, der mit seiner versteckten Kamera in den vergangenen sechs Jahren auf rund 40 Neonazi-Konzerten drehte. Die zu Tage geförderten Eindrücke aus Rechtsrockhausen sind düster und erregen Besorgnis.

blut muss fliessen(Filmstill)

Ein Lied, das dem Journalisten bei seinen gefährlichen Recherchen immer wieder begegnete, ist heute der Titel des Films. Die 1989 gegründete Rechtsrockband Tonstörung ließ in Blut muss fließen ihrem Hass freien Lauf, das mitgrölende Publikum ist außer sich.

Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig / Lasst die Messer flutschen in den Judenleib / Blut muss fließen knüppelhageldick / Und wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik / […] / In der Synagoge hängt ein schwarzes Schwein / In die Parlamente schmeißt die Handgranaten rein / Zerrt die Konkubine aus dem Fürstenbett / Schmiert die Guillotine mit dem Judenfett

Der auf der letzten Berlinale gezeigte Dokumentarfilm (Alternativer Medienpreis 2012 in der Kategorie Video) versammelt brisantes und einzigartiges Material, das einen schonungslosen Einblick in die subkulturellen Outputs der Neonazi-Szene ermöglicht, zumindest der Rechtsrock-Szene.

Neonazi-Konzerte auch in MV

Nazikonzerte finden auch in Mecklenburg-Vorpommern statt. Im vergangenen Jahr soll es offiziellen Angaben zufolge 26 rechtsextreme Musikveranstaltungen im nordöstlichsten Bundesland gegeben haben — die Dunkelziffer dürfte weit darüber liegen. Zuletzt spielte die neue Band Lunikoff Verschwörung des früheren Landser-Sängers Michael Regener beim Pressefest der Deutschen Stimme in Viereck bei Pasewalk.

blut muss fliessen nazis

Die Filmtour zu Blut muss fließen wird von den Jusos M-V in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung und Endstation Rechts organisiert. Bei der Vorführung gestern in Rostock soll es so voll gewesen sein, dass sogar Stehplätze verkauft wurden, pünktliches Erscheinen ist also angeraten! Die Veranstaltenden weisen darauf hin, dass „Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, der Zutritt zur Veranstaltung“ verwehrt wird.

  • „Blut muss fließen“ – Undercover unter Nazis (Publikative.org, 08.03.12)
  • „Blut muss fließen – Nazis undercover“: Filmemacher Thomas Kuban im Interview (Ruhrbarone, 09.08.12)

Fakten: 15.08. | 18 Uhr | Cinestar | 3 Euro

Festgehalten: Freestyle-Fußballer Ralf Dörn

Um Ralf Dörn ging es hier schon einmal im Dezember 2010, als der Fußballakrobat zur Sportskanone des Jahres gekürt wurde. Nun hat sich der Regionalsender Greifswald TV des Lederjongleurs angenommen und den siebzehnjährigen Hansestädter portraitiert. Für Dörnianer und Freunde vorpommerscher Mundart ein Ohrenschmaus Galore, erst recht mit angeborener Saxonphontaubheit!

 

Greifswald kann Kreisverkehr

Wo wir gestern schon beim Thema NS-Spuren in Greifswald waren: In mehreren Diskussionen über die geplante, aber leider noch immer nicht verwirklichte Diagonalquerung über die Europakreuzung wurde der Vorschlag laut, auf dem Platz der Freiheit statt dem umstrittenen Fahrradweg einen Kreisverkehr zu installieren.

Diese Ideen wurden von anderen Diskutanten alsbald mit dem von einem Augenzwinkern begleiteten Verweis abgetan, dass die Greifswalder Bevölkerung nicht in der Lage wäre, das Prinzip Kreisverkehr zu verstehen und umzusetzen. Doch dieser Einwand ist falsch, denn an diesem Ort gab es schon einmal einen Kreisverkehr.

greifswald platz der s.a.Der Platz hieß damals allerdings noch Platz der SA (1937-1945). Er wurde nach Kriegsende zunächst zum Theaterplatz umbenannt (1945) und kurz darauf zum Platz der Einheit. Seit dem letzten, 1946 durchgeführten Namenswechsel, heißt er Platz der Freiheit und trägt diesen Titel bis heute.

Stellenausschreibung: Studentische Hilfskraft am ZFF

jobs arbeitAm universitären Zentrum für Forschungsförderung (ZFF) wird ab 1. September für die Dauer eines halben Jahres eine studentische Hilfskraft eingestellt, die mit 40 Monatsstunden die Arbeit des Zentrums administrativ und organisatorisch unterstützen soll.

Das ZFF unterstützt Universitätsangehörige beim Forschungstransfer und beim Einwerben von Drittmitteln. Es ist in die Bereiche Projekte und Management, Transfer und Marketing sowie Nachwuchsförderung und Gleichstellung geteilt. Hier unterhält unter anderem das landesweite Hochschulprojekt Karrierewege für Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft M-V eine Greifswalder Dependance.

universität greifswald

Von den Bewerbenden werden grundlegende Computerkenntnisse mit dem Schwerpunkt Office-Software erwartet. Darüber hinaus sollen die Studierenden kommunikations- und teamfähig sein und selbstständig arbeiten können. Wer an der Stelle interessiert ist, kann sich mit Lebenslauf und Anschreiben bis zum 21. August bei Kristof Lintz ( kristof.lintz [at] uni-greifswald.de) bewerben.

Speicher Ade! Scheiden tut weh.

Ach, hätte Caspar-David Friedrich seine Wiesen bei Greifswald nur gute hundert Jahre später gemalt — der alte Speicher wäre heute unleugbarer Bestandteil der Silhouette Greifswalds! Doch Friedrich stellte sein Gemälde, das in der Hamburger Kunsthalle aufbewahrt wird, bereits 1822 fertig — der Kornspeicher am Hafen hingegen wurde während der nationalsozialistischen Herrschaft in den Jahren 1936/37 erbaut.

Bauaufsichtsbehörde genehmigte Abrissantrag

Dem letzten großen Gebäude dieser Art in Greifswald droht nun jedoch ein vorzeitiges Ende. Anfang April genehmigte die untere Bauaufsichtsbehörde der Stadt den von Douglas Fernando (Petruswerk) gestellten Antrag auf Abriss. Zuvor befürwortete bereits das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege in Schwerin das Ersuchen des Immobilieninvestors, der an Stelle des historischen Baus ein „markantes Gebäude in der Größe des jetzigen Speichers“ errichten will, wie die Stadtverwaltung in ihrer damaligen Pressemitteilung ankündigte.

Speicher Museumshafen Greifswald

(Foto: Fleischervorstadt-Blog, 02/2012)

Um was für ein Gebäude es sich dabei dann konkret handeln wird, blieb bislang unklar. Im April sei der Bau eines Hotels im Gespräch gewesen, das Bestandteil des Wohngebiets werden soll, welches Fernando im Gebiet zwischen Marienstraße und An den Wurthen errichten will. Diese Fläche (Bebauungsplan 55) wurde in der Vergangenheit immer wieder als „Filetstück“ bezeichnet.

Kritik an „durchgepeitschtem“ Verkauf und zu guten Geschäftsbeziehungen

Kritiker der Transaktion — das Petruswerk bezahlte für das 13 Hektar große Arreal nur 1,5 Millionen Euro — warfen dem Bürgerschaftspräsidenten Egbert Liskow (CDU) damals vor, den Verkauf zugunsten des Petruswerks „durchgepeitscht“ und mit dem Verzicht auf eine Ausschreibung des Grundstücksverkaufs außerdem gegen europäisches Recht verstoßen zu haben.

Zudem wurde immer wieder über die harmonische Geschäftsbeziehung zwischen Douglas Fernando und dem damaligen Baudezernenten Reinhard Arenskrieger spekuliert, mit dem sich vor zwei Jahren sogar ein Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft beschäftigte. Das Speichergebäude soll abgerissen werden, sobald die Bürgerschaft den Entwurf für den Bebauungsplan 55 beschließt. Die Abrissgenehmigungen sind drei Jahre lang gültig.

Indes verfällt der denkmalgeschützte Gebäudekomplex Stralsunder Straße 10, den die Universität Greifswald 2008 für relativ wenig Geld ebenfalls an das Petruswerk verkaufte, weiter. Einer Initiative, die das Haus anschließend kaufen und vor allem retten wollte, war kein Erfolg beschieden und von Sanierungsarbeiten fehlt dort jede Spur.

Flache Decken, dunkle Räume — Wohnungsbau im Kornspeicher wird schwierig

Zurück zum alten Speicher in die Hafenstraße 37. Der sechsstöckige neoklassizistische Bau besteht aus einem 35 Meter hohen Betonsilo und einem zweistöckigen flachen Lagerhaus. Die frühere Funktion des ehemaligen Kornspeichers macht eine Sanierung der Ruine schwierig: die Deckenhöhen der einzelnen Etagen sind sehr niedrig, die Fenster klein und deswegen ist es im Inneren des Gebäudes relativ dunkel. Durch den Bau zieht sich ein Betontrichter, des Speichers Kern, in die Höhe. Wer hier umbauen will und keine Kinderkrippe plant, steht vor einer anspruchsvollen architektonischen Herausforderung.

Früher oder später wird der alte Speicher, der heutzutage die Szenerie am Museumshafen dominiert, verschwinden. Vermutlich erlebt der Bau dieses Jahr seinen letzten Sommer und es ist Zeit, von ihm Abschied zu nehmen. Die Erinnerungen an den unverstellten Blick über die Stadt bis hinaus nach Wieck werden verblassen — das Bier in der Morgensonne war schließlich auch irgendwann geleert. Ach, hätte Caspar-David Friedrich doch sein Werk nur gute hundert Jahre später auf die Leinwand gebracht.

  • Die Greifswalder Einkaufstour des Immobilienmagnaten Douglas Fernando (Fleischervorstadt-Blog, 08.02.11)
  • Bildergalerie Alter Speicher (Mryia Jackalope, 2005)
  • Abriss des Wahrzeichens alter Speicher am Ryck genehmigt (daburnas Logbuch, 12.04.12)
  • Douglas Fernando, die Bürgerschaft, der Alte Speicher… und was davon übrig bleibt. (webMoritz, 18.04.12)