Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #34

Der Frühling bricht sich endlich Bahn und auch aus kultureller Perspektive darf ein bildungsoffensives Erwachen festgestellt werden, das das bevorstehende Wochenende mit gerade noch erträglichen Entscheidungsqualen belastet. Eine Übersicht.

Fallada-Reihe: Duesberg liest „Wolf unter Wölfen“

Der Schauspieler Grian Duesberg liest aus Hans Falladas Berlin-Roman Wolf unter Wölfen (1937) und nimmt sein Publikum mit in die wirtschaftskriselnden Zwanziger Jahre der Weimarer Republik, wo gesellschaftlicher Wandel und Inflation zu immensen Verwerfungen führen. Die Veranstaltung ist eine Fortsetzung der hauseigenen Reihe zum Leben und Werk des 1893 in Greifswald geborenen Schriftstellers Hans Fallada.

Fakten: 18.04. | 20 Uhr | Falladahaus | 3/2 EUR

Vernissage: Gemeinschaftsausstellung „Bleigelb“

In der Polly Faber wird heute Abend eine Gemeinschaftsausstellung der drei Maler Heyko Dobbertin (Hoppenrade), Sven Ochsenreither (Zölkow) und Paul Wendt (Leipzig) eröffnet. Die drei haben sich 2011 zur Künstlergruppe BLEIGELB vereinigt und zeigen gegenständliche figurative Malereien. Die Vernissage wird musikalisch von Hagen Stüdemann begleitet.

Bleigelb

Die Ausstellung bleibt bis zum 27. April und ist dienstags bis sonnabends von 16 Uhr bis 20 Uhr geöffnet.

Fakten: 18.04. | 19 Uhr | Polly Faber | frei

Aufgereimt und abgespult: Petry Slam 

Poetry Slams erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit und reger Anteilnahme des Publikums. Die Fachschaft der Deutschen Philologie legt dieses Format gemeinsam mit dem Mensaclub ein weiteres Mal auf und organisiert am Freitagabend einen ebensolchen Wettstreit der Schreibenden im kleinen Saal der Mensa.

Poetry Slam Greifswald

Fakten: 19.04. | 20 Uhr | Mensa | 5 EUR

Für Leute mit Haltungsschäden: BandscheibenvorfallBandscheibenvorfall Plakat

Die Premiere zur Theaterkomödie Bandscheibenvorfall ist bereits ausverkauft, doch für die Wiederholung des Abends für „Leute mit Haltungsschäden“ am Folgetag gibt es noch ein paar Karten. Das Stück von Ingrid Lausund wurde von Jonas Hien inszeniert und widmet sich der  von Flexibilitätsansprüchen, Unsicherheit und dem drohenden Stellenverlust geprägten, schönen neuen Arbeitswelt.

„Das Vorzimmer des Chefs. Kretzky (Ronny Winter), Hufschmidt (Jan Bernhardt), Schmitt (Friederike Ziegler), Kruse (Sören Ergang) und Kristensen (Josefine Schönbrodt) warten auf ihre Hinrichtung. Kollegen unter sich – geeint in ihrer Angst um ihren Job, in ihrem Bemühen, alles richtig zu machen, aber auch in ihrer Anstrengung, als Bester dazustehen. Auch ihr Chef scheint kein Interesse an Teamplay zu haben. Im Gegenteil…“

Fakten: 19.04. | 20 Uhr | Theater Vorpommern | 15,50 EUR

Kulturbar: The Rich Webb Band

Der Australier Rich Webb macht Station in Greifswald und hält mit seiner Band in der Kulturbar. Zusammen bewegt sich das als Rich Webb Band firmierende Quartett zwischen Singer/Songwriter und Country, vermischt diesen Sound aber mit unüberhörbaren Rock’n’Roll-Einflüssen.

Fakten: 19.04. | 21 Uhr | Kulturbar

Innenansichten aus Chaotistan: Piratenbraut Astrid Geisler

Piratenbraut

Vom Aufstieg und Fall der Piratenpartei gibt es in diesen Wochen viel zu erzählen, doch zumeist berichten andere über die Selbstdemontage der Bewegung, die seit 2010 die klar strukturierte deutsche Parteienlandschaft aufzubrechen versprach.

Im Koeppenhaus wird am Freitag die taz-Journalistin Astrid Geisler aus ihrem Buch Piratenbraut – Meine Erlebnisse in der wildesten Partei Deutschlands lesen und die politischen Versprechen der Partei einem Praxistest unterziehen. Ihr unterhaltsamer Bericht führt in eine „ebenso nerdige wie chaotische und liebenswerte politische Szene“.

Im Anschluss an die Lesung diskutieren Thomas Behm (Uni Greifswald), Susanne Wiest, Jonathan Dehn (beide Piratenpartei) und Harald Terpe (Die Grünen) mit der Journalistin unter anderem über die Chancen der Partei bei der anstehenden Bundestagswahl und den „Fetisch Transparenz“.

Fakten: 19.04. | 20 Uhr | Koeppen | freier Eintritt

Zur Rolle linker Medien in Krisenzeiten

Noch mehr als über die Piratenpartei wird seit Jahren über die Zukunft des Journalismus diskutiert. Anzeigenrückgang, Onlinejournalimus und Zeitungssterben sind nur einige Stichwörter dieser Debatte, um die es am Freitag im „Politisch-kulturellen Salon“ in der Brasserie Hermann gehen wird.

Dort werden Tom Strohschneider (Chefredakteur Neues Deutschland) und Mignon Schwenke (Die Linke) über die viel beschworene Krise der Medien und deren Rolle in Krisenzeiten diskutieren.

Fakten: 19.04. | 19.30 Uhr | Brasserie Hermann

Workout-Skanking mit Skannibal Schmitt 

Hierzulande ist „Schmitt“ eher Sammelbezeichnung anstatt Merkmal ausdrücklicher Individualität, in Frankreich ist das anders. Die Band Skannibal Schmitt aus dem elsässischen Strasbourg bringt eine Musik-Namen-Schere auf die Bühne und vermischt ohne Rücksicht auf Verluste Ska mit Funk, Hardcore, Jazz, Hip-Hop und Afrobeat.

Skannibal Schmitt

Technisch versiert, aber dennoch auf höchstem Energielevel operierend, sind Skannibal Schmitt ein Garant für verbrannte Kalorien beim abendlichen Workout-Skanking!

Fakten: 20.04. | 20 Uhr | IKUWO | 6 EUR

Zweite Chance: Tanzzeit

Wer am vergangenen Wochenende keine Premierenkarte für die TanZZeit am Theater Vorpommern abgekriegt hat, kann den Besuch der beiden zeitgenössischen Choreographien von Yaron Shamir (ISR) sowie von Katarzyna Gdaniec (PL) und Marco Cantalupo (ITA) am Sonnabend nachholen.

Bei der TanZZeiT arbeiten Mitglieder des hiesigen Tanzensembles mit freien Choreographen zusammen: “In Verbindung mit interdisziplinären Arbeitstechniken und Videoinstallationen entsteht eine choreographische Variante der Konzeptkunst. Praxis und Theorie, Kunst, Wissenschaft und Forschung, sowie Thai Chi, Capoeira, Hip-Hop, Break Dance und Körperwahrnehmungstechniken prägen den zeitgenössischen Tanz in all seinen Variationen.”

Fakten: 20.04. | 19.30 Uhr | Theater Vorpommern | 15,50 EUR

Elektrowumms: Extase#1

Eine neue Veranstaltungsreihe verspricht Elektro-Steppern eine sanfte Reise in den Sonntagmorgen. Unter dem salbungsvollen und besonders originellen Namen Extase wird in den Caspar-Keller zu „elektronischer Musik vom Feinsten“ eingeladen.

Mit dabei sind Couchgag & Blank Kit (Couchgag’s Couchcast), Mr. Mykel, Retha, Klangkonsum und Rico Gleitmann.

Fakten: 20.04. | 23 Uhr | Café Caspar | 5 EUR

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Der voranstehende Foto-Ausschnitt zeigt die Schuhe der Sängerin Diana Diamond bei einem Konzert ihrer Band Mobylettes im Oktober 2011 im IKUWO. Das Originalfoto wurde von Jan Metschorin aufgenommen.

Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #33

Nur vier Monate sind hier seit der letzten Kulturschau aufs Greifswalder Wochenende vergangen, nichtsdestotrotz soll diese Serie wieder reaktiviert werden, um ausgehfreudigen Kleinstadtstromern einen Überblick potenzieller Ziele an die Hand zu reichen und Veranstaltungen zu empfehlen, für deren die Besuch die einen zu alt und die anderen noch zu jung sind.

Kurze Wege lange Nächte #33

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Europäisches Filmfestival „dokumentART“ in Greifswald zu Gast

Ab Donnerstag werden in der Brasserie Hermann die Nachbeben der 21. dokumentART zu spüren sein. Das Europäische Dokumentarfilmfestival, das Mitte November zuerst in Szczecin und anschließend in Neubrandenburg stattfand, hat für vier Tage ein Nachspiel in Greifswald. In dieser Zeit werden im Koeppenhaus und der Brasserie Hermann insgesamt 54 Filme aus 20 Ländern gezeigt.

dokumentart banner

Zur Eröffnung der dokumentART on Tour werden die bereits prämierten Siegerfilme des diesjährigen Wettbewerbs präsentiert. Zu diesen gehören unter anderem Grandmothers (GB, 2011) der auf „künstlerisch sehr eindrückliche Weise“ die Geschichte verschwundener Kindern in Argentinien erzählen soll, und Postman (FR, 2012), dessen Regisseur die Zuschauer bis in die afghanische Hauptstadt Kabul führt, wo er einen Postboten bei seiner Arbeit begleitete.

Nach dem Eröffnungsempfang und der Präsentation der Siegerfilme werden bis Sonntag die übrigen Filme blockweise und mit englischen oder deutschen Untertiteln gezeigt. Die Karten für diese Filmvorführungen kosten 5 und 3 Euro.

Filmfestivals in Neubrandenburg haben eine längere Tradition — bis 1990 fanden in der Vier-Tore-Stadt jährlich die Nationalen Dokumentarfilmwochen statt. Die 1992 ins Leben gerufene DokumentART knüpft mit dem Festival an die Bedeutung des Filmstandorts Neubrandenburg an. Für Greifswalder Verhältnisse stellt der Ausflug des Festivals die größte und wichtigste Veranstaltung dieser Art in der Stadt dar. Ihr Besuch wird Filmfreundinnen hiermit wärmstens ans Herz gelegt!

Diagonalquerung: Verkehrsversuch wird verlängert

Seit dem 2. Juli wird auf der Europakreuzung ein Verkehrsversuch durchgeführt, um herauszufinden, welchen Einfluss die geplante Diagonalquerung auf den motorisierten Verkehr haben wird.

Voraussetzung für das in der Vergangenheit kontrovers diskutierte Projekt ist der Wegfall einer von zwei Linksabbiegerspuren, die aus dem Hansering in die Wolgaster Straße führen. Gegner der Diagonalquerung befürchten, dass es durch diesen Wegfall zum Rückstau des Verkehrs bis zur Einmündung in die Friedrich-Loeffler-Straße kommen wird.

KEIN STAU IN SICHT

Nachdem trotz Panikberichterstattung der Ostsee-Zeitung („Stau vor der Europakreuzung“) kein wirkliches Verstopfen des Verkehrsflusses beobachtet werden konnte, soll der ursprünglich für einen Monat anberaumte Test nun bis zum 31. August verlängert werden.

Dass der Verkehrfluss mit einer Linksabbiegerspur weniger bislang  funktionierte, bestätigt auch Fred Wixforth von der Greifswalder Straßenverkehrsbehörde, der in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung wie folgt zitiert wird: „In den ersten Wochen der Verkehrserprobung hat es keine relevanten Stauerscheinungen gegeben, die bereits jetzt gegen eine Verlängerung des Verkehrsversuches gesprochen hätten“.

(Foto: Fleischervorstadt-Blog

Mit der Fortsetzung des Versuchs wird der Kritik Rechnung getragen, dass die Ergebnisse aufgrund des während der Urlaubszeit geringeren Verkehrsaufkommens nicht aussagekräftig seien. Im kommenden Monat wird mit stärkerem Berufsverkehr gerechnet, da in Mecklenburg-Vorpommern am 3. August die Schulferien enden.

HAT SCHRÄG ZUKUNFT?

Die Diagonalquerung soll das legale diagonale Queren der Europakreuzung vom Schuhhagen in Richtung Theater und andersherum mit dem Fahrrad ermöglichen. Das geht in der Regel nicht nur schneller, sondern entlastet auch die Fußgänger- und Radfurten, die zu Stoßzeiten zu wenig Platz bieten, und soll die Zahl der Unfälle mit rechtsabbiegenden PKW verringern.

Das hierzulande einzigartige Verkehrsprojekt ist noch immer Teil des städtischen Radverkehrskonzeptes, nachdem mehrere FDP-Bürgerschaftsabgeordnete im Mai 2012 die entscheidende Sitzung geschwänzt hatten, auf der über einen Antrag der CDU abgestimmt wurde, der die Streichung der Diagonalquerung aus ebenjenem Konzept vorsah.

Unterdessen wollen sich Befürworter der Diagonalquerung zusammenschließen und in einer Bürgerinitiative organisieren. Zu deren Gründung sind morgen Abend alle Interessierten herzlich in den „Roten Salon“ der Brasserie Hermann eingeladen. Gemeinsam will man zehn ausschlaggebende Argumente für das Projekt ausarbeiten und gleichzeitig die zehn häufigsten Gegenargumente „schlagkräftig widerlegen“ — was auch immer man sich dabei unter Schlagkräftigkeit vorstellen mag.

Außerdem möchten die Initiatorinnen der BI-Gründung mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen „ein Klima herstellen, das endlich die ‚Wende‘ in der Verkehrspolitik ermöglicht: Weg von der prinzipiellen Ausrichtung aller Verkehrsmaßnahmen am Auto, hin zu der Erkenntnis, dass wir alle Verkehrsteilnehmende sind“. Dabei sollen „alle diejenigen (auch und gerade in der Verwaltung der UHGW)“ unterstützt werden, „die den für Greifswald anmaßenden Titel ‚Fahrradhauptstadt Deutschlands‘ zu einem wirklichen Zustand machen wollen.“

Die Einladung zur BI-Gründung wurde unter anderem von  Dr. Ulrich Rose (Die Grünen) weitergeleitet, der in seiner E-Mail jedoch betont, dass die Bürgerinitiative parteiunabhängig arbeiten soll.

Fakten: 19.07. | 19 Uhr | Roter Salon (Brasserie Hermann)

Es ist noch lange nicht vorbei: Extra-Studenten-Vorstellung von Yann & Beatrix

Soll das nun die aber wirklich letzte Aufführung des Stückes Yann & Beatrix werden? Das Ende des von Lukas Goldbach inszenierten Stückes wurde seit dem vergangenen Jahr schon mehrmals angekündigt, doch auch heute Abend werden Katja Klemt und Jan Holten nochmal in ihren Rollen zu erleben sein, und zwar in einer „Extra-Studenten-Vorstellung“.

yann & beatrixSie sind die einzigen beiden Darstellenden im Schauspiel von Carole Fréchette, das zuletzt in der Brasserie Hermann aufgeführt wurden und eine Zweierbeziehung verhandelt.

„Es war einmal eine Frau voll Sehnsucht, aber statt Gefühl bloß eine einsame Wüste im Innern. Ein Aushang „Suche einen Mann, der imstande ist, mich zu interessieren, zu rühren und zu verführen. In dieser Reihenfolge. HOHE BELOHNUNG.“

Und ein Mann, der an nichts mehr glaubt, als an die Zwanzigerscheine, die er als Prämienjäger verdient. Er stellt sich der Prüfung, welche sich zu der Suche nach dem Moment entwickelt, da wirkliche, wahre Liebe entsteht. Es beginnt ein Kampf zwischen Anziehung und Abneigung, Faszination und Verführung, Liebe und Hass. Und inmitten dieses unwirklichen Glücksspiels entsteht fast unmerklich etwas Wahres, Zartes, Echtes, das vielleicht die Angst vor der Liebe überwinden kann. Fast wie im Märchen.“

Der Regionalsender Greifswald TV hat einen kurzen Beitrag dazu mit Aufnahmen aus dem Stück veröffentlicht, aber das ersetzt natürlich nicht den Besuch in den neuen heiligen Hallen des Studententheaters, sondern kann nur Appetit auf mehr machen.

Fakten: 20.06. | 20 Uhr | Stuthe (Mehring-Str. 48) | 4 / 6 EUR (erm.)

Kritisches Kino: „Der große Ausverkauf“

Die Greifswalder Viva con Agua-Gruppe lädt am Dienstagabend zum Kritischen Kino in die Brasserie Hermann, wo der Dokumentarfilm Der große Ausverkauf (2006, D, 94min) gezeigt wird.

der große ausverkaufDer Film ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema Privatisierung und beinhaltet vier Beispiele aus verschiedenen Teilen der Welt: das britische Eisenbahnsystem, das Stromnetz in einem südafrikanischen Township, das Gesundheitssystem in den Philippinen und die Wasserversorgung in einer bolivianischen Stadt.

Der Filmvorführung schließt sich ein Vortrag über Wasserprivatisierung von Dr. Lena Partzsch (GETIDOS) und Marcel (Viva con Agua Berlin) an, in dem es um vergleichbare Tendenzen in Deutschland geht.

Video (01:43)
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Fakten: 29.05. | 20 Uhr | Brasserie Hermann
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