In der Benutzungsordnung für die Greifswalder Universitätsbibliothek fehlt ein entsprechender Passus. Studierende mit Kindern müssen dennoch damit rechnen, an der Tür abgewiesen zu werden. Auch an der Rostocker Universität stoßen sie nicht immer auf Verständnis. Dort versuchte das Studierendenparlament, Kindern ein kostenloses Mensaessen streitig zu machen.
IN DER GREIFSWALDER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK SIND KINDER UNERWÜNSCHT
Im Internet präsentiert sich die Bibliothek der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald als eines der „modernsten bibliothekarischen Dienstleistungszentren“ und wirbt mit allerlei Servicemöglichkeiten und Barrierefreiheit. Die Betreuung von Kindern gehört nicht zum Dienst am Kunden, denn die sind in der universitären Einrichtung in der Felix-Hausdorff-Straße unerwünscht.
So wurde ein dreijähriges Kind von einer Mitarbeiterin zum Beginn des neuen Jahres harsch der Bibliotheksräume verwiesen. Für Kinder sei dort kein Zutritt, die Bibliothek nicht „kindersicher“. Ein Hinweis, dass kleine Kinder keine Hunde seien, war vergebens und die Diskussion beendet. Da man Kinder weder draußen anleinen noch wie eine Jacke an die Garderobe hängen kann, warteten Mutter und Kind schließlich im Foyer auf ihre Begleitung mit den entliehenen Büchern.
Müssen Kinder auf Verordnung zwingend draußen bleiben, kann der Bibliotheksbesuch für Alleinerziehende ohne eine flexible Kinderbetreuung schnell zur logistischen Herausforderung werden. Während die städtische Kinderbibliothek in der Knopfstraße die Jüngsten gezielt mit Angeboten lockt und Universitätsbibliotheken in anderen Städten mit Spielecken, Kinderbüchern und Wickelräumen werben, setzt man in der Greifswalder Unibibliothek auf den Ausschluss von Kindern.
(Foto: thinkaholic via Flickr)
Ein Blick in die Benutzungsordnung verrät zwar: Bücherwürmern jüngeren Alters ist die Anmeldung zur Bibliotheksnutzung mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten ausdrücklich erlaubt und der Besuch der Einrichtung nicht verboten. Dort müssen sie sich jedoch erst einmal der Türstehermentalität widersetzen. Nachfragen haben ergeben, dass „architektonische Sicherheitsmängel“ für ein „Kinderverbot“ ausschlaggebend seien. Doch auch um bissigen Bibliothekaren und bösen Blicken zu entgehen, müssen vor allem jüngere Kinder vor einem Besuch solcher „modernen Dienstleistungszentren“ gewarnt werden.
ROSTOCKER STUDIERENDENSCHAFT GÖNNTE KINDERN DAS ESSEN AUF DEM TELLER NICHT
In den Mensen der Rostocker Universität erhalten Kinder seit dem 1. Juni 2010 einen sogenannten Kinderteller. Das kostenlose Angebot für Kinder bis zum 10. Lebensjahr ist kaum bekannt und hält bürokratische Hürden bereit: Jedes Jahr will beim Studentenwerk ein neuer Kinderausweis beantragt und im Verbund mit dem Studierendenausweis bei jedem Mensabesuch vorgelegt werden. Selbstredend werden die Speisesäle nach wie vor nicht von Kindern überrannt. Trotzdem machte wenige Tage nach der Einführung ein Teil der Studierenden gegen das kostenlose Kinderessen mobil. „Kinder müssen draußen bleiben!“ weiterlesen →
Auch in diesem Semester veranstaltet das Interdisziplinäre Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (IZFG) eine Ringvorlesung, die seit inzwischen eineinhalb Monaten wöchentlich im Hörsaal der deutschen Philologie (Rubenowstraße 3) stattfindet.
Die Vortragsreihe mit dem Titel Superwoman? Superman? – Visionen vom optimierten Leben nähert sich dabei aus verschiedenen Perspektiven und wissenschaftlichen Disziplinen einem Themenbereich, der sich mit den Schlagwörtern Enhancement und Geschlecht abstecken lässt. Unter Enhancement wird in diesem Zusammenhang „die Steigerung der menschlichen Leistungsfähigkeit mit Hilfe pharmazeutischer und biotechnischer Mittel“ verstanden.
Die Vorträge der vergangenen Veranstaltungen beschäftigten sich zum Beispiel mit dem Gesundheitshandeln von Jungen und Männern, mit Intersexualität und der Herstellbarkeit geschlechtlicher Identität oder mit der prosperierenden „Schönheits“-Chirurgie.
Morgen wird Andrea Bettels, wissenschaftliche Mitarbeiterin am IZFG, über Körper- und Inszenierungsstrategien abweichender Identitäten sprechen. Es geht also um das Handeln queerer Menschen, zum Beispiel Trans- und Intersexueller oder Drag Kings und Drag Queens:
„Geschlechtliche und sexuelle Variablität wird von den Protagonistinnen der Queer-Szene mittels verschiedenster Strategien eingefordert, inszeniert, parodiert, verfehlt. Die Ansprüche, Wünsche und Forderungen von »Queers« an die moderne Medizin unterscheiden sich teilweise stark und variieren zwischen Erfüllungsversprechen bspw. bei Transsexuellen und Anklagen wegen Verstümmelung bspw. bei Intersexuellen. Welche Strategien und Utopien birgt ein queeres Verständnis von Körpern und Technik und wo sind Grenzen und Beschränkungen?„
Die Ringvorlesung findet fast jeden Mittwoch um 16 Uhr (c.t.) im Hörsal der deutschen Philologie (Rubenow-Str.3) statt. Das komplette Programm ist auf dem Plakat zur Vortragsreihe verzeichnet und ist hier abrufbar (pdf-Dokument, 1, 37MB).
Vor fast eineinhalb Jahren gründete sich in Greifswald, inspiriert von einer erfolgreichen Leipziger Initiative in gleicher Sache, die AG Uni Solar, um ein ambitioniertes Projekt zu realisieren: den Bau einer aus Mikrokrediten finanzierten Solaranlage in der Hansestadt.
Die Gruppe verfolgt dabei nach eigenen Angaben das Ziel, neben der Realisierung des photovoltaischen Energiespenders vor allem „das Umweltbewusstsein in der Studierendenschaft zu stärken und ihnen [sic!] die Möglichkeit zu geben, sich intensiv mit dem Thema Erneuerbare Energien auseinanderzusetzen und selbst in eine Solaranlage zu investieren“.
Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Objekten
Ursprünglich war das Dach der Mensa als Aufstellungsort vorgesehen, jedoch musste aus Gründen der geplanten Sanierung von diesem Objekt genauso Abstand genommen werden wie von den Studierendenwohnheimen am Ernst-Thälmann-Ring. Das Gebäude der Wirtschaftswissenschaftlerinnen in der Loefflerstraße und die Biochemie auf dem neuen Campus sind Landeseigentum und aufgrund fehlender landesrechtlicher Regelungen über die Vermietung von Dachflächen für Photovoltaikanlagen schieden diese Gebäude ebenfalls als mögliche Standorte aus.
Nun kooperiert die AG Uni Solar mit der WVG und hat einen Mietvertrag für die Nutzung eines Daches im Ostseeviertel unterzeichnet, noch im Dezember soll mit dem Bau begonnen werden. Dabei hängt die Größe der Anlage – und damit letztlich der messbare Erfolg der Initiative – von der Menge des Geldes, das vorab eingeworben wird. Denn die Finanzierung erfolgt über Mikrokredite von Studierenden und Mitarbeitern der Universität und die projektbezogenen Einlagen erinnern an den neusten Schrei in Sachen Ökonomie und Internet, dem sogenannten Crowdfunding, bei dem über das Netz zweckgebundene Spenden und Investitionen für verschiedene Projekte gesammelt werden.
Juliane Hille (LHG), Vorsitzende des Vereins Uni Solar, beantwortet die Frage zum prognostizierten Investitionsvolumen und zu einer für die Projektrealisierung notwendigen Mindestsumme: „Anvisiert ist bislang eine Investitionssumme von 20.000 Euro. So viel wollen wir erreichen und als studentische Initiatoren wollen wir natürlich, dass die Studierenden so stark wie möglich am Projekt beteiligt werden.“ Anlagenplanung, Bau und die Betreuung des technischen Betriebs der Photovoltaikanlage obliegen den Greifswalder Stadtwerken. Das städtische Unternehmen wird auch mit einer Eigenbeteiligung in die Solaranlage investieren.
Uni-Solar-Klimasparbriefe ab 250 Euro
Uni Solar arbeitet außerdem mit der Sparkasse Vorpommern zusammen, die für die Abwicklung der Uni-Solar-Klima-Sparbriefe verantwortlich zeichnet. Die Mindesteinlage beträgt hierbei 250 Euro, die für einen Zeitraum von fünf Jahren fest angelegt sind. Ab dem Folgejahr der Investition werden jährlich 3% Zinsen ausgeschüttet, nach Ablauf der Vertragslaufzeit gibt es die gesamte Einlage, die während der Laufzeit durch den Sparkassensicherungsfonds geschützt ist zurück.
Investiert jemand so zum Beispiel 500 Euro risikofrei in die Greifswalder Solaranlage, so erhält diese Person jährlich 15 Euro Zinsen und nach fünf Jahren den gesamten Einzahlungsbetrag, eine vorzeitige Rückzahlung ist allerdings nicht möglich. Das Investitionsmaximum ist auf 2500 Euro begrenzt.
Wer mit der folgenden Finanzvergleichsapplikation von finanzen.de herumspielt, wird feststellen, dass ein Festgeld-Zinssatz von 3% dieser Tage vergleichsweise hoch ausfällt. Am 29. November hat die Einzahlungsphase begonnen und bis zum 15. Dezember kann die Investition in den Klima-Sparbrief an den Schaltern der Sparkasse am Markt abgewickelt werden. Unbedingt mitzubringen sind hierfür ein Studierenden-, bzw. Mitarbeiterausweis.
Kritik am Solar-Projekt
Dieses überaus lobens- und unterstützenswerte Projekt hat aber auch Schattenseiten. Bislang wurde von zwei Seiten Kritik an Aspekten des sonnenhungrigen Unterfangens formuliert. Für Alexander Kendzia (webMoritz) hat die Idee von Uni Solar „durch aktuelle Berichte aus der Energiewirtschaft […] einen faden Beigeschmack. So ist einer Meldung von SPIEGEL online zu entnehmen, dass Verbraucher mit einer Steigerung der Energiepreise durch die starke Subventionierung der erneuerbaren Energien, allen voran Solarenergie, zu rechnen haben. Dadurch sollte sich der Gewinn, der sich mit der Investition in Uni Solar für einen Studenten oder Mitarbeiter der Universität ergibt, je nach persönlichem Energieverbrauch selbst verzehren. Da davon auszugehen ist, dass die Investoren von Uni Solar nicht nur aus monetären Gründen das Projekt unterstützen, sondern eher aus ideellen, ist nicht mit einer sinkenden Zahl von Investoren zu rechen.“ (webmoritz)
Aus den Reihen der jungen Grünen wird das nicht nur positiv bewertete Projekt empfohlen und gelobt. Dabei wird auch noch auf zwei weitere Kritikpunkte eingegangen: „Nun mag man das Projekt aus zwei Blickwinkeln kritisieren: Einerseits wird gegen Solarprojekte im Norden Deutschlands häufig angeführt, sie seien nicht effktiv genug. Aufgrund des Einstrahlungswinkels erreichten die Anlagen einen schwachen Wirkungsgrad, man solle deshalb lieber in andere eneuerbare Energiequellen investieren. Allerdings sind hier Solarzellen zwar weniger rentabel als im Süden, gleichwohl rentieren sie sich nach einiger Zeit. Andereseits stößt gerade der profitorientierte Ansatz des Projekts auf Kritik. Die Risikominimierung, um sicher einen Gewinn einzustreichen, verringere auch die Möglichkeit, größere Effekte für die Energiewende zu erzielen. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass es sich erstens um ein studentisches Projekt mit eher finanzschwachen Investor_innen handelt und zweitens die Wirkung durch das Gewinnstreben verbessert wird: Es machen auch Leute mit, die eigentlich nur ihr Geld sicher anlegen wollen, denen der ökologisches [sic!] Nutzen aber egal ist. Sie würden vielleicht auch in Kohlekraftwerke investieren; aber das kann der AG egal sein, denn schließlich tragen sie mit dazu bei, eine möglichst große Anlage zu bauen.“ (wildwuchs)
Die Einschätzung endet mit einem schwungvollen „Global denken, lokal handeln!„, das dieses großartige Projekt aller eingeräumten Abgedroschenheit der Phrase zum Trotz angemessen beschreibt. Das Greifswalder Studierendenfernsehen Moritz TV drehte für die AG einen Werbefilm, der in diesem Kontext nicht fehlen darf.
Solvent = Solar!
Gerade wurde im nahen Lubmin der Bau eines Steinkohlekraftwerks abgewehrt — zumindest vorerst — und allerorten wird dieser Tage über Atomenergie diskutiert und gestritten. Die projektierte Photovoltaik-Anlage ist in diesem Zusammenhang ein konstruktives Schlaglicht im Dunkel der deutschen Energiepolitik. Unverständlich ist nur, wieso dieses Projekt ausschließlich Uni-Angehörigen gegenüber offensteht. Uni Solar kann natürlich nur einen Bruchteil der Energie produzieren, die das geplante Steinkohlekraftwerk in Lubmin hergestellt hätte. Aber diese Energie ist sauber und die Initiative vor allem ein Modellprojekt, dem hoffentlich noch weitere folgen werden. In diesem Sinn: Lasst die Sonne rein!
Um dieses Ansinnen auch von dieser Seite zu unterstützen, werden in den nächsten Tagen Teile der diesjährigen Werbeinnahmen des Fleischervorstadt-Blogs in einem Uni-Solar-Klimabrief angelegt.
Am Institut für Geographie und Geologie wird im Rahmen des EU-South-Baltic-Projektes RECReate-Re-vitalisation of the European Cultural Route in the South Baltic Area – Pomerian Way of St. James eine halbe Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter ausgeschrieben.
Die Einstellung erfolgt ab dem 01.01.2011 und ist mit Verlängerungsmöglichkeit um ein weiteres Jahr auf zwei Jahre befristet. Das Projekt ist interdisziplinär angelegt. Gemeinsam mit Partnern aus Litauen und Polen sollen innovative Ideen für eine weitere touristische Vermarktung bestehender Ansätze des Jakobsweges entwickelt werden.
KONZEPTIONIERUNG UND VERMARKTUNG EINER KULTURROUTE
Zu den Aufgaben gehören:
die Entwicklung eines Konzeptes für die Route unter Beachtung bestehender Vorhaben auf lokaler Ebene
Knowledge-Transfer zum touristischen Marketing, Entwicklung von Schulungs- und Informationskonzepten für die lokalen Tourismus-Akteure
Vorbereitung der praktischen Einrichtung der Route (Markierung)
Entwicklung von Informationsmaterial für das touristische Marketing
Mitarbeit bei der Projektverwaltung
Von den Bewerberinnen wird ein abgeschlossenes Hochschulstudium der Geographie, der Kulturwissenschaft, der Betriebswirtschaftslehre oder eines vergleichbaren Faches mit Schwerpunktsetzung in Tourismus- bzw. Kulturmarketing erwartet. Außerdem ausgewiesene Erfahrungen im Bereich des Religionstourismus, ein ausgeprägtes Interesse an Kirchengeschichte und der sichere Umgang mit der englischen Sprache.
Kenntnisse einer anderen osteuropäischen Sprache (Polnisch oder Russisch) wären wünschenswert.
Die Universität will eine Erhöhung des Frauenanteils dort erreichen, wo Frauen unterrepräsentiert sind, und deshalb sind Bewerbungen von Frauen besonders willkommen und werden bei gleichwertiger Qualifikation vorrangig berücksichtigt, sofern nicht in der Person des Mitbewerbers liegende Gründe überwiegen. Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.
Die Bewerbungen sind bis zum 03.12.2010 einzusenden. Weitere Details sind in der kompletten Stellenausschreibung zu finden.
Seit nunmehr zwölf Jahren findet in Greifswald der Polenmarkt statt und mit ihm hält wieder eine Fülle von Konzerten, Ausstellungen, Lesungen, Filmvorführungen und Partys in der Stadt Einzug.
Ähnlich dem Nordischen Klang richtet auch dieses Festival seinen Blick auf eine Region, einen Kulturraum, und versucht nach eigener Aussage „eine avangardistische und inspirierende Visitenkarte des Nachbarlandes zu kreieren“.
Wie dieses Anliegen in der Praxis gelingt, darüber gibt das wunderbar illustrierte und liebevoll gestaltete Programmheft Aufschluss, das auch in digitaler Form dargereicht wird.
Die Veranstaltungen sind auf viele Kulturräume der Stadt verteilt und der diesjährige Polenmarkt wird abwechselnd von der Medienwerkstatt, dem Pommerschen Landesmuseum, dem IKUWO, dem Antiquariat Rose, der Tschaika, dem St. Spiritus, dem Fallada- und dem Koeppenhaus beheimatet. Zwei Programmpunkte finden sogar in Stralsund statt. Werbung
Die programmatische Vielfalt reicht dabei vom Pianisten mit Weltruhm, Andrzej Jagodziński, über die Punkbands Dead Yuppies und Narkolepsja aus Wrocław bis zum Electro-Ethno-Dancehall-Kombinat Masala aus Warszawa oder den aus Szubin stammenden Jazz-Freigeistern Contemporary Noise Sextet.
Neben Kulturveranstaltungen im klassischen Sinn wird es aber zum Beispiel auch eine Art Informationsbörse für Interessierte, die an einer polnischen Universität studieren wollen, geben. Und ganz gewiss wird auch dezidiert auf das Polonicum, ein vor kurzem eingerichtetes, zweisemestriges Zusatzstudium, hingewiesen werden.
LÄNGSTER POLENMARKT SEIT BESTEHEN
Daneben werden insgesamt acht Filmvorführungen offeriert, unter anderem der in der Kategorie Bester Dokumentarkurzfilm für den Oscar nominierte Berliner Mauerhasen, der von Kaninchen handelt, die in der unmittelbaren Nähe der Berliner Mauer lebten; Parallelen zur DDR-Bevölkerung werden in der „brilliant geschmiedeten Allegorie“ offenkundig.
Noch nie war ein Polenmarkt so lang – ganze sechzehn (!) Tage wird Greifswald von den vielversprechenden Veranstaltungen beseelt werden, die einen sehr gelungenen Mix aus verschiedenen Regionen und Szenen erwarten lassen und unbedingt als „eine avangardistische und inspirierende Visitenkarte“ Polens funktionieren. Dafür ist dem Team hinter dem Polenmarkt schon vorab ein großes Dankeschön und Respekt für die bis hierher geleistete Arbeit auszusprechen.
Ab Donnerstag wird der Polenmarkt auch auf dem Fleischervorstadt-Blog das Thema schlechthin sein. Hier werden die wichtigsten Veranstaltungen angekündigt und wenn möglich auch dokumentiert. Ab morgen heißt dann also die Devise an den Tresen dieser Stadt Tyskie statt Lübzer oder Becks, in diesem Sinn: Na zdrowie!
Montagabend startete die vom AStA Greifswald organisierte Aktionswoche gegen Homophobie und Sexismus mit einem Vortrag über Genderfragen in der tschechischen Literatur, gehalten vom Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Wöll.
„Gendermainstreaming ist krank!“
Leider wurde die Auftaktveranstaltung von einem Graffito überschattet, dass vor dem Audimax auf den Gehweg gesprüht wurde. Bis gestern Abend befanden sich die Botschaften Homosexuelle=Volkstod und Gender-Mainstream ist krank auf dem Trottoir und wurde noch nicht entfernt. Es ist nicht das erste Mal, dass Greifswalder Neonazis ein sehr gutes Gefühl für den richtigen Augenblick haben, so wurden zum Beispiel in der Nacht vor der Erstsemesterbegrüßung der Mensa-Bereich großflächig besprüht.
Antifa: „Anstieg neonazistischer Aktivitäten in Greifswald“
Die Antifa Greifswald informierte unlängst in einer Pressemitteilung darüber, dass rechte Schmierereien zunähmen:
„In der Vergangenheit konnten wir Mitglieder der „Nationalen Sozialisten Greifswald“ dabei beobachten, wie sie ihre Parolen an Wände schrieben. Da diese sich mit den zahlreichen Sprühereien der vergangenen Monate im Schriftbild und der Farbe gleichen, gehen wir von denselben TäterInnen aus. Dafür spricht auch, dass immer häufiger die Internetseite der Gruppierung gesprüht wird.“ (Pressemitteilung)
Diese Beobachtung bestätigt zum Beispiel das vor etwa zwei Monaten in der Mehring-Straße beschmutzte Banner der Verkehrswacht:
Doch was steckt hinter dieser ominösen Webseite, auf die die Neonazis immer und immer wieder hinweisen müssen?
Andere Sachen mit dem Gegnere machen (Ihr wisst schon…)
Auf der Weltnetzseite greifswald-inpo.tk werden Themen lokaler und überregionaler Relevanz verhandelt, seien es die angekündigten Flüchtlinge, die dieser Tage in Greifswald ankommen werden, die Abgrenzung von anderen hiesigen rechten Gruppen oder die von Halloween ausgehende Gefahr für die Wehrhaftigkeit eines wie auch immer beschaffenen Volkes:
Wahre Nazionalisten reden nicht mit „GAYs“ sondern machen andere Sachen mit denen (ihr wiSSt schon).
Mann wehrt sich vehement und auf flachem Niveau gegen die Negertivierung von Stärke und Stolz.
(Foto: greifswald-inpo.tk)
Verweise auf Arndt und die Schulhof-CD der NPD
Daneben erstrahlt die Sidebar des Blogs im üblichen Bilde des Spektrums, wird über die Schulhof-CD der NPD genauso infomiert wie über den umstrittenen Namenspatron der Greifswalder Universität, Ernst Moritz Arndt. Neben einer Selbstdarstellung ist dann auch noch Platz für ein Fotoarchiv mit Graffiti und Paste-Ups.
Außerdem steht auf der Webseite ein Terminenplan bereit, um stets über aktuelle Zusammenkünfte informiert zu sein. Dort wird zum Beispiel auch auf die beiden Infostände der NPD am 10. November hingewiesen.
Verrückterweise legen die Nazis inzwischen nicht nur die Scheu vor Anglizismen ab (Gendermainstream), sondern verweisen mit den entsprechenden Buttons auch noch gleich auf das soziale Netzwerk Facebook, um dort die publizierten Inhalte einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eine deutsch-nationale Alternative mit vergleichbaren Nutzerinnenzahlen gibt es eben nicht.
Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die Macher der Seite weiterhin so emsig ihre Webadresse in der Stadt verbreiten, ob sie ihre Publikationsfrequenz halten werden und welche Themen sie zukünftig verklären. Spaß macht das Lesen in diesem speziellen Fall ungemein und gäbe es ein funktionierendes RSS-Feed, ich hätte es bereits abonniert.
Hier findet man die Seite der Nationalen Sozialisten Greifswald. Das komplette Programm der Aktionswoche gegen Homophobie und Sexismus ist beim AStA zu finden.
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