Pop am Wochenende: Feine Sahne Fischfilet „Wut“

Feine Sahne Fischfilet zauberten in der vergangenen Woche ein neues Video zu ihrem Album Bleiben oder Gehen (2015) aus dem Hut. In Wut arbeitet sich die Band einmal mehr am großen Thema Polizei und Repression ab, und kommen zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis.

Rentner und Studenten, Revolutionäre und Verbrecher, Gitarrenhändler, Genforscher, Soldaten, Chefs und immer wieder Polizisten — Berufe und soziale Gruppen sind die Grundlage unzähliger Songs, doch was die musikalische Auseinandersetzung mit solchen Zusammenhängen angeht, so müsste allein für Lieder über Polizisten ein eigenes Genre konstruiert werden — nennen wir es Cop Rock. Und damit kennen sich Feine Sahne Fischfilet bestens aus: Der nicht mehr zum gespielten Repertoire gehörende Titel Staatsgewalt („Die Bullenhelme, sie sollen fliegen. Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein“, 2009) sicherte der Band mit der behördeneigenen Verspätung einen öffentlichkeitswirksamen Eintrag im Verfassungsschutzbericht 2012.

polizei hunde demonstration-demmin(Polizeieinsatz in Demmin, 2014, Meme: MdL Johannes Saalfeld via Facebook)

In ihrem Video zu Wut zeigen Feine Sahne Fischfilet ohnmächtige Bilder von Staatsmacht und Repressionsorganik, die sich von der visuellen Cop-Rock-Ästhetik mit ihren Polizeiknüppeln, den rigorosen Pfefferspray-Einsätzen und dem martialischen Auftreten der Beamten, wie man sie in ähnlichen Songs dieses Subgenres zuhauf entdecken kann, fundamental unterscheidet. Die Band selbst beziehungsweise ihre kindlichen Stellvertreter sind in dem Video nur einmal zu sehen: auf einem Plakat, dass der adoleszente Sohn eines Polizisten abends zuhause anschleppt. Sein Vater trägt längeres Haar und geht trotz Polizeiuniform als Typ knuffiger Sozialarbeiter durch; als fürsorglicher Familienvater, als guter Ehemann, der nach erledigter Nachtschicht und erfolgreich eingeleiteter Abschiebung leise ins vertraute Bett schleicht, um den Schlaf seiner Partnerin nicht zu stören.

All Cops are Bastards? Niemand muss Bulle sein!

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OB-Wahl 2015: Die Wahlwerbespots der beiden Favoriten

Am 26. April wird in Greifswald ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Schon seit Wochen laufen sich die drei Kandidaten Stefan Fassbinder (Grüne), Jörg Hochheim (CDU) und Björn Wieland (Die Partei) für diese Wahl warm und je dichter das Votum rückt, desto emsiger und präsenter werden sie.

die partei bjoern wieland greifswaldMittlerweile glotzen die drei Bewerber allerorten von den Laternenpfählen und selbst auf den großen Online-Plattformen des Bewegtbilds wird man an die bevorstehende Oberbürgermeisterwahl erinnert, zumindest dann, wenn man die Wahlwerbespots von Stefan Fassbinder und Jörg Hochheim anklickt, in denen die beiden Kandidaten über sich und ihre zu verwirklichenden Ziele als Oberbürgermeister sprechen. Beide Filme wurden von Greifswald TV produziert und auf angenehme Weise aus dem gleichen Guss gefertigt, so dass sich niemand auf gegensätzliche Ästhetiken einstellen muss, sondern die Grenzen zwischen beiden Kandidaten auf vielsagende Art verschwimmen, oder doch nicht?

(Foto: Björn Wieland via Facebook) 

Insignien der (Gestaltungs-)Macht: Akte und Bauhelm

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Festgehalten: Das niedlichste Tiervideo des gesamten Internets

Sicher, ohne lustige Tiervideos — insbesondere ohne jene, die junge Katzen in taperndem Aktionismus zeigen — wäre das Internet nicht das, was es heute ist.

Waschbär Tierpark GreifswaldDoch inzwischen lauern Die zehn lustigsten Katzenvideos, Die witzigste Katze der Welt und Freche Katzen klauen dem Hund sein Bett hinter jeder zweiten Ecke des Internets und verleiten dort ahnungslose Nutzer zu Innehaltung und Müßiggang. Aber überlebt sich das nicht irgendwann einmal?

Höchste Zeit also, zumindest für einen kurzen Augenblick das Standardobjekt der Entzückung zu wechseln und von Katze auf Waschbär umzuschalten — #racoontent aus dem Greifswalder Tierpark ist angesagt und außerdem das erste Niedliche-Tiere-Video auf dem Fleischervorstadt-Blog.

(Foto: Fleischervorstadt-Blog, 2013)

Wer mit diesen possierlichen Tierchen schon warm ist, beginne gleich bei 00:44!

Die neue Glückseligkeit: Happy Greifswald

Endlich Happy! Seit gestern exponiert sich nun auch Greifswald als Quell ausgelassener Freude und stellt mit einem Videoclip unter Beweis, dass ein paar ausgesuchte Vorpommern allen Unkenrufen zum Trotz lächeln und tanzen können — zumindest manchmal und wenn sie mit vorgehaltener Kamera dazu gezwungen werden.

Happy Greifswald

Seit Wochen geht ein Trend im Netz um, der nun auch mit der üblichen Verspätung die Hansestadt erreicht: Das neue große Ding, das sind getanzte „Städte-Selfies“, in denen die Bewohnerinnen an einschlägigen Plätzen ihrer Wohnorte zum Takt von Pharell Williams‘ Welthit Happy eine flotte Sohle aufs Parkett legen und ein Lebensgefühl überbordenden Glücks inszenieren. Dank Stefanie Ehlers und Lucas Treise gibt es jetzt so was auch für Greifswald. Gestern, am Internationalen Tag der Freude, veröffentlichten die beiden Medienarbeiterinnen einen Youtube-Clip, dessen zielsichere Mischung aus Hüftschwung und Heimatgefühl einen nicht abflauenden Begeisterungssturm bei Facebook auslöste.

JEDE STADT KRIEGT DAS HAPPY, DAS SIE VERDIENT  „Die neue Glückseligkeit: Happy Greifswald“ weiterlesen

Pop am Wochenende: Feine Sahne Fischfilet „Weit hinaus“

Die Reihe “Pop am Wochenende” versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.

Feine Sahne Fischfilet Logo

Feine Sahne Fischfilet veröffentlichten heute das offizielle Video zu Weit hinaus — einem balladesken Song des letzten Albums. Darin drückt die Band mit Karacho auf die norddeutsch-maritime Tränendrüse, denn die anrührigen Bewegtbilder entstanden auf einem Törn mit dem Greifswalder Bildungslogger Lovis und strotzen deswegen vor lokalem Kolorit.

Im Video selbst treten jedoch nicht nur Feine Sahne Fischfilet in Erscheinung. Vielmehr präsentiert sich die Band ein weiteres Mal in bester Gesellschaft guter Freunde und zeigt sich zusammen mit der Possy ihres Labels Audiolith sowie dem evangelischen Jugendpfarrer Lothar König aus Jena, dem die Dresdener Staatsanwaltschaft seit mehr als zwei Jahren in einem absurden Verfahren zu trauriger Prominenz verhilft.

Weit hinaus ist das nunmehr vierte Video zum Album Scheitern und Verstehen, das vor fast eineinhalb Jahren veröffentlicht wurde. Derzeit arbeiten Feine Sahne Fischfilet, die am vergangenen Wochenende in Moskau auftraten, an neuen Songs und bereiten sich auf das kommende Album vor. Viel Vergnügen mit diesem Video!

Gremienwahlen an der Universität: „Democratic Avengers“ und die bittersüße Rache der Demokratie

Heute haben die Gremienwahlen an der Universität Greifswald begonnen. Studierende können nun bis zum 17. Januar ihre Stimmen für die Zusammensetzung des Studierendenparlaments (StuPa), des akademischen Senats, der fünf Fakultätsräte sowie mehrerer Fachschaftsräte abgeben und bestimmen, wer in den nächsten Monaten miteinander das trockenste Brot des Uni-Lebens brechen muss.

KONSERVATIVE SUPERSTARS AUF RACHEFELDZUG 

Bei der Wahl des akademischen Senats konkurrieren 44 Studierende um die zu vergebenden 12 Mandate. Davon tritt der größte Teil (27) auf der Liste „Solidarische Universität“ an. Für den Senat bewerben sich bedeutend mehr Konservative als für das StuPa. So zählt die Liste — bitte an dieser Stelle kurz innehalten, gegebenenfalls austrinken und tief durchatmen — „Democratic Avengers“ insgesamt 13 Kandidierende. Das Feld der „demokratischen Rächer“ reicht von A wie Amthor bis V wie Vierkant, von der Jungen Union bis zum RCDS, von der katholischen Studentenverbindung Alemannia bis zur Burschenschaft Markomannia. Außerdem stellen sich drei Kandidaten von der zur Partei DIE PARTEI gehörenden Hochschulgruppe (HSG DIE PARTEI) sowie ein freier Bewerber zur Wahl.

(Montage: Fleischervorstadt-Blog, Original: Disney)

Noch weniger spannend als die Senatswahl wird wohl die Bestimmung des zukünftigen Studierendenparlaments ausfallen. Bei dieser Wahl ringen in diesem Jahr 30 Kandidierende um 27 Mandate — das sind noch drei Bewerber weniger als beim vorletzten Votum im Januar 2012, als sich nur 33 Studierende zur Wahl stellten. Diese spärliche Auswahl hat zur Folge, dass mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch all jene früher oder später ins Parlament nachrücken dürfen, denen durch die Wahl eigentlich kein Platz vergönnt war — ist das nicht ein bittersüßer Racheakt der Demokratie? „Gremienwahlen an der Universität: „Democratic Avengers“ und die bittersüße Rache der Demokratie“ weiterlesen