Vom Abriss bedroht: Diskussionsrunde zum gefährdeten Häuserensemble Brinkstraße 16-17

Heute Abend findet im Koeppenhaus eine öffentliche Diskussionsveranstaltung über die Zukunft des 158 Jahre alten Haus- und Hofensembles Brinkstraße 16-17 statt. Zu diesem Abend laden die Initiative Brinke16-17 erhalten und die Greifswald Altstadtinitiative ein, um sich gemeinsam mit Vertreterinnen von Stadtverwaltung, Universität, Kirche, sozialen Initiativen und natürlich interessierten Bürgern darüber  auszutauschen, welche Schritte notwendig sind, um den Erhalt des Hauses doch noch zu gewährleisten.

Ensemble Brinkstraße 16-17 in Greifswald(beim Flohmarkt, Foto: Initiative Brinke16-17 erhalten)

Das Ensemble beheimatet derzeit einen Bioladen, der nach mehrmaligem Aufschub jetzt offenbar am 15. März aus dem Haus ausziehen muss. Anschließend — so fürchten zumindest beide Initiativen — wird das historische Gebäude abgerissen und an seiner Stelle ein schniekes Mehrfamilienhaus mit Eigentumswohnungen gebaut. Noch immer wird nach einem geeigneten Tauschgrundstück gesucht, das dem Eigentümer als Alternative angeboten werden kann. Ein erstes Tauschangebot am vergangenen Donnerstag führte leider zu keinem Ergebnis.

Mehr über aktuelle Entwicklung und die Geschichte der Brinkstraße 16-17 gibt es auf dem Blog der Initiative zu entdecken.

Fakten: 30.01. | 19 Uhr | Koeppenhaus

Schöner Wohnen: Bauarbeiten am Penthouse gehen in die nächste Runde!

Schon vor einigen Wochen begannen auf dem Eckgrundstück Gützkower Straße/Neunmorgenstraße umfangreiche Bauarbeiten. Mit der Errichtung eines der höchsten Häuser in der Straße soll ein „architektonischer Akzent“ gesetzt werden — das Gegenteil bleibt zu befürchten.

Als sich am heutigen Nachmittag der in der Luft zusammengefügte Baukran über den Dächern der südlichen Fleischervorstadt erhob, dürfte klar geworden sein, welche baulichen Dimensionen das profitable Geschäft mit städtischem Wohnraum an den Tag legen wird.

Ursprünglich sollte das von der Greifswalder Immobilienfirma Global Management Glavac projektierte, etwa 1,7 Millionen Euro teure Gebäude im Frühjahr 2013 fertiggestellt werden. Auch wenn dieser Zeitplan kaum noch eingehalten werden kann, wird die Fleischervorstadt früher oder später ein luxuriöses Penthouse vorweisen können, mit dem man Heimkehrende und Weggezogene auf Spaziergängen erschrecken kann.

Wer sich wohlweislich auf jenen Moment vorbereiten möchte, in dem der morgendliche Gang zum Bäcker durch den neuen Blickfang aus Stahl, Glas und Beton verelendet wird, sollte einen Blick in dieses hypnotische Werbevideo werfen und heftig an der Glaskugel reiben!

Luxuswohnen: Ein Penthouse für die Fleischervorstadt!

Wenn es nach der Immobilen-Firma Global Management Glavac geht, entsteht noch in diesem Jahr das vermutlich größte Haus in der Gützkower Straße. Nicht weniger als fünf Geschosse sollen auf der Freifläche Ecke Neunmorgenstraße aus dem Boden wachsen. Derzeit wird dieses Arreal als Parkplatz genutzt.

guetzkower strasse

ARCHITEKTONISCHE AKZENTE UND EIN DACHTERRASSE ZUM SCHNÄPPCHENPREIS

Die verantwortliche Architekten Milica Cacsiran-Glavac erklärte Mitte März gegenüber der Ostsee-Zeitung, an die Kreuzung „architektonische Akzente“ setzen zu wollen. Diese Drohung ist ernst zu nehmen, denn die wortsinnliche Krönung des barrierefreien Neubaus ist ein Penthouse mit umlaufender Dachterrasse. Wer sich dieses Sahnehäubchen zum Freundschaftspreis von 340.000 Euro kaufen will, sollte sich beeilen, denn die Vermarktung der Wohnungen hat bereits begonnen. Wem das zuviel Geld ist, dem bleiben noch die anderen neun 3-5-Raum Wohnungen, die bereits ab ca. 150.000 Euro angeboten werden.

Der Antrag für den Bau ist bereits eingereicht und die Baurbeiten sollen Mitte des Jahres beginnen und im Frühjahr 2013 fertiggestellt werden. Das Unternehmen will 1,7 Millionen Euro in das Objekt investieren. In einem nie enden wollenden Werbevideo werden derweil schon mal die architektonischen Akzente des Baus vorgestellt. Schöner wohnen in der Fleischervorstadt!

EPO 2011 #3: Gentrifizierungsdoku „Empire St. Pauli“

Der Dokumentarfilm Empire St. Pauli wendet den Blick gen Hamburg und geht den Problemen und Veränderungen nach, die durch Gentrifizierungsprozesse im berüchtigsten Stadtteil Hamburgs ausgelöst wurden beziehungsweise das Viertel bedrohen.

empire st. pauliMit zahlreichen Großprojekten wird Hamburgs berühmtester Stadtteil umgebaut – eine der letzten Lücken in der »Perlenkette« an der Elbe geschlossen. Die touristische Vermarktung läuft auf Hochtouren. Immer mehr Gut- und Bestverdienende leben und arbeiten nun im ehemals armen St. Pauli.

Wo bleiben die Menschen, die in den günstigen Wohnungen lebten, die nicht mehr in das neue Bild passen oder sich wehren?

Der Film gibt vielen Bewohnerinnen des Viertels eine Stimme und zeigt ein vielfältiges Meinungsspektrum „jenseits von Rotlicht-, Kleinkriminellen- und Arme-Leute-Klischee“ auf.

WEM GEHÖRT EIGENTLICH DIE STADT? 

Zum anschließenden Gespräch wird Produzent Steffen Jörg vor Ort sein, der 2009 für Empire St. Pauli den Hamburger Dokumentarfilmpreis erhielt. Anschließend wird der promovierte Stadtforscher Sebastian Schipper einen Vortrag halten und darin der Frage nachgehen, wem angesichts des Handelns relevanter Entscheidungsträger die Konstruktion Stadt eigentlich gehört: „Vielerorts zu beobachten sind Ausgrenzung, Abbau von Mitbestimmungsrechten oder die Missachtung sozialer und ökologischer Belange. In immer mehr Städten fordern Bürgerinnen ihre Bedürfnisse und ihr Recht auf Stadt wieder ein.“ Ein Gedanke, der auch in Greifswald hochaktuell ist.

Empire St. Pauli wurde in Greifswald bereits 2010 während der subkulturellen Gedenkwoche We remember Café Quarks im IKUWO gezeigt. Der Film wurde unter der Creative-Commons-Lizenz BY-NC-ND 3.0 veröffentlicht. Wer keine Zeit hat, dem Abend im St. Spiritus beizuwohnen, kann sich Empire St. Pauli auf youtube ansehen. Ein Trailer existiert außerdem:

Video (02:41)
[youtube tANKr2XZaEA]

Der Abend wird in Kooperation mit dem Landesverband des NABU Mecklenburg-Vorpommern gestaltet.

Fakten: 08.11.| 20 Uhr | St. Spiritus | frei
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Filmfestival Ueber Mut #7: „Eine flexible Frau“

Die zweite Woche des Festivals beginnt mit dem Spielfilm Eine flexible Frau (D, 2009, 97 Min.) der die Geschichte von Greta M. erzählt, einer Architektin, die nach ihrer Entlassungen die Niederungen des Prekariats kennenlernen muss. Vom Architekturbüro geht es bis ins Callcenter.

eine flexible frau plakat Auf die Erfolgsspur hat die Architektin Greta M. nie so ganz gefunden. Mit 40 verliert die allein erziehende Single-Mutter ihre Arbeit. Das Büro hat Pleite gemacht und zuerst werden die freiberuflichen Mitarbeiterinnen entlassen.

Greta M. ist jetzt arbeitslos, aber sie kann und will die Erwartungen, die an sie gestellt werden nicht erfüllen. Sie ist nicht bereit, die für sie vorgesehenen Rolle einzunehmen: die einer willigen und billigen Arbeiterin, die einer flexiblen Frau.

Der Film wird mit Untertiteln für Hörgeschädigte gezeigt. Sehbehinderten können auf Empfangsgeräte für die Audiodeskription zurückgreifen. Nach der Vorführung steht Volker Hertenstein (Caritasverband Vorpommern) als Gesprächspartner zur Verfügung.

Video (02:08)
[youtube JzQfjhwaXQY]

Fakten: 03.10. | 20 Uhr | IKUWO | 3,50 EUR (Arbeitslose & Flüchtlinge kostenlos)
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Solidaritätskundgebung für den Stuttgart21-Widerstand in Greifswald

Die Greifswalder Grünen rufen heute Abend zu einer Solidaritätskundgebung am Bahnhof auf. Die angekündigte Versammlung ist eine Reaktion auf die gestrigen Ereignisse in Stuttgart, als dem milieuübergreifenden und vor allem über aller Maßen friedlichen Widerstand gegen das Megabauprojekt die ganze Härte einer durchsetzungswilligen Staatsmacht gezeigt wurde.

Durch den deutschen Medienwald galoppierten gestern erschütternde Bilder von blutenden Schülerinnen und verzweifelten Demonstranten, denen die Ungerechtigkeit, die sie erfuhren, ins Gesicht geschrieben stand.

(Foto: Amalfitano2666)

Im bundesweiten Solidaritätsaufruf heißt es:

Liebe Freundinnen und Freunde,
der Protest gegen Stuttgart 21 braucht Eure Unterstützung! Der friedliche Widerstand gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 musste heute einen brutalen Polizeinsatz erleben. Bei der Räumung des Stuttgarter Schlossgartens setzte die Polizei Wasserwerfer, Schlagstöcke, Tränengas und Pfefferspray ein, um Blockaden von Demonstranten aufzulösen. Betroffen wurde auch eine seit langem angemeldete Schülerdemo. Hunderte Demonstranten wurden verletzt.

Dieser Einsatz ist nicht nur völlig überzogen, sondern er folgt auch einem offenkundigen und zynischen Kalkül: Ministerpräsident Stefan Mappus versucht, die Stuttgart 21-Gegner zu emotionalisieren, um sie anschließend möglichst kriminalisieren zu können. Wir wollen dagegen bundesweit ein Signal setzen und rufen zu bundesweiten “Schwabenstreichen” auf:

Am *1. Oktober* wollen wir Punkt 19 Uhr vor den Bahnhöfen dieses Landes gemeinsam mit einem breiten Bündnis FRIEDLICH gegen das irrsinnige Großbauprojekt protestieren. Damit unterstützen wir auch die Großdemo in Stuttgart, die morgen – wie jeden Freitag – durch die Straßen der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt ziehen wird. Stuttgart 21 geht uns alle an, denn die Milliarden, die in Stuttgart verbuddelt werden, fehlen beim Ausbau des Schienennetzes in ganz Deutschland.
Lasst uns gemeinsam ein Signal setzen: Der Widerstand gegen Stuttgart 21 geht weiter – und er bleibt friedlich.

Fakten: 01.10. | 19 Uhr | Bahnhofsvorplatz