Sturmfrei an der Uni Greifswald — Orkan „Xaver“ sorgt für Schließungen öffentlicher Einrichtungen

Das Sturmtief „Xaver“ sorgt in Greifswald für frischen Wind und schafft binnen Stunden, was Bildungsminister Brodkorb bis jetzt noch nicht hingekriegt hat: Heute Nachmittag stellte die Universität Greifswald den Lehr- und Dienstbetrieb ein. Alle universitären Veranstaltungen fallen heute ab 16 Uhr und auch morgen, am Freitag, aus. Die Beschäftigten und Studierenden wurden gebeten, die Gebäude der Universität zu verlassen. Morgen sollen die Angestellten selbst entscheiden, ob sie gefahrlos zu ihren Arbeitsstellen gelangen können oder besser zuhause bleiben.

Ostseeviertel Felix Norenz(Foto: Felix Norenz, 10/2013)

An den staatlichen Schulen wird morgen landesweit kein Unterricht stattfinden; sie sind aber für eine Notbetreuung geöffnet und mit Lehrern besetzt, so dass Eltern ihre Kinder zur Schule schicken können. Die kommunalen Kindertagesstätten sind am Freitag regulär geöffnet. Zwischenzeitlich geschlossen wurde auch der Greifswalder Tierpark — es ist unwahrscheinlich, dass sich am Freitag daran etwas ändern wird. Das Abendgymnasium und die Volkshochschule sind jetzt ebenfalls zu. Die Stadtbibliothek bleibt weiterhin zu den gewohnten Zeiten geöffnet.

Auch der Greifswalder Weihnachtsmarkt macht dicht. Die Stadtverwaltung kündigte schon am Mittwoch an, dass die Entscheidung, ob der Markt geöffnet bleibe oder nicht, heute Nachmittag getroffen wird. Nun wurde seine Schließung entschieden. Wie es mit dem Weihnachtsmarkt morgen weitergeht, soll von der Witterungslage abhängig gemacht werden.

http://www.youtube.com/watch?v=XDJLX6N6WYM

ES TICKERT ALLERORTEN 

Der Sturm erreichte an der Nordseeküste Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 126 Kilometern pro Stunde. Experten rechnen damit, dass der Wind weiter zunehmen wird, und prognostizieren Böen von bis zu 180 Kilometern pro Stunde. Die Bahn hat den Verkehr auf der Verbindung zwischen Greifswald und Stralsund inzwischen wegen umgestürzter Bäume  eingestellt. Das Wetter soll sich am Sonnabendvormittag wieder normalisiert haben.

Wer alle Ereignisse rund um den Orkan „Xaver“ mitverfolgen will, kann sich auf eine breite Berichterstattung verlassen. Es wird allerorten getickert: von den regionalen Medien sind es der NDR, der Nordkurier und die Ostsee-Zeitung, die regelmäßig aktualisierte Informationen anbieten. Bei Twitter bleibt man unter dem Hashtag #Xaver auf dem neuesten Stand.

Ticker:

Pressemitteilungen: 

  • Greifswald trifft Vorsorge wegen Sturmtief „Xaver“ – Weihnachtsmarkt wird vorsorglich geschlossen (PM Stadtverwaltung, 05.12.2013)

Entglast: Sachbeschädigungen an Greifswalder Medienhäusern

Bierseliger Vandalismus oder konzertierte Aktion? Werden nun auch Medienhäuser und Redaktionen Opfer nächtlicher Zerstörungswut, nachdem es in den vergangenen Monaten landesweit unzählige Büros demokratischer Parteien traf?

Zuerst erwischte es die Ostsee-Zeitung. Kurz nach 1 Uhr bewarfen Unbekannte das Redaktionsgebäude in der Johann-Sebastian-Bach-Straße mit Steinen — dabei gingen alle sechs Fensterscheiben der ersten Etage dieser Hausseite zu Bruch. Wenige Stunden später flogen auch auf das NDR-Vorpommernstudio in der Knopfstraße Steine und zerstörten zwei Scheiben.

Die Polizei schließt einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Vorfällen nicht aus und sucht nach drei Personen, die dunkel gekleidet waren und möglicherweise mit einem blauen Ford Kleinwagen von den Tatorten flüchteten. Die entstandenen Sachschäden an den beiden Gebäuden werden auf 1000 Euro und 2000 Euro geschätzt — überschaubar im Vergleich zum Sachschaden an einer Gesellschaft, in der Redaktionen und ihre Gebäude zum Ziel solcher Attacken werden.

  • Sachbeschädigungen in Greifswald (PM Polizei, 14.11.13)

„Hallo Wolgast. Das tut einfach nur weh“

Das große Gedenken um das zwanzigjährige Jubiläum der Pogrome von Rostock Lichtenhagen ist noch nicht mal vier Wochen her, doch von einer Sensibilisierung staatlicher Institutionen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund oder Flüchtlingen und deren Sicherheitsbedürfnissen ist wenig zu spüren.

„IN WAS FÜR EINEM LAND LEBEN WIR EIGENTLICH?“ (EXTRA 3) 

Eine gestern ausgestrahlte Dokumentation des NDR erregte heute in unterschiedlichen sozialen Netzwerken heftige Reaktionen: Nutzerkommentare wie „Willkommen in Dunkeldeutschland“ oder „ich kotze!“ waren dort gleich mehrfach unter den Verlinkungen des NDR-Beitrags zu lesen, der seine Zuschauer ins vorpommersche Wolgast zu einem Wohnblock führt, in dem seit August 2012 Flüchtlinge untergebracht werden. Die Nachbarschaft fühlt sich provoziert, nicht zuletzt deswegen, weil einige der Anwohner vorher in diesem Block lebten und wegen der Einrichtung der vorübergehenden Unterkunft umziehen mussten.

rassistische parole wolgast

(Bild: Filmstill)

Aus der Antipathie gegenüber den Flüchtlingen wird kein Hehl gemacht. Eine Anwohnerin begrüßt die rechtsextreme Parole „heute sind wir tolerant … morgen fremd im eigen [sic!] land!!!“, die nachts an das Flüchtlingsheim gesprüht wurde. Ihr ist egal, ob die Flüchtlinge in ihren Herkunftsländern verfolgt werden und sie pflichtet bei, dass die betroffenen Menschen hier auch verfolgt werden würden. So klingt eine sehr reale Drohung.

RASSISMUS IM RAHMEN DES NORMALEN

Die rassistischen Ressentiments werden durch Gerüchte befeuert, dass den Insassen eine luxuriöse Heimstätte geschaffen worden sei. Es wurde bereits eine Fensterscheibe eingeworfen und auch ein Anwohner ist sich sicher, dass dort auf jeden Fall „etwas passieren“ würde. Die Menschen im Flüchtlingsheim seien „leichte Beute“ — für wen, das führt er nicht aus, aber der rassistischen Mob, der vor gut zwanzig Jahren zum Beispiel in Hoyerswerda oder Rostock Lichtenhagen wütete, ist schnell vor Augen.

Der Wolgaster Bürgermeister wirkt machtlos, der Leiter des Sozialamts Vorpommern Greifswald, Gerd Hamm, ordnet die Vorfälle als im „Rahmen des Normalen“ ein und macht sich verdächtig, das Unübersehbare zu verharmlosen. In was für einem Land leben wir eigentlich?

  • Hetze gegen Flüchtlingsheim (NDR, 18.09.12)

NDR-Beitrag über den Protest gegen die NPD vor der Kreistagssitzung

Auch der NDR war gestern bei der Protestaktion gegen die NPD in Greifswald zugegen. Noch bevor die Sitzung des Kreistags Vorpommern-Greifswald begann, versammelten sich ungefähr 70 Personen in der Robert-Blum-Straße und brachten mit ihrer Präsenz und dem mitgebrachten Banner zum Ausdruck, wie wenig willkommen die Neonazis in Greifswald sind

Familien, Feste und Verdrängung: Uta Koschel inszeniert „Das Fest“ am Theater Vorpommern

Ein Theaterbericht von Ferdinand Fantastilius

kolumne 17vierSchon vor dem Fest herrscht etwas Katerstimmung… Ein wenig ermattet, aber auch zufrieden über die Fertigstellung wirkt das Team kurz vor der Premiere… Fest gemacht und losgeworden…

Mit endlos ähnlichen Wortwurstwolken könnte man als Rezensent einsteigen.

Die Verlockung, die prekäre Situation des scheidenden Altensembles am Theater Vorpommern mit seiner letzten gemeinsamen Großinszenierung „Das Fest“ zusammenzujauchen, ist einfach zu groß. Jedoch, man merkt es den drei zum Gespräch Geladenen an: sie scheinen es langsam leid zu sein, auf elends und ewig zum Intendantenwechsel und den Nichtverlängerungen befragt zu werden. In jedem Fall ist es für sie, zwischen den Stühlen stehend, kein Einfaches, über ihren zukünftigen Nicht-Chef Worte zu verlieren, die als kompromittierend oder gar wehleidig ausgelegt zu werden drohen.

PROMOTIONSPROFIS IN DER PROVINZ

Die journalistische Zunft ist bekannthin ja immerstets auf der Suche nach knalligen Aufhängern, emotionalen Türöffnern und punchigen Headlines. Unten den speckigen Berichterstatterjacken kocht sie, die Lust an der Landung eines  publizistischen Riesencoups. In den luziden Träumen eines jeden Journalisten rauscht es wild im Blätterwald.

Stattdessen jedoch: müdes Zettelrascheln fahler Reporter auf der Pressekonferenz. Die anwesenden Presseinfo-Umformulierer sind angetreten, um die letzten Fakten für ihre Setzkastenartikel zu sammeln, klickern fahrig mit Kulis in ihren Schreibtischschreiberlingspranken, bevor die Fest-Macher (punch!) im Raum erscheinen um von – nach Zusammenjauchung jiepernden – Journalisten mit „Ja, erzählt doch mal, wie war das so“-Fragen beworfen zu werden.

Das Fest Inszenierung Uta Koschel Szenenbild

Am runden Tisch im Dachbüro haben sich die Regisseurin Uta Koschel, die leitende Dramaturgin Catrin Darr und der Schauspieler Hannes Rittig eingefunden. Die Regisseurin, ein sanftes, in Augenringe und hennarotes Haar getauchtes Wesen, spricht mit sonorer Stimme und valiumhafter Gelassenheit über ihre letzte Inszenierung als Gastregisseurin am Theater Vorpommern. Von 1996 bis 2003 war sie sieben Jahre fest am Haus. Über das Schauspiel kam sie letztlich zur Regie. Zahlreiche Stücke hat sie bereits inszeniert. „Familien, Feste und Verdrängung: Uta Koschel inszeniert „Das Fest“ am Theater Vorpommern“ weiterlesen

NDR über Anti-ACTA-Demonstration in Greifswald

Am vergangenen Sonnabend wurde europaweit gegen das geplante ACTA-Abkommen protestiert. Erstmals fand zu diesem Thema auch in Greifswald eine Demonstration statt, an der nach Angaben des NDR ca. 250 Personen teilnahmen.

Der ACTA-Widerstand vor Ort wird von einem Bündnis verschiedener Organisationen unterstützt – darunter die Piratenpartei, das globalisierungskritische Netzwerk Attac, die Grüne Jugend und der Arbeitskreis kritischer Jurist_innen.

stopp acta greifswald

Weitere Informationen über ACTA sind auf dem inzwischen eingerichteten Greifswalder Stopp-ACTA-Blog zu finden. Hier wird auch für künftige Aktionen mobilisiert werden.

Auch das Studierendenfernsehen Moritz TV hat einen Beitrag über die Demonstration veröffentlicht. Angereichert mit Interviews und Hintergründen ist dieser Beitrag deutlich interessanter als der Bericht des NDR.