Seit gestern häufen sich Meldungen, dass Leute, die bei den erfolgreichen Blockaden gegen die NPD-Demonstration am 1. Mai von der Polizei fortgetragen wurden, Post gekriegt haben. Die betreffenden Personen werden in diesen Schreiben zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert. Ihnen werden die Störung der Versammlung und der Verdacht der Nötigung vorgeworfen.
Derzeit beraten Gruppen mit Sachverstand darüber, wie am besten damit zu verfahren ist. Wichtig ist, dass die Betroffenen nichts übereilen und sich noch einen Moment Zeit nehmen, bevor sie eventuell dieses Schreiben beantworten. Eine handlungsanleitende Empfehlung in dieser Sache soll demnächst folgen.
Wer sich unsicher fühlt, kann schon jetzt die Greifswalder Gruppe der Roten Hilfe via E-Mail kontaktieren (greifswald [ät]rote-hilfe.de), um dort beraten werden.
Wichtig: Die Rote Hilfe bittet alle Menschen, die einen entsprechenden Brief erhalten haben, sich auf obenstehender E-Mail-Adresse zu melden, um einen möglichst genauen Überblick der Strafverfolgsungslage gewinnen zu können.
*Update* 11.05.
Ein Kommentar von retmarut soll der besseren Sichtbarkeit wegen hier als Update eingefügt werden:
„Es handelt sich bei diesen Schreiben um Anhörungsbögen. Die sehen zwar ziemlich beeindruckend aus, sind aber lediglich eine Bitte seitens der Polizei, der niemand Folge leisten muss. Ihr könnt die also, ohne rechtliche Nachteile erwarten zu müssen, irgendwo zuhause abheften (was ich empfehle). Ihr müsst euch da also auch nicht “abmelden” oder ähnliches. Das Ding hat rechtlich keinerlei Bindung und dient nur dazu, Einlassungen zu bekommen, um damit die derzeitigen polizeilichen Ermittlungen zu “erhärten”. „Aus aktuellem Anlass: Sitzblockierer kriegen Post von der Polizei *2x Update*“ weiterlesen →
Das vergangene Wochenende nutzte die Greifswalder Sektion der Hedonistischen Internationalen, um am Tag der Befreiung mit einem lebendigen Politrave im Freien aufzuwarten. An dieser Versammlung, die vom Nachmittag bis in den frühen Abend andauerte, nahmen insgesamt etwa 300 Leute teil, die auf der ersten größeren Greifswalder Open Air Veranstaltung dieser Art den anbrechenden Sommer begrüßten.
Die Hedonistinnen haben auf ihrem Flickr-Account derweil die ersten visuellen Eindrücke des Spektakels versammelt und rufen dazu auf, noch mehr Bilder einzusenden. Außerdem wurde auf deren Internetpräsenz der von den lustgetriebenen Aktivistinnen beigesteuerte Redebeitrag zum Tag der Befreiung als Audiodatei veröffentlicht. Als Dreingabe wird auf der gleichen Seite auch noch das Set von verschnibbt & zugenäht angeboten.
Von der mehr als gelungenen Veranstaltung ist inzwischen auch ein Video aufgetaucht – wer nicht feiert hat verloren!
Heute beginnt die bis zum 25. Mai andauernde Anmeldungsphase für die Insomnale 2011. Die Realisierung der landesweit größten Gemeinschaftsausstellung junger Kunst war in diesem Jahr anfangs stark gefährdet. Schließlich hat sich aber eine Gruppe formiert, die sich der gemeinsamen Organisation der diesjährigen Insomnale angenommen hat und heute den Anmeldungsbeginn mit einer Soliparty in der Studierendenbar C9 feiert.
Dort geht es zur Abwechslung mal wieder technoid zur Sache und die Tanzdiktatoren der Befreinfeierei des vergangenen Wochenendes, namentlich Npln Sajonz und Aurora Bopa, werden für wohlfeile Tiefbass-Ausflüge sorgen.
Ein Interview und ausführlicherer Blick auf die Insomnale erschien hier bereits vor einigen Wochen. Die Wettbewerbsbedingungen für die beiden Bereiche Kunst und Kunstwissenschaft sowie das Anmeldeformular für die diesjährige Ausstellung sind online als pdf-Dokument abrufbar.
Eintritt wird nur gegen Vorlage eines Studierendenausweises gewährt.
Die Hedonistische Internationale Sektion Greifswald ist wieder unterwegs und lädt dazu ein, gemeinsam in den Tag der Befreiung zu tanzen. Hierfür wird zum inzwischen wiederholten Mal die schmissige Parole Wer nicht feiert, hat verloren! herausgekramt und mit einer Soliparty für den zweiten Hedonistischen Weltkongress – den gibt es wirklich – und die Greifswalder Sektion der HI gelockt.
Für die Hedonistinnen ist die deutsche Kapitualtion der schönste Anlass, einen Jahrestag in diesem Land zu feiern. Sie schwören auf die befreiende Wirkung einer „Nacht voller Lustgewinn durch tanzende Glückseligkeit“.
„Den Abend eröffnet der hedonistische Techno-Romantiker und Musikweltverbesserer Npln Sajonz. Danach geleitet in den Tag der Befreiung ein Liveset vom Helden des technoiden Souls, Steffen Kirchhoff. Seine innovative Interpretation von Deep House wird nicht nur an diesem Abend Herzen und Tanzbeine gewinnen, sondern vermutlich wird auch seine bald erscheinende Split-EP einschlagen wie eine Bombe. Durch die Nacht führen die Befreier des deepen Grooves Oskar Offermann und Edward vom Berliner WHITE-Label. Das charismatische DJ Team ist bekannt für ausdauernde ohrgasmische House-Sessions, die Raum und Zeit vergessen lassen.“
Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist fortwährender Veränderung unterworfen: bis 23 Uhr kostet es nur 4 Euro, zwischen 23 und 24 Uhr 5 Euro und danach schließlich 6 Euro. Wer nicht feiert, hat verloren!
Fakten: 07.05 | 22 Uhr | IKUWO | 4-6 Euro
UMSONST & DRAUSSEN – BEFREIUNGSPARTY AM SEE
Als ob das noch nicht genug wäre, geht es am Sonntagnachmittag so ähnlich weiter, wie es in den Morgenstunden der Vornacht aufhörte. Es darf getanzt und geruht werden, denn anlässlich des historischen Datums gäbe es einiges zu feiern, wie die Hedonisten bemerken: „Die Alliierten erzwangen 1945 die bedingungslose Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands und setzten der wahr gewordenen Hölle von industriellen Massenmord, totalem Vernichtungskrieg und Volksgemeinschaft endlich ein Ende. Darum feiern wir den Tag der Befreiung, das Ende des 2. Weltkrieges in Europa und die erfolgreiche Zerschlagung des 3.Reichs mit einem Tanz im Freien. Gib Geschichtsrevisionismus keine Chance!“
Für das technoid-musikalische Unterhaltungs- und Rahmenprogramm werden DJane Hannah, Silvio Marquardt und verschnibbt & zugenäht sorgen. Den Freiluft-Spaß gibt es auch bei Facebook mit einer eigenen Veranstaltung, falls jemand noch den Nachbarn und Oma Meier einladen möchte.
Heute Abend wird die erste große Gemeinschaftsausstellung dieses Jahres in den sogenannten KAW-Hallen in Bahnhofsnähe eröffnet werden. Die Sammlung Fleischervorstadt konnte unter der Projektleitung Stefanie Riechs und mit der Unterstützung des Quartiersbüros Fleischervorstadt realisiert werden.
Vom 7. bis zum 22. Mai sind in den beiden Hallen Exponate aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Installation, Bildhauerei, Film und Fotografie von insgesamt 27 Kunstschaffenden des Viertels zu sehen. An mehreren Abenden wird zudem ein weiterführendes Kulturprogramm angeboten.
Heute findet ab 19 Uhr die Vernissage statt, die musikalisch von Johann Putensen am Klavier begleitet wird. Anschließend wird das empfehlenswerte Duo Beltango spielen. Mit Akkordeon und Klarinette instrumentiert, spielen hier Annette Fischer und die frührere Microfish-Sängerin Karen Salewski Finnischen Tango.
An der Gemeinschaftsausstellung nehmen die folgenden Künstlerinnen teil:
Katja Anke, Stefanie Binder, Astrid Brünner, Anett Dinse, Christoph Eder, Dr. Kurt Feltkamp, Irmgard Fuhrmann, Antje Ingber, James Itt, Kathrin Jacobs, Anita Klaeden, Hannes Kleinschmidt, Johanna Krümmling, Olaf Matthes, Kevin Neitzel, Claudia Otto, Enrico Pense, Eckart Pscheidl-Jeschke, Edvardas Racevicius, Alexandra Schäler, Marcus Schramm, Falk Schultheiß, Burghardt Siperko, swinx, Atelier Wiesenstraße, Jana Wilczek, Detlef Witt.
Hier noch ein Videobeitrag von GTV mit ersten Eindrücken.
Fakten: 07.05. | 19 Uhr | KAW-Hallen am Bahnhof (Vernissage)
Vorneweg: Der Aufmarsch der NPD durch Greifswald war für die Nationalen kein Erfolg!
Nachdem sich der Demonstrationsbeginn aufgrund einer Sitzblockade verzögerte und eine umgekehrte Marschrichtung beschlossen wurde, kam es auch trotz der Planänderung immer wieder zu erfolgreichen Störungen, die schließlich in einer Totalblockade der Schönwalder Straße gipfelten. Dorthin wurden die Nazis umgeleitet, nachdem elf vorherige Menschenblockaden immer wieder verhinderten, dass die NPD in den Stadtteil Schönwalde II gelangen konnte und sie schließlich zum Südbahnhof zurückgeleitet wurde.
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Da bereits Endstation Rechts, der NDR, die Ostsee-Zeitung und der webMoritz über den Tag berichteten, verweise ich in der folgenden Zusammenfassung der Medienberichte auf die entsprechenden Seiten und Videos, und verzichte auf eine nochmalige Wiederholung der Ereignisse.
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BÜNDNIS: „KONZEPT DER MASSENBLOCKADEN IST AUFGEGANGEN“
Das informelle Bündnis Greifswald Nazifrei bewertet die Aktionen gegen den NPD-Aufmarsch als erfolgreich und freut sich über die Beteiligung eines breiten Spektrums von linken und bürgerlichen Demonstranten.
In der noch gestern veröffentlichten Pressemitteilung wird resümiert:
„Die Anzahl der Blockierenden und die sich daraus formierenden Blockaden haben es möglich gemacht, dass die Neonazis nur mit erheblichen Störungen laufen konnten. Für uns ist die deutliche Verkürzung der Route ein Erfolg! Es zeigt uns, dass viele couragierte Menschen in Greifswald bereit waren sich entschlossen gegen die Verbreitung neonazistischer Propaganda auf die Straße zu setzen.„
Beim Internetportal Endstation Rechts fühlte man sich an die Geschichte vom Wettrennen zwischen Hase und Igel erinnert: „Wo die Rechtsextremisten auch hinkamen, die Gegendemonstranten waren bereits da“.
(Foto: Endstation Rechts)
NATIONALE SOZIALISTEN: „OHNE POLIZEI WÄREN WIR SCHON LÄNGST LOSGEGANGEN“
Verfolgt man die Tweets aus den Reihen der Nazis, spürt man anfangs noch das euphorische Selbstbewusstsein und die drängelnde Ungeduld, endlich marschieren zu dürfen:
Stehen bereit für den marsch. Liegt jetzt an den Bullen, wann wir laufen….ohne Polizei wären wir schon längst losgegangen…
Bullen diskutieren wieder nur,statt zu handeln…bald kommen unsere…dann !!m3achen wir das..
Demo verläuft schnell u kraftvoll…zecken kommen nicht hinterher
(Fehler im Original)
(Foto: Endstation Rechts)
PROJEKT STILLSTAND – WENN HASS UND RASSISMUS SICH DIE BEINE IN DEN BAUCH STEHEN
Nur wenig später sollte sich die Schrittgeschwindigkeit der Nazis immer weiter verlangsamen, bis es schließlich am frühen Nachmittag zum totalen Stillstand kam. Als Stimmungsseismograph taugt der Ticker des rechtsextremen Portals MUPINFO, wo sich nach den immer neuen Blockaden erste Frustration Bahn bricht:
14:08 Das Minusmenschentum hat noch immer nicht genug.
14:11 Verwegene Online-Antifaschisten träumen gar von einem vorzeitigen Rückzug zum Bahnhof. Dazu müßten lediglich ganz, ganz viele demokratische Schafe an der und der Stelle zur Zirkusvorstellung antanzen.
Diese Prophezeiung erfüllte sich schließlich und die NPD wurde endgültig umgeleitet und erhielt keine Chance mehr, durch Schönwalde II zu laufen. Auch die Abschlußkundgebung wurde von Pfiffen und Buh-Rufen begleitet. Dazu der rechte Ticker:
15:53 Udo Pastörs hält eine eindrucksvolle und ausgekräftige Rede, der linke Pöbel wird lauter.
15:45 Auge im Auge stehen die Lager nebeneinander. Zur Zeit spricht Bräuninger und erinnert im Zusammanhang mit Polen an den Bromberger Blutsonntag. So lernen die Gutmenschen auch noch was dazu. Bildung fetzt!
(Fehler im Original)
STUDENTISCHE MEDIEN SORGTEN FÜR HERVORRAGENDE BERICHTERSTATTUNG
Ein großes Lob geht an die Redaktion des webMoritz. Dort unterhielt man einen Ticker, für den insgesamt 8 Redakteurinnen im Einsatz gewesen sein sollen. Außerdem wurde ein Leseraufruf gestartet, um möglichst viele Informationen und Material einzuholen. Ergänzt wurde die webMoritz-Berichterstattung durch die Twitter-News und Hinweise des im Vergleich eher drögen Tickers der Ostsee-Zeitung.
Dort vermeldete man zum Beispiel, dass bei der friedlichen Blockade in der Hertz-Straße die „Protestanten“ Gegenwehr leisten würden und erfindet durch einen sprachlichen Fehler und eine eigenartige Einschätzung der völlig gewaltfreien Blockiererinnen ein christlich-militantes Konfliktpotenzial.
Im Artikel, der nach Beendigung der Demonstration veröffentlicht wurde, sorgte schließlich noch eine Null zuviel für kurze Erheiterung und 30.000 Bürger beim Demokratiefest. Leider handelte es sich hierbei nur um einen Fehler, der inzwischen behoben ist.
Neben der webMoritz-Redaktion, die ihren Ticker mit Fotos und einem Video multimedial auflud und dadurch mit Abstand am besten aktuell informierte, hat sich auch Moritz TV ein Kompliment für seinen Beitrag verdient, der in einer ausdauernden Nachtschicht in den heutigen Morgenstunden fertiggestellt wurde. Der Bericht ist wirklich gut gelungen und überzeugt durch Nähe zum Geschehen.
FAUSTSCHLAG FESTGEHALTEN: POLIZEIBEAMTER SCHLÄGT JUNGE FRAU
Schon unmittelbar nach dem Ende des Aufmarsches meldete der NDR Greifswald: Blockaden stoppen NPD-Aufmarsch. Die Journalisten waren bei vielen Blockaden direkt am Geschehen und häufig zugegen, wenn Polizisten gegenüber Demonstrierenden ihrer Ruppigkeit freien Lauf ließen und dabei auch mehrmals das am Freitag zuvor von Polizeieinsatzleiter Olaf Kühl versprochene „besonnene und rechtsstaatliche“ Reaktionsvermögen der Beamten vermissen ließen. „Nachbetrachtung der Greifswalder NPD-Demo am Tag der Arbeit“ weiterlesen →