Polizei beendet in Greifswald Konzert mit 500 Teilnehmern der rechten Szene

Wie die Polizeiinspektion Anklam heute Morgen mitteilte, wurde in der Nacht von Freitag auf Sonnabend ein nicht angemeldetes Konzert der rechten Szene in Greifswald beendet, das in einer alten Halle am Gorzberg auf dem vormals vom Schaper Großmarkt genutzten Gelände stattgefunden hat.

Die Veranstaltung wurde von einem Großaufgebot von 200 Polizeibeamten aufgelöst, die den über 500 Konzertbesuchern — die unter anderem aus Berlin, Brandenburg, Sachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein angereist waren — eine Frist zum Verlassen des Geländes ausgesprochen haben. Beim Abzug der Teilnehmer soll es vereinzelt zu Stein- und Flaschenwürfen gekommen sein, die die Polizei mit dem Einsatz von Reizstoffen beantwortet haben soll.

Die Bilanz des Abends: 256 Identitätsfeststellungen, zwei leichtverletzte Beamte und drei Anzeigen wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung sowie Verstoß gegen das Vermummungsverbot.

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Zu den Hintergründen der Auflösung des mutmaßlichen Neonazi-Konzerts erklärte die Polizei, dass am Freitagabend verstärkt Fahrzeugbewegungen zu dem Veranstaltungsort am Gorzberg festgestellt worden seien.  

Aufgrund der Umstände habe man den Schluss gezogen, dass es dort zu einer „konspirativ vorbereiteten Musikveranstaltung der rechten Szene kommen könnte.

Während die Polizei Kontrollstellen an den Zufahrtstraßen einrichtete und weitere Einsatzkräfte in Greifswald zusammenzog, postierten sich vor den eigens mit Ketten versehenen Toren Mitglieder der rechten Szene, um offensichtlich ein Betreten der Halle, in der Musik spielte, zu verhindern.“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Laut Polizeiinformationen kommt der Veranstalter des geplanten Konzertabends aus dem Land Brandenburg. Am Tag nach der aufgelösten Veranstaltung war man auf dem Gelände noch mit dem Auf- und Ausräumen beschäftigt. Die lokalen und regionalen Kennzeichen der auf dem Gelände geparkten PKW und Transporter können jedoch als Indiz für unterstützende Strukturen vor Ort gedeutet werden, die in die Organisation und Durchführung dieser Veranstaltung involviert waren.

  • Polizei beendet Konzert der rechten Szene (PM Polizei, 01.11.14)

Kein ruhiges Hinterland: Initiative gegen rechte Strukturen an der Universität Greifswald gegründet

In der vergangenen Woche gründeten Studierende der Universität die Initiative Uni ohne Nazis Greifswald, um gemeinsam rechten Strukturen und Ideologien an ihrer Hochschule entgegenzuwirken.

Das Szenario vom organisierten Neonazi, der neben seinen Kommilitonen die Hochschulbank drückt, ist hier ganz real

„Das Problem muss dort geäußert werden, wo es ist“, erklärte einer der beteiligten Studenten und einer seiner Kommilitonen ergänzt: „Leitbilder dürfen keine leeren Forderungen bleiben, sondern müssen umgesetzt werden. Aber was macht man, wenn man mit bekennenden Rechtsextremisten im Seminar sitzt?“

An der Greifswalder Hochschule muss dieses Szenario nicht erst konstruiert werden, um sich vorstellen zu können, was für Zwänge sich aus solchen Konstellationen ergeben können — der organisierte Neonazikader, der schweigend die Hochschulbank drückt und am Wochenende als Anti-Antifa-Fotograf auf NPD-Veranstaltungen in Erscheinung tritt oder außerhalb der Alma Mater linksalternative Kommilitonen bedroht oder verletzt, ist am Institut für Politikwissenschaften längst Realität. Die Präsenz eines schweigsamen Neonazis in Seminaren — in Lernsituationen also, in denen normalerweise angeregt diskutiert wird und bei denen die Teilnehmenden mitunter auch persönliche Informationen preisgeben, ist einigen Studierenden unheimlich.

marcus gutsche

(Foto: Hans Schlechtenberg)

Als ebenjener Neonazi in der vergangenen Woche ein Referat über Benjamin R. Barber und die partizipatorische Demokratie halten musste, setzten vier seiner Kommilitonen ein Signal und verließen das Seminar. Man könne den Neonazi, der seinen Vortrag halten muss, nicht einfach aus dem Seminar werfen, wohl aber könne man das Seminar mit möglichst vielen anderen Studierenden verlassen und für die von ihm referierten Inhalte eine Alternativveranstaltung organisieren. „Kein ruhiges Hinterland: Initiative gegen rechte Strukturen an der Universität Greifswald gegründet“ weiterlesen

Entwicklungspolitische Tage machen „Besitz“ zum Jahresthema 2014

Am Freitag beginnen in Greifswald die Entwicklungspolitischen Tage 2014 (EP-Tage). In diesem Jahr steht das Jahresthema „Besitz“ auf der Agenda der Veranstaltungsreihe, die gemeinsam vom Rostocker Eine-Welt-Landesnetzwerk und zahlreichen lokalen Akteuren, von A wie attac bis W wie Weltladen, organisiert wird. Wem gehört mein Körper? Wem gehört die Stadt? Wem gehört die Welt?

EP-Tage 2014

Unter dem Banner der EP-Tage werden in Greifswald bis zum 21. November insgesamt 27 Veranstaltungen stattfinden, dazu gehören Vorträge, Filmvorführungen und Ausstellungen, aber auch ausgefallenere Formate wie Planspiele, ein Skillsharing-Café und ein Jugendgipfel.

Den Auftakt der EP-Tage liefert Prof. Dr. Joachim Lege (Universität Greifswald) am Freitag. Der Rechtswissenschaftler wird sich in seinem Vortrag den Konzepten ‚Besitz‘, ‚Eigentum‘, ‚Kapital‘, ‚Vermögen‘ und ‚Macht‘ aus rechtlicher und philosophischer Perspektive nähern. In den kommenden Wochen geht es dann weiter mit Themen wie ökonomischem Kolonialismus in Mosambik, Neoliberalismus in El Salvador, Rohstoffkonflikte in Ecuador, Kinderhandel, Genitalverstümmelung, Ernährungssouveränität und Perspektiven selbstbestimmter regionaler Ernährungspolitik, Mieterrebellion und Gentrifizierung, Besitz von Bits, Freifunk, der GEMA-Alternative C3S und Erfahrungen mit alternativen Wohn- und Eigentumsformen. „Entwicklungspolitische Tage machen „Besitz“ zum Jahresthema 2014″ weiterlesen

Gedenken an NS-Opfer: 14 neue Stolpersteine für Greifswald

Am Mittwoch wird Gunter Demnig in Greifswald 14 neue Stolpersteine an insgesamt neun Standorten verlegen. Der Berliner Künstler erinnert mit diesen Gedenktafeln seit 1995 an das Schicksal von Menschen, die während der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben wurden. Mittlerweile kann man mehr als 45.000 Steine in 18 europäischen Ländern finden.

(Fleischervorstadt-Blog, 2013)

Die ersten elf Stolpersteine in Greifswald verlegte Demnig 2008. „Gedenken an NS-Opfer: 14 neue Stolpersteine für Greifswald“ weiterlesen

Greifswalder Hausbesetzer feiern mit ihren Nachbarn buntes Straßenfest in der Brinke

Mehr als 200 Besucher folgten am vergangenen Sonnabend einer Einladung der Initiative „Brinke 16-17 erhalten“ zu einem Straßenfest vor dem seit drei Wochen besetzten Gebäude in der Brinkstraße und erlebten dort ein unterhaltsames Nachmittagsprogramm.

Dabei war das Fest eher eine aus der Not geborene — aber trotzdem nicht weniger gelungene — Improvisation, denn eigentlich war kein Straßenfest, sondern die Eröffnung eines Stadtteiltreffs in den Räumlichkeiten des Bioladens Sonnenmichel geplant. Doch es sollte etwas anders kommen.

Nach Intervention durch Verwaltung und Eigentümer musste auf dem Gehweg gefeiert werden

Die Eröffnung musste nach der Intervention der Bauaufsichtsbehörde und nach der Untersagung unter Androhung rechtlicher Mittel durch Hauseigentümer Roman Schmidt auf den Bürgersteig vor dem Haus verlegt werden. Bereits in der vergangenen Woche lehnte CDU-Fraktionschef Axel Hochschild den Vorschlag von Bürgerschaftsmitglied Ulrich Rose (Alternative Liste) ab, die Hausbesetzerinnen an einen runden Tisch zu holen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Man könne sich schließlich nicht mit Straftätern an einen Tisch setzen, ließ Hochschild ungewohnt berührungsscheu verlauten. Alle bisher für den Stadtteiltreff geplanten Veranstaltungen werden nun vorläufig im Rahmen der Mahnwachen vor dem Haus stattfinden.

Heiko Pult von der Initiative „Brinke 16-17 erhalten!“ äußert sich verwundert und traurig über so viel Gegenwind: „Andernorts werden mit viel Geld und Mühe, politischer und verwaltungstechnischer Unterstützung solche sozialen Begegnungs- und Veranstaltungsorte künstlich geschaffen. Und dort, wo ein solcher Ort von alleine und nur mit Hilfe ehrenamtlichen Engagements entstanden ist und weiterentwickelt werden soll, werden die Initiatoren beschimpft, abgestempelt und mit Hilfe der Verwaltung behindert.“

Trotz aller Widrigkeiten mit der Verwaltung und der Kommunalpolitik wurde am Sonnabend zumindest die Idee eines zukünftigen Stadtteiltreffs eröffnet. So konnten die Besucher in den geplanten Räumen des Stadtteiltreffs eine Chronik des Hauses ansehen, die zusammen mit einer Bildergeschichte ausgestellt wurde.

Draußen auf dem Gehweg fand währenddessen das Straßenfest statt und unterhielt die anwesenden Gäste und Nachbarinnen mit Auftritten der synthiBros, der beiden Musikerinnen Romni sowie der Impro-Gruppe des Greifswalder Studententheaters StuThe. Für die zahlreich herangekarrten jüngeren Gästen wurde zusammen mit den Kunstwerkstätten ein buntes Kinderprogramm von Trampolin bis Kinderschminken auf die Beine gestellt. Zur Eröffnung sprachen neben Vertreterinnen der Initiative auch die Bürgerschaftsmitglieder Stefan Fassbinder (Grüne) und Jörg Kasbohm (Die Linke).

Schönwalde II: Serieneinbrecher aus der Nachbarschaft überführt

Logo Polizei MVIn der vergangenen Woche überführte die Greifswalder Polizei einen Serieneinbrecher, der in den zurückliegenden Sommermonaten etwa 80 Kellereinbrüche in Schönwalde I und Schönwalde II begangen haben soll.

Der 25-jährige Mann, der selbst in Schönwalde II wohnt und sich daher vor Ort gut auskannte, soll Werkzeuge, Lebensmittel, Fahrräder „und im Grunde alles, was nicht ‚Niet- und Nagelfest‘ war“ [sic!], gestohlen und versetzt haben. Dabei soll der inzwischen geständige Einbrecher stets die gesicherten Kellerverschläge mit einem Schraubendreher aufgehebelt haben. Als Tatmotiv gab der junge Mann die Finanzierung seiner Drogensucht an.

  • Greifswalder Polizei klärt Vielzahl von Kellereinbrüchen (PM Polizei, 17.10.2014)