Gastbeitrag: Reiner Calmund und wie er die Welt sah

Ein Gastbeitrag von Einheitsdave und Vincent Stoa

„Nie gehört! Was soll das denn für ein Magazin sein?“ Das Kartenabreißweiblein taxiert uns mit misstrauischen Blicken, als wir ihr unseren selbstgebastelten Journalistenausweis entgegenstrecken. „dein.stadtmagazin, der Greifswald-Guide, der Wissen schafft! Noch nie davon gehört? Wir haben doch vorhin extra mit der Agentur telefoniert!“, entgegnen wir, verzweifelt um eine entspannt-selbstsichere Haltung bemüht. Sie lässt uns passieren, und wir machen uns auf den Weg ins Innere der Stadthalle, wo bereits hunderte von Gästen der bevorstehenden Veranstaltung harren.

IN DER HÖHLE DES LÖWEN

Reiner Calmund, so versprachen die Plakate der WVG, käme nach Greifswald. Um geschlagene zwei Stunden darüber zu referieren, ob man Fußball und Wirtschaft miteinander vergleichen könne. Seit Wochen schon verfolgte uns sein bübisch grinsendes Konterfei bei all unseren Stadtgängen.

reiner calmund greifswald

Wir mischen uns unter die munter brabbelnde Masse im Foyer, die zwischen Sektausschank und Signiertisch wabert. Jeder einzelne von ihnen hat knapp siebenundzwanzig Euro ausgegeben für — ja, für wen eigentlich? Unser bisheriges Leben haben wir so fußballfrei wie nur irgend möglich gehalten. Vincent erinnert sich: „War im Schulunterricht mal ein Turnier angesagt, verwendete ich alle meine Bemühungen darauf, keinen Ball an den Kopf geschossen zu bekommen. Einem Amerikaner könnte ich auf einem Bierfilz wohl noch eher die Heisenbergsche Unschärferelation als die Abseitsregel erklären. Und selbst beim Tischkicker versage ich jämmerlich und war ernsthaft erstaunt, als mir jemand vor kurzem erklärte, das man mit den Stangen nicht wild herumwirbeln dürfe.“ „Gastbeitrag: Reiner Calmund und wie er die Welt sah“ weiterlesen

Pop am Wochenende: Feine Sahne Fischfilet „Scheitern und Verstehen“

Die Reihe “Pop am Wochenende” versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.

feine sahne fischfilet(Foto: Ole Olé)

Vom ländlichen Raum auf den Titel der taz — was im letzten Monat mit der Band Feine Sahne Fischfilet geschehen ist, hatte wohl niemand auf dem Schirm gehabt. In knapp zwei Wochen wird das neue Album Scheitern und Verstehen beim Hamburger Elektro-Indie-Label Audiolith erscheinen, doch schon jetzt steht fest, dass Feine Sahne Fischfilet mit dieser Veröffentlichung einen unheimlich großen Schritt nach vorne gegangen sind.

Amtlich geprüft: Die gefährlichste Band Vorpommerns „Pop am Wochenende: Feine Sahne Fischfilet „Scheitern und Verstehen““ weiterlesen

Festgehalten: Der Sturm

Mir ist, als würd‘ der Wind mich rufen / Als sollt‘ ich ihn heraufbeschwören / Und mit Geschick mein Glück versuchen / Von fern kann ich sein Heulen hören / Pfeifend zieht er durch den Hafen / Peitscht die Wellen übers Meer / Wirbelt Staub auf in den Straßen / Und kommt mit Licht und Lärm zu mir / Wie er durch die Straßen fegt / Und tobt und brüllt und wütet / Was er in Schutt und Asche legt / Hat der Mensch vor ihm verwüstet / Sturm, weh wild und frei / Sing mir Dein Lied / Zeig mir den Dreh / Sturm, auf hoher See / Mach, dass es geschieht / Brich die Deiche entzwei.*

hafen greifswald herbst(Foto: Felix Norenz)

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*Blumfeld: Der Sturm (2003)

Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #31

Die Umgebung kommt mir vor wie in Technicolor / Wenn ich trinke / Glaub mir oder nicht, hier ist Las Vegas für mich / Wenn ich trinke / Ein glitzernder Preis, ein neuer Beweis / Wenn ich trinke / Und ich durchschau was ich will / Und ich genieße es still / Und man lächelt mich an / Ich fühle mich wie ein Mann / Wenn ich trinke / Veracht‘ mich, aber glaube mir / Ich lieb das Leben, das ich führ‘ / Wenn ich trinke*

kurze wege lange nächte

Das Wochenende zeigt sich in Greifswald von seiner abwechslungsreichen Seite und bietet zahlreiche Veranstaltungen im Spannungsfeld von Edukation und Exzess. Eine Übersicht. „Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #31“ weiterlesen

Vortrag über NSU: „Wenn wegschauen tötet“

Heute Abend findet im IKUWO ein Vortrag mit anschließender Gesprächsrunde über den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) statt. Die hierfür gewonnene Referentin Katharina König (Die Linke) sitzt im Thüringer Landtag und ist Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss, der im Wochentakt neue Skandale generiert. Sie wird von Richard Goldstein begleitet, der sich seinerseits seit mehreren Jahren intensiv mit der sächsischen Neonaziszene auseinandersetzt.

wenn wegschauen toetet nsu

Die beiden wollen in ihrem Vortrag nicht nur  über die 13 Jahre des NSU referieren, sondern auch „eine Situation in Ostdeutschland aufzeigen, in welcher rechte Netzwerke entstehen konnten, aus denen diese Mordserie resultiert.“ Es gibt derzeit nur wenige Personen, die soviel von der Aufklärung über die Verwicklungen zwischen NSU und Verfassungsschutz miterleben wie Katharina König. Insofern verspricht der Abend Informationen aus erster Hand über ein hochbrisantes und noch längst nicht beendetes Thema.

Fakten: 25.10. | 19.30 Uhr | IKUWO

Streetart-Protest gegen Straze-Verfall: „Wir würden lachen, wenn wir nicht weinen müssten“

Letzte Nacht und pünktlich vor der heutigen Podiumsdiskussion begann die Straze zu weinen. Auf dem Blog der Hedonistischen Internationalen Greifswald meldet sich die neue Sektion Schöner wohnen zu Wort und merkt voller Zynismus an, dass man lachen würde, wenn man nicht weinen müsste:

„Fast 5 Jahre ist es nun her, dass die Uni das Haus Stralsunder Straße 10/11 an den Berliner Investor Douglas Fernando und seine Immobilienfirma “Petruswerk” verkaufte. Zur gleichen Zeit war weder die Uni noch die Stadt Greiswald gewillt, mit dem extra gegründeten Verein “Kultur- und Initiativenhaus” zu reden, bzw. deren Kaufangebote auch nur in Erwägung zu ziehen. Nach 5 Jahren Leerstand und Verfall findet heute der mindestens 100. Versuch statt, bei dem die Gruppe “Kultur- und Initiativenhaus e.V.” auf diesen Missstand hinweisen will. RETTET DIE STRAZE!“

stralsunder strasse 10 traenen(Foto: HIHGW, CC-Lizenz)

  • Schöner wohnen (HIHGW, 24.10.12)
  • Podiumsdiskussion zur Zukunft der Straze (Fleischervorstadt-Blog, 23.10.12)

Fakten: 24.10. | 18 Uhr | St. Spiritus